Selbst in den Vereinigten Staaten als globaler Hochburg des motorisierten Den-faulen-Arschbewegens haben dies einige Leute eingesehen, und das sogar ausserhalb ausgewiesener Fahrrad-Hochburgen wie Portland (Oregon). So ist erst kürzlich ein Fahrrad-Verleihsystem in Denver (Colorado) in Betrieb genommen worden. Prompt stösst dieses bei den Wirrköpfen der Tea-Party-Bewegung auf vehementen Widerstand. Zum Wortführer dieser Wirrköpfe hat sich der Unternehmer Dan Maes aufgeschwungen, der seine Brötchen wohl kaum mit Fahrrädern verdienen dürfte.
So viel vorweg: Man braucht die von Paranoïa und Misstrauen gegenüber allem Fremden geprägten Gedankengänge von Anhängern der Tea-Party-Bewegung nicht zu verstehen (genau genommen geht das bei klarem Verstand wohl auch nicht). Aber was Dan Maes, der immerhin für den Posten des Gouverneurs von Colorado kandidiert und die interne Ausmarchung in der Republikanischen Partei bereits für sich entschieden hat, gegenüber der Denver Post zum «Besten» (eher wohl doch eher zum Schlechtesten) gab, lässt mir die noch verbliebenen und eben erst adrett gestutzten Haare zu Berge stehen.
Denn Maes zieht vom Fahrrad-Verleih-System in Denver eine direkte Verbindung zum «International Council for Local Environmental Initiatives» (ICLEI), dem weltweit 1200 Kommunen angehören – die Hälfte davon in den USA. Bei Maes klingt das dann so: «At first, I thought, 'Gosh, ... what's wrong with people parking their cars and riding their bikes?' But if you do your homework and research, you realize ICLEI is part of a greater strategy to rein in American cities under a United Nations treaty. This is bigger than it looks like on the surface, and it could threaten our personal freedoms.»
In Reih und Glied, bereit zum Sturm auf uramerikanische Werte? Leihräder in Taipeh.
Fahrradverleih-Systeme als Bedrohung der Freiheit, als trojanisches Pferd einer über die USA zu errichtenden UNO-Fremdherrschaft: Ist ja wahrlich interessant. Hinter solchen Plänen muss eine fiese Gehirnwäsche der Weltschattenregierung UNO stecken, folgert Dan Maes scharf – und ruft folgerichtig alle freiheitsliebenden Amerikaner zum Widerstand gegen Fahrradverleih-Systeme auf. Laut Maes verstossen diese gar gegen die US-Verfassung.
Angesichts so viel gequirlter Kacke stellt sich mir die Frage, welche Kernwerte amerikanischen Wesens genau Dan Maes durch diese Systeme gefährdet sieht. Oder geht es ihm letztlich nur darum, dass Fahrräder kaum noch in den USA gefertigt werden und technisch längst überholte Spritschlucker aus der Region Detroit ausm Strassenbild verdrängen könnten? Wenn auch in 20 Jahren noch Autos in den Vereinigten Staaten produziert werden sollen, ist den dortigen Herstellern eine Neuausrichtung auf verbrauchsgünstige Modelle zu empfehlen – und nicht eine Lobbyarbeit, welche das Fahrrad zu einer Popanz aufbauscht, zu einem Einfallstor für die UNO und für unamerikanische Ideen.
Vor allem aber wäre es an der Zeit, Mitglieder der Tea-Party-Bewegung mal auf die gequirlte Kacke festzunageln, welche ihre Anhänger ohne Beweise von sich geben – und mit der sie das politische Klima in den USA nachhaltig vergiften. Denn die Mär vom Fahrrad als Bedrohung der amerikanischen Wesensart ist nur ein Hirngespinst unter vielen.
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