Auf dem Rückweg aus Taiwan machte ich in Peking Halt - was erfreulich mühelos von Statten ging. Einige Schnappschüsse und Eindrücke von der Rückreise will ich den Besuchern meines Blogs nicht vorenthalten.
Auch die Ummauerung des neuen SRAM-Asienhauptsitzes kommt im Corporate Design daher.
Den letzten Morgen in Taiwan verbrachte ich in der Verwaltung des Carbon-Spezialisten Mekkem. Dort konnte ich an letzten Texten für einen grossen Jackentest im Outdoor Guide arbeiten, ehe wir vom Chef John Lin zum Mittagessen chauffiert wurden. Der Weg zum Restaurant führte an den Asien-Headquarters von SRAM vorbei, wo sich seit meinem Besuch im vergangenen Juni eine Menge getan hat. Nach dem Mittagessen und einem Kaffee wurde ich von Marvin zum Bahnhof der Highspeed Railway gefahren.
Von Taichung brauste ich zum Bahnhof des internationalen Flughafens Taoyuan, immerzu am Laptop arbeitend. Weiter ging es mit dem Shuttlebus zum Terminal 2, dem besten am Flughafen Taoyuan. Denn hier hat man an allen Gates gratis WLAN, und auch sonst ist das Terminal geschleckt und modern. Im Flieger, den ich gegen 18 Uhr als einer der letzten betrat, war es rappelvoll: Jeder Chinese schleppte mehrere Taschen mit Konsumgütern aus Taipeh in die Kabine. So kam mein Rucksack (aber leider nur mein Rucksack) in den Genuss eines Platzes in der Business Class - die auf diesem Air China-Flug aus gerade einmal vier Plätzen bestand.
Während des Flugs ergab sich ein sehr interessantes Gespräch mit einem 34jährigen Taiwanesen, der auf der anderen Seite des Gangs sass. Er war zu stilsicher angezogen, um ein "Mainlander" zu sein, und sein Englisch auch zu gut. Er hiess Jack, stammte aus Taichung und arbeitete seit einigen Jahren für Philip Morris China in Peking. Und war in einem Flieger voller Einkaufstouristen mit vollen Taschen eine willkommene Ausnahme. Nachdem ich mich in Peking von Jack verabschiedet hatte, erfuhr ich am Zoll, dass ich für meinen Kürzestaufenthalt in Peking gar kein Visum gebraucht hätte. Na toll!
Was man mit diesem Schildchen genau mitzuteilen versucht?
Den mir beschriebenen Informationsschalter von Air China fand ich ohne Probleme, und tatsächlich hatte man dort auch einen Zettel mit meinem Namen drauf. Es klappte also mit dem Stopover-Hotel, offeriert von der Fluggesellschaft wegen der Streichung des Nachtflugs. Am Zoll hatte ich einige Deutsche getroffen, die direkt im Web gebucht hatten und keine Ahnung vom Anspruch auf ein Stopover-Hotel bei Flug-Annulierungen hatten. Die verbrachten dann halt die Nacht im Flughafen Pekings.
Beim Blick aus dem Fenster war der Kontrollturm des Flughafens hinterm Lagerhaus zu sehen.
Ich dagegen wurde nach einer halben Stunde Warten (kein Problem, ich konnte Strom aus der Steckdose ziehen und hatte zu tun) zu einem nicht mehr ganz taufrischen Ford Transit mit Bestuhlung geführt und in dieser Rumpelkiste ins Hotel gefahren. Dieses lag zwischen Lagerhäusern grosser Logistikunternehmen an der Peripherie des Flughafens. In den Gängen miefte es gehörig nach Rauch, aber die Dusche erwies sich als überaus funktionell und die Betten waren zwar eher hart, aber sauber. Nichts dran auszusetzen. Schmunzeln musste ich über die Warnung vor Drogen, die man in pädagogischer Absicht in die Zimmer gestellt hatte - etwas gewöhnungsbedürftig, das Englisch: "Make life refused to drugs".
Gleich links neben dem Gebäude führt eine der Anflugsschneisen durch-
Dank der Great Firewall war mit Firefox in Peking nicht viel zu wollen, der Mailverkehr und auch Skype funktionierten dagegen tadellos. So konnte ich endlich die letzten Texte an die Redaktion des Outdoor Guide schicken. Witzig war, dass sich am nächsten Morgen beim Frühstück heraus stellte, dass ich der einzige Nichtchinese in diesem nach volksrepublikanischen Massstäben "Business-Hotel" mit drei Sternen war. Das Frühstück war denn auch "decidedly non-continental". Vor allem aber vermisste ich Kaffee oder irgend etwas zu trinken, egal ob Wasser oder Fruchtsaft. So beschränkte sich das Frühstück auf kalten Fried Rice mit Pepperoncini-Scheiben. Mal was anderes als Speck, Rührei und Miso-Suppe.
