Nach einem faulen Start ins Jahr hab ich mich in der vergangenen Woche wieder in den Sattel geschwungen. Der Vorteil von Ausfahrten im Winter ist, dass die Bikes kaum dreckig werden. Dafür muss man hin und wieder auf die Zähne beissen.
Am Mittwoch machte der Nebel kurz nach Mittag der Sonne Platz, und es kündigte sich ein Prachts-Wintertag an. Also haute ich rasch ein Müesli rein, hüllte mich nach dem Zwiebelprinzip in verschiedene Schichten Sportbekleidung und schwang mich in den Sattel meines Trailbikes. Denn dieses hat alle Gänge an Bord und bietet eine Sitzposition, die einem bergauf auch auf verschneiten Wegen eine Chance lässt.
Wie ich den Eschenberg hoch stiefelte, sah ich beim Blick über die Schulter Winterthur in einem Nebelschleier liegen. Leider zückte ich erst später, auf halbem Weg in Richtung Sennhof, die Kamera. Und machte ein Panorama-Bild von der Stadt im Dunst. Nach etwa einer Stunde Fahrzeit waren meine Füsse jedoch unterkühlt: Spezielle Radschuhe mit Platten haben den Nachteil, dass in ihnen eine Kältebrücke eingebaut ist.
Und so kam es, dass die Freude nach der abgespulten Runde von elendiglichem Kuhnageln getrübt wurde, wie ich es schon eine Weile nicht mehr erlebt hatte. Dennoch hatte mich das Velofieber wieder gepackt, und so sass ich auch am folgenden Tag wieder im Sattel: Erst um halb Neun Uhr abends fuhr ich auf meinem kleinen, grünen Hardtail los, und diesmal war nicht der Eschenberg das Ziel.
Stattdessen strampelte ich via Töss der Autobahn entlang zum Golfplatz am Rossberg und von dort durch die Wälder zuerst in Richtung Chämleten, dann via Billikon und Ettenhusen zur Kyburg. Eigentlich hatte ich gar nicht vor, ganz bis nach Kyburg zu fahren. Schliesslich hat mein Jackal nur neun Gänge zu bieten. Aber in der Kälte und Dunkelheit gab es nur eines: In Bewegung bleiben, "Gring ache u trampe". Über mir donnerten derweil die Jets im Ostanflug in Richtung Flughafen.
Kurz zögerte ich oben in Kyburg, ob ich wirklich den kleinen Wanderweg zu fahren versuchen sollte - vor meinem inneren Auge sah ich mich schon die Hälfte der Abfahrt das Bike tragen, rutschend, fluchend und nach Halt suchend. Aber weit gefehlt: Die Route war von drei Bikern "vorgespurt", der Untergrund zwar gefroren und entsprechend rumplig, aber durchaus griffig. Ehe ich mich versah, war die spassige Abfahrt im Licht zweier Scheinwerfer-Kegel (Hope Vision Pro2 am Lenker, Exposure Lights' Diablo auf dem Helm) schon wieder zu Ende.
Kurz danach flitzte ich über die Töss-Uferwege wieder in Richtung Reitplatz. Gegen zehn Uhr abends traf ich im Gasthof zum Widder ein, wo ich mir gleich ein Bier gönnte. Und sieh an: Keine kalten Zehen, kein Kuhnageln. Weil die FiveTen-Schuhe keine Pedalplatten aufweisen, bieten sie der Kälte keine Brücke, sondern nur Halt auf den Pedalen. Und zudem Halt bei gelegentlichen Schiebepassagen, die sich auf Schnee und Eis nie ganz vermeiden lassen.
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