Mittwoch, 7. Dezember 2011

Nachtrag zum Nachtrag: Hoch hinaus in Taichung

Während der Media Tour in Taiwan wurde die Journalisten-Schar mit einem Reisebus von Termin zu Termin gefahren. Aber nicht überall kam der Bus durch, und um ein Haar hätte sich der Chauffeur komplett festgefahren.

Im Osten Taichungs, gleich angrenzend an die Distrikte Tanzih und Beitou, erheben sich sattgrüne, steile Hügel. Sieht irgendwie dem Tessin nicht unähnlich, die Landschaft. Und wie im Tessin werden die Strassen auch in Taiwan enger und kurviger, je näher man diesen Hügeln kommt. Wie eng und wie kurvig, war unserem Busfahrer offenbar nicht bewusst. Denn der wollte uns pflichtschuldig zum Mittagessen auf einen Hügel hochkarren - und fuhr sein grosses Gefährt prompt in eine Sackgasse, aus der er nur dank fahrerischer Klasse wieder heraus fand. Und nach etwa fünfzehn Mal vor- und zurücksetzen, das alles auf engstem Raum, an Ästen vorbei schrammend und mit einem steil abfallenden Wiesenbord neben der Strasse.


Wie weiter? Die Abgesandten der Taitra (Aussenhandelskammer von Taiwan) zückten ihre Handies, und bald war klar: Der Wirt und seine Angestellten mussten uns mit mehreren Fahrzeugen abholen und den Berg hoch fahren. Es folgte ein unvergesslicher Anstieg: Zuerst noch normal asphaltiert und mit nur mässigem Gefälle einem Bach entlang führend, wurde die Strasse immer schmaler und kurviger. Den letzten Kilometer ging es im Zickzack den Berg hoch, mit Steigungsprozenten von deutlich über 20 Prozent und zuletzt über Betonplatten mit Querrillen, um genug Traktion zu bieten. Ich hab in den Alpen schon einiges an irrsinnig steilen Fahrwegen gesehen, aber das hier war Zoncolan multipliziert mit Angliru, um im Slogan der Rennradler zu bleiben. Und es wär ein ganz heisser Tipp für ein Bergzeitfahren - wenn da die Fahrer keine Compact-Kurbeln montieren und auch hinten grössere Kränze, dann weiss ich auch nicht mehr weiter.


Oben angekommen, erwartete uns nicht nur ein grosszügiges Mittagessen inklusive am Stück frittiertem Fisch, sondern auch eine Hammeraussicht auf Taichung. Und gleich hinter dem Restaurant wuchsen an den steilen Hängen Orangenbäume (Foto unten) - auch nicht schlecht! Für den Weg zurück ins Tal und zu unserem Reisebus stieg ich zusammen mit drei weiteren Journalistin zur Chefin ins Auto - denn die fuhr einen Allradler und kannte die Route in- und auswendig. Da fühlte ich mich besser aufgehoben als in einem der beiden Taxis oder dem alten Family-Van, der uns tapfer hochgekarrt hatte.


Kaum wieder mit dem Reisecar losgefahren, passierten wir übrigens noch einen Scooter-Verwertungsbetrieb: Schtottreife Scooter im Multipack, was will das Herz mehr. Zumindest die Dinger haben ausgelärmt und ausgestunken. Gut so.

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