Montag, 7. Januar 2013

Das Speibsackerl der Kalenderwoche 1

Wenn aus Obelix ein Obelitsch wird - oder wie Gérard Depardieu sich zu Putins Tanzbären macht, um seine Steuern zu optimieren: Das war für mich doch eher schwer verdauliche Kost.

Nicht erst seit seiner Verkörperung des Ur-Galliers Obelix gilt Gérard Depardieu als Vorzeige-Franzose. Bloss: Der Herr hat in den Jahrzehnten als Schauspieler gut verdient, ist auch zu einem Gastro-Unternehmer geworden. Und er will nun nichts von den höheren Steuern wissen, die der sozialistische Präsident François Hollande den reichsten Franzosen auferlegt, um die Staatskasse zu sanieren. Darum hat Depardieu noch im alten Jahr seinen Wohnsitz über die Grenze nach Belgien verlegt.


Das sei ihm unbenommen, auch wenn man nun einwenden könnte: Depardieu ist im französischen Kino gross und reich geworden. Und dieses Filmschaffen ist nicht eben für Kassenschlager bekannt, sondern für kulturell anspruchsvolle und vom Staat grosszügig mit Steuergeldern bezuschusste Kost. Die Grande Nation hat sich dieses Kino geleistet, um ein kulturelles Gegengewicht zu Hollywood zu schaffen. Man darf also davon ausgehen, dass ein Teil der Einkünfte Depardieus aus dem Kulturetat Frankreichs stammen.


So weit, so fragwürdig. Aber richtig peinlich bis unappetitlich wurde es erst, als Depardieu zu seinem Kumpel Vladimir Putin pilgerte, um einen russischen Pass überreicht zu bekommen. Wie nicht anders zu erwarten, nutzte Putin diesen Anlass zu Propaganda in eigener Sache - und Depardieu machte als tappsiger Tanzbär brav mit. Ungeklärte Todesfälle von Kritikern staatlicher Willkür und Korruption kamen genau so wenig zur Sprache wie das Vorgehen Russlands gegen die Frauen-Punkband Pussy Riot oder die schrittweise Einschränkung der Versammlungsfreiheit.


Nein, im Gegenteil: Depardieu war sich nicht zu schade, Putin als grossen Staatsmann und Russland als grosse Demokratie zu loben. Da musste ich schon fast zum Speibsackerl greifen, ganz ehrlich. Und so, wie ich den Familiennamen des russischen Präsidenten gerne um ein "a" erweitere (zu "putain"), biete ich dem Neurussen Gérard gerne ein zusätzliches "p" an. So ein Deppardieu, mon dieu!


PS: Auch die reichen Russen zahlen eher keine Steuern in Russland, sondern parken ihre Kohle zum Beispiel in Zypern. Diese Insel hat sich zu den Cayman Islands Osteuropas entwickelt und bietet sich an, um Steuern mit Hilfe von Offshore-Konstrukten zu optimieren. Ganz schön krank. Und heuchlerisch. Und damit allemal ein Speibsackerl wert.   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen