Montag, 27. September 2010

Erich der Herzlose und der Volkswille

Am Wochenende haben sich 68% der Abstimmenden in der Stadt Bern gegen einen Verkauf des Reitschule-Areals an den Meistbietenden ausgesprochen. Statt diesen demokratischen Entscheid zu akzeptieren, will Erich Hess nun auf kantonaler Ebene über den Fortbestand des Kulturzentrums abstimmen lassen.

Im Vorfeld der Abstimmung hatte sich Erich ohne Herzeli weit aus dem Fenster gelehnt: Es gehe um die Tilgung eines Schandflecks und eines rechtsfreien Raums mitten in Bern. Nun, es sieht ganz so aus, als ob die Stadtberner Stimmberechtigten der Argumentation dieses nassforschen Jung-SVPlers mit kaum zu übersehendem Blocher-Nachäff-Symptom (siehe Bild unten) nicht folgen konnte oder wollte. Denn über 68% der Stimmenden legten ein Nein gegen Hess’ Idee einer Veräusserung des Areals an den Meistbietenden in die Urne. Es war dies bereits die fünfte Abfuhr für eine gegen die Reitschule gerichtete Initiative.

Nun könnte Erich ohne Herzeli einsehen, dass für ihn und seine Froue und Manne in weltoffen-urbanen Milieus nun einmal kaum etwas zu holen ist – und den Willen des Souveräns, in diesem Fall der Stadtberner Stimmberechtigten, respektieren. Denn seine Partei, die sehr verwirrten Patrioten von der SVP, hält ja sonst den Respekt vor dem an der Urne geäusserten Willen des Volkes immer sehr hoch (oder nicht immer, aber zumindest immer dann, wenn das Volk im Sinne der SVP entschieden hat). Aber nein: Erich ohne Herzeli erweist sich als mieser Verlierer.

Darum geht es: Das Kulturzentrum Reitschule,
Denn wie er nun ankündigt, will er die Frage nach dem Fortbestand der Reitschule auf kantonaler Ebene an der Urne beantwortet wissen: Die Reitschule sei als Schandfleck ein Problem für den ganzen Kanton Bern, und zudem müsste dieser rechtsfreie Raum doch einfach verschwinden. Man darf gespannt sein, wer ausser der SVP und Erich Hess noch der Meinung ist, dass man in Frutigen und Hasle-Rüeggsau über die Stadtberner Kultur- und Jugendpolitik mitentscheiden soll – und wie dieser Eingriff in die kommunale Kompetenz der Stadt Bern dann verfassungsrechtlich begründet wird. Und wichtiger noch: Die Partei vom Erich soll doch bitte schön erklären, wie sie es mit dem Respekt vor Volksentscheiden, dem Föderalismus und der Verschwendung von Steuergeldern durch plebiszitären Leerlauf hält.

Mein Rat an den Erich ohne Herzeli: Werd mal erwachsen, lad keine aktenkundigen Rechtsextremen aus Deutschland mehr zu Übungsschiessen in der Schweiz ein – und lerne, mit Niederlagen zu leben. Wenn das Volk nicht so will wie Du, dann sollst Du Dir nicht ein anderes Volk suchen, sondern in Dich gehen. Wenn Du das nicht willst, kannst Du auch gerne sonst wohin gehen. Zum Beispiel zur Hölle fahren – das solltest Du als gelernter Lastwagenführer doch noch hinbekommen.

1 Kommentar:

  1. Seit wann wird in der Schweiz das gemacht was das Stimmvolk will? Es wird so lange abgestimmt mit immer neuen Vorlagen , wo man nein stimmen muss um ja zu sagen oder ja, um nein zu meinen. Demokratie ist sicher was schönes, wenn man sie denn auch so respektiert wie das Volk es will. Auch wir hatten eine kantonale Abstimmung die dritte in der Art. Hoch verworfen noch höher als das in Bern und schon arbeiten sie eine neue aus.

    Beste Grüsse yoe

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