Wenn viel Schnee fällt, rücken die Räumungsdienste aus. Die schieben all den Schnee weg von der Fahrbahn der Autos - und auf den Velostreifen. Wenn das kritisiert wird, zeigen Zürichs Blechkutscher ihren kollektiven Dachschaden. Einmal mehr und verlässlich wie das Amen in der Kirche.
Zwischen schwarzgeräumten Flächen türmt sich gefrorener Schnee,
und statt Kurven soll man als Velofahrer Ecken fahren.
An der Wülflingerstrasse verschwindet der Velostreifen unterm geräumten Schnee.
Es ist jedes Jahr die gleiche Geschichte: So bald wie in den vergangenen Tagen eine gewisse Menge Schnee fällt, wird auf Teufel komm raus gesalzen und geräumt. Und der Schnee wird dabei an den Strassenrand geschoben, zwischen den Randstein und diese seltsame, gelb gestrichelte Markierung auf der Strasse. Ja richtig, das wäre dann der Velo-Streifen. Die Folge: Velo- und Autofahrer kommen sich nochmals näher, als dies sinnvoll oder gesund wäre, und stehende Kolonnen zu überholen wird durch die räumungsbedingte Spurverengung so gut wie verunmöglicht.
Heikel: Spurverengungen durch geräumten Schnee, dazu wird das
Rechtsabbiegen zu einer heiklen Angelegenheit (Bild oben).
Wenn dieser nicht ungefährliche Missstand, diese nur allzu offensichtliche Ungleichbehandlung verschiedener Verkehrsträger (Logik: freie Auto-Fahrt auf Kosten der Velos) kritisiert wird, führt dies zu gehässigen Kommentaren der wie immer atemberaubend selbstgerechten Autofahrer-Fraktion: Das Velo sei für die Fortbewegung im Winter eh ungeeignet und ein enormes Unfallrisiko, wer im Winter Velo fahre, müsse einen an der Waffel haben, und weil die Velofahrer sowieso keine Strassensteuern zahlten, hätten sie auch gar nichts zu melden. (hier nachzulesen)
So werden Velo-Pendler am Winterthurer Bahnhof begrüsst (oben)
Und auch gegenüber vom Neumarkt bleibt dank den Schneeräum-"Künsten"
der Boys in Orange nicht viel vom Velostreifen übrig.
Dazu stelle ich fest: Die Strassenräumung wird wohl eher aus den Kassen der Kommunen finanziert als aus der Motorfahrzeug-Steuer. Und Velofahrer zahlen auch reguläre Steuern, jedenfalls die meisten. Dass die Autofahrer über die Berechtigung von Forderungen seitens der Velofahrer urteilen wollen, selber aber auf der umgehenden Schwarzräumung der Strassen pochen und andernfalls reihenweise Unfälle bauen, ist auch etwas seltsam. Von mir aus dürfte der Schnee gerne durch Walzen verfestigt statt halbbatzig und nur bis zum Velostreifen geräumt oder mit Unmengen von Salz bekämpft werden.
Weitere Beispiele von schneeräumungsbedingten Verengungen der Velostreifen:
Technikumstrasse (oben) und Kreuzung Schützen- und Neuwiesenstrasse.
Wenn man wegen der winterlichen Strassenverhältnisse doch mal ins Rutschen geraten sollte, ist ein Velo einfach wieder unter Kontrolle zu bringen: Ein Fuss von der Pedale, Gegensteuer geben und Finger weg von der Bremse - mehr braucht es meist nicht. Wenn dagegen ein Auto ins Rutschen gerät, wird es brandgefährlich. Wie zuletzt in Adliswil, als ein Fussgänger auf dem Trottoir von einem BMW erfasst wurde. Dessen Fahrer, ein 27-jähriger Schnösel, hatte auf den "Luxus" von Winterreifen verzichtet und in einer langgezogenen Kurve die Kontrolle über seinen Wagen verloren.
Echt gefährlich: Der Abzweiger selber ist schwarzgeräumt,
aber fünf Meter später lauert so ein "Vorderrad-Fänger".
Kurzum: Wer im Winter mit dem Velo unterwegs ist, gefährdet sich schlimmstenfalls selbst - meist aber nicht einmal das. Wer dagegen mit dem Auto unterwegs ist, gefährdet auch andere. Und darum akzeptiere ich von Autofahrern nicht einen undurchdachten, faulen Spruch zu dieser Thematik. Und die Boys in Orange aka der Strassenunterhalt darf gerne die Gewohnheiten ändern und die Strasse bis zum Randstein räumen. Denn sonst erschweren sie den Velofahrern die Fahrten im Winter noch zusätzlich, und das kann wohl kaum der Sinn sein.
Und dann gibt's noch das Phänomen der Parkfeld-Schneemaden:
Diese ist gut 20cm hoch, und das mitten in der Fahrbahn.
Alle Bilder in diesem Beitrag sind übrigens am 14. Dezember innerhalb einer Viertelstunde entstanden, aufm Weg von meiner Wohnung zum Bahnhof und wieder retour. An gefährlichen Stellen mangelt es leider nicht. Und das in der selbsterklärten Velostadt Winterthur.
Weitere Links zur Thematik Schneeräumung und Velostreifen:
Winterthur, Dezember 2008 - und sie haben nichts dazu gelernt...
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