Ende Mai musste mein Bruder Sjoerd eine Dutchtub-Badewanne nach Oenzlen ausliefern. Also holte er mich am Morgen ab, und los ging die Fahrt - die reichlich abenteuerlich werden sollte.
Nach einer langen Schönwetter-Periode hatten wir ausgerechnet einen richtig nassen Tag erwischt, um die schilfgrüne Dutchtub-Outdoorwanne nach Oenzlen zu liefern. Aber mit einem Hänger inklusive wertvoller Fracht hat man es bekanntlich auch etwas weniger eilig. Also tuckerten wir auf der Autobahn in Richtung Bern, um dann auf abenteuerlichen Wegen in Richtung Wynigen und Oenzlen gelenkt zu werden.
Erstaunlich, was das TomTom-Gerät für seltsame Routen kennt. Die Strasse hoch zum abgelegenen Bauernhof war schon steil und relativ schmal, die letzten Meter verliefen dann auf einem Feldweg. Wie wir beim über 300jährigen Hof vorfuhren, blickte uns links ein Chinchilla mit grossen Augen an, rechts standen drei Ziegen und zwei Esel in der Wiese. Und wie wir uns der Haustür näherten, legten drei Hunde los. Wer braucht da schon eine Klingel?
Kurz darauf begrüsste uns die Hausherrin - und zeigte uns, wo im Garten die Wanne hin sollte. Zum Glück mussten wir den Dutchtub nur ganz kurz hochkant tragen, um ihn an seinen Standort zu bekommen - zwischen Karnickeln, Hühnern und viel Grünzeug. Danach wurden wir noch auf einen Kaffee in die Stube gebeten, wo wir der Kundin die Funktionsweise des Bades erklärten und ihr die nötigen Unterlagen aushändigten.
Ehe wir uns wieder auf den Weg machten, hängten wir noch spontan eine Besichtigungsrunde durch den mit erheblichem Aufwand restaurierten Hof an. Im ersten Stock musste zum Beispiel im Zuge der Renovation die Decke angehoben werden - auf Kosten von etwas Stauraum in der Scheune. Auch nach dem Umbau betrug die Raumhöhe kaum zwei Meter, davor lag sie aber bei knapp über 160cm - nichts für Klaustrophobiker.
Wie wir Oenzlen hinter uns liessen, wartete das nächste Abenteuer auf uns: Sjoerd wollte noch eine Wanne in Adligenswil bei Luzern abholen und hatte keine Lust auf einen Umweg über die Autobahn. Statt dessen lenkte uns das Navigationsgerät durch etliche Käffer und Krachen des Emmentals und Entlebuchs, bis wir am Freitag Nachmittag im Moloch Luzern an - und kaum durchkamen. Irgendwann war es doch geschafft und wir klingelten in Adligenswil an der Tür von Bekannten, die ihren Dutchtub nach zwei Jahren wieder retournieren wollten.
Schon der Weg zur Haustür machte klar: Hier wartete ein Kraftakt auf uns. Denn die Treppe, die an den Terrassenhäusern vorbei führte, war schmal und lang, und oben beim Haus mussten wir noch irgendwie an der freistehenden Metalltreppe vorbei kommen. Nun, zum Glück ist Sjoerd einen Kopf grösser als ich - und hat entsprechend lange Arme. So bekam er den Dutchtub auf der einen Seite sicher zu greifen, während ich an der Stahlspirale zupackte. Kurz darauf stand die Wanne wieder aufm Hänger, bereit für den Rücktransport - und um als Occasion verkauft zu werden.
Winter Mood
vor 2 Tagen
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