Samstag, 3. März 2012

Zwischen Bio, Tibet und Sünnelistan

In der Bahnhofsunterführung stach mir das Plakat für das Treffen der Blechfetischisten (auch bekannt als Autosalon Genf) ins Auge. Irgendwie weckte dieses bei mir widersprüchliche Assoziationen, eine Kakophonie aus Sympathie und Antipathie. Jetzt weiss ich auch, warum.


In farbiger, leicht antiquiert wirkender Bildsprache zeigt das Plakat des Autosalons die (Auto-)Fahrersicht auf eine Strasse im Grünen, die in Richtung Sonnen (Auf- oder Untergang?) führt. Wer Genf ein bisschen kennt, erkennt zudem in roter Farbe die stilisierte Silhouette des Hausbergs Salève sowie den Jet d'Eau (den man allerdings auch als einen von einem Impressionisten schwungvoll gemalten, magersüchtigen Hahn halten könnte). Und auch das Grau des Asphalts darf nicht fehlen.

Aber kommen wir zu meinen teils widersprüchlichen, teils brisanten Assoziationen: Die Farben, die für dieses Plakat verwendet wurden, kommen zu einem guten Teil auch im Logo des Öko-Labels "Natura Plan" vor. Das kann ein Zufall sein, muss es aber nicht: Es ist genau so denkbar, dass sich der Autosalon als sichere Bastion des PS-, Drehmoment- und Beschleunigungsfetischisten auf diese Art ein grünes Mäntelchen umzuhängen versucht, das der Veranstaltung nicht wirklich zusteht.


Nochmals brisanter ist die nächste Assoziationen, die mit den stilisierten Sonnenstrahlen auf dem Plakat zu tun hat. Als ich das Plakat zum ersten Mal sah, war ich darum irritiert. Und hab mich gleich mal im Internet darüber schlau gemacht, wie die Flagge von Tibet genau aussieht. Die Farbgebung ist zwar anders, die Sonne als zentrales Gestaltungselement und die von ihr abgehenden Strahlen spielen aber auf beiden Plakaten eine wichtige Rolle. Und das bei einem Salon, wo China als Lieferant wie als Abnehmer eine immer wichtigere Rolle spielt (für Rolls Royce ist die Volksrepublik seit kurzem der wichtigste Exportmarkt).

Und dann wäre da noch die letzte Assoziation, die in der Schweiz angesichts eines nahe am Horizont stehenden Sünnelis einfach unvermeidlich ist. Und auf die Partei verweist, die noch immer ungehemmt dem Fetisch des motorisierten Individualverkehrs huldigt und darin die einzig zumutbare Wahl für freiheitsliebende, nicht durch Sozialismus verkümmerte Bürger sehen, von A nach B zu gelangen.

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