Freitag, 25. November 2011

Taipeh: Tourist's Tour de Force

Nach dem Pflichttermin beim 101 Tower machte ich mich mit Lyn aus L.A. und Tobias auf den Weg, um ihnen so viel wie möglich von Taipeh innert weniger Stunden zu