Grosse Stadt, grosser Flughafen - und dazu noch alles sehr neu, dank Olympia 2008.
Die letzten 15 Minuten bis zur Abfahrt des Shuttlebusses verbrachte ich im Freien. Vom berüchtigten Peking Smog war nicht viel zu merken. Die Flieger donnerten zwar tief über die Dächer der Lagerhäuser und des Hotels, aber immerhin schien endlich mal wieder die Sonne. Das hatte mir in Taiwan diesmal arg gefehlt. Der Bus zum Terminal war dann wieder grotesk überfüllt, weil Chinesen nicht ohne ihren halben Hausrat reisen zu können scheinen. Und zu allem Überfluss musste ich als einziger und erster beim Internationalen Terminal 3 aussteigen - und dabei über das Gepäck der anderen klettern.
Noch ohne Kaffee im Leib: Im Flughafen Peking, Mittwoch gegen 13 Uhr Ortszeit, 6 Uhr MEZ.
Im Terminal angekommen, wechselte ich zuerst einmal 1000 NT$ und bekam dafür nach Abzug einer Pauschalgebühr 157 Renminbi. Das reichte gerade so für zwei grosse Capuccinos, ein Schokoladen-Erdnuss-Gebäck und ein im Faktor Drei überteuertes Time Magazine, wie sich heraus stellen sollte. Immerhin war der Flieger nach Frankfurt weit moderner als die Kiste aufm Hinweg oder der noch dubiosere Flieger, der uns von Taipeh nach Peking gebracht hatte. Und mit dem Platz direkt am Gang konnte ich auch zufrieden sein. Leider gelang es mir nicht, im Flieger zu schlafen, da kam mir nach acht Tagen Asien der Tag-Nacht-Rhythmus in die Quere. Und zu allem Überfluss schaffte ich es noch, einen Drittel des einzigen Bierchens, das ich mir im Flieger gönnte, über den eigenen Schoss zu kippen. Zum Glück drei Stunden vor der Landung in Frankfurt, so konnte die Bescherung bis zum Aussteigen wieder einigermassen trocknen.
Erstaunlich praktisch: Die Kombi-Steckdosen am Flughafen Peking funktionieren ohne Adapter.
It's a long hard road: Einmal quer über Russland mit Zugabe, bitte.
Kaum gelandet, hatte ich in Frankfurt die Redaktion von Tages Anzeiger Online am Draht - Mist, ein Beitrag für den Bike-Blog musste ja auch noch her. Aber kein Problem, noch war ja Zeit in Frankfurt. Oder wäre gewesen, denn der FraPort wurde seinem üblen Ruf als Servicewüste und Schwarzes Loch für Reisende mal wieder gerecht: Die Kapazitäten am Security Check wurden nicht mal zu einem Drittel genutzt. Als ich schon 5 Minuten gewartet hatte, wurde ein weiteres Band geöffnet. Als ich endlich an die Reihe kam, wurde mein Band geschlossen. Ohne Sorry, ohne Begründung. Nur mit der barsch geäusserten Anweisung, sich am nächsten Band anzustellen. Hinten, versteht sich.
Fast am Ziel: Der Flieger hat in Zürich angedockt, kurz vor 20 Uhr MEZ am Mittwoch.
Meine Laune war somit bei der Rückkehr nach Europa gleich mal wieder optimal. Auch eine Trinkwasser-Zapfsäule gab es am Mini-Gate, von dem der letzte Flug abging, weit und breit nicht. In Taipeh und in Peking gibt's das an jedem einzelnen Gate, in Frankfurt nicht. Immerhin funktionierte die halbe Stunde Gratis-WLAN für Fluggäste, so dass ich den Beitrag für den Bike-Blog schon einmal aufgleisen konnte, bevor das Boarding des dritten Fliegers auf der Rückreise begann. Nach den 3 Stunden von Taipeh nach Peking und den fast zehn Stunden von Peking nach Frankfurt kam mir der Flug nach Zürich wie ein Hupfer vor.
Keine halbe Stunde nach der Landung des Fliegers stieg ich um halb neun Uhr abends mit dem Koffer in der Kralle in den Schnellzug nach Winterthur. Nach zehn Tagen Gigantomanie und grosser, weiter Welt sagte mir meine innere Stimme: Small is beautyful.
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