Donnerstag, 3. Januar 2013

Too young to die: Stand(er) up!


Die Mountainbike-Welt wurde am 3. Januar von einer traurigen Meldung durchgeschüttelt: Mit dem Südafrikaner Burry Stander ist einer der stärksten Fahrer bei einem Umfall getötet worden. Leider ist Stander kein Einzelfall.

Im vergangenen August zählte der Südafrikaner Burry Stander an den Olympischen Spielen von London zu den Medaillenkandidaten, und im Worldcup lieferte er sich begeisternde Duelle mit Nino Schurter. Ende des Jahres belegt Stander in der Weltrangliste der Disziplin Crosscountry den zweiten Platz. Erst im vergangenen Herbst hatte Stander geheiratet. Mit 25 Jahren hatte Stander die besten Jahre im Ausdauer-Sport noch vor sich, von der jungen Familie mal ganz zu schweigen.


Und nun diese Tragödie, eine weitere in einer ganzen Reihe ähnlicher Vorfälle: Schon im September 2012 kam der Spanier Victor Cabedo bei einer Kollision mit einem Fahrzeug unweit seines Wohnortes ums Leben. Am 16. Dezember 2012 wurde der spanische Mountainbiker Inaki Lejarreta (29) auf einer Trainingsfahrt von einem Auto erfasst und getötet. Mehr Glück hatten die britischen Rad-Stars Bradley Wiggins und Mark Cavendish, die ihre unangenehmen Begegnungen mit Blechkisten mit Schrammen, Prellungen und dergleichen überstanden. 


Zu Lejarretas Gedenken strömten kurz vor Weihnachten 8000 Radler in Madrid zusammen. Mit einer klaren Botschaft: Wir wollen nicht mehr akzeptieren, dass Trainingsfahrten potentiell lebensgefährlich sind. Wir fordern Respekt, auch wenn wir keine 2 Tonnen Blech als Argumentsverstärker dabei haben. Dazu gehört, dass beim Überholen genügend seitlicher Abstand gewährt wird - auch wenn dies bedeutet, dass man nicht sofort überholen kann.  Dazu gehört, dass einem der Vortritt nicht genommen wird, weil man ja nur ein "Velofahrer" ist.


Auch wenn die Umstände von Standers Tod im Moment noch unklar sind: Er ist wohl mit einem Kleinbus zusammen gestossen, der als Sammeltaxi unterwegs war. Die Fahrer solcher Sammeltaxis haben in Südafrika einen ausgesprochen schlechten Ruf, und der Fahrer im Falle Standers soll nach der Kollision abgehauen sein, womit die Schuldfrage schon weitgehend geklärt sein dürfte (inzwischen meldet die Polizei, dass sie wegen vorsätzlicher Tötung ermittelt). Aber diese Klärung macht Burry nicht wieder lebendig, und sie verhindert keine derartigen Tragödien in Zukunft.


In meinen Augen ist nun die Bike-Industrie gefragt: Sie soll eine "Burry Stander Foundation for Safe Cycling" ins Leben rufen. Diese Stiftung kann zusammen mit nationalen Radsport-Verbänden und der UCI Druck machen, um die Infrastruktur für Radsportler zu verbessern und ihnen mehr Platz im Verkehr einzuräumen. Vor allem aber gilt es, die Einstellung vieler Autofahrer zu ändern, die Radfahrern gleichgültig bis offen feindselig gegenüber stehen und ohne zu zögern mit deren Leben spielen, um selber zehn Sekunden zu gewinnen. 

Jung, talentiert - und nun das jüngste Opfer des Irrsinns auf unseren Strassen.

Ein Leben - zehn Sekunden. Wenn der Tod von Burry Stander nicht eine weitere, sinnlose Tragödie sein soll, sind Taten gefordert. Von Seiten der Branche zuerst, aber auch gerne von Seiten der Politik. Denn für das stundenlange, oft monotone Grundlagentraining sind öffentliche Strassen leider ohne Alternative. Und weil Radsportler so viele Stunden auf diesen Strassen verbringen, steigen die Chancen, in einen schweren Unfall verwickelt zu werden. Bloss: Das muss nicht sein. Nicht, wenn Velofahrer endlich mit Respekt behandelt werden. Von den Planern und von den Automobilisten. 

Stand up for your rights. Stander up!

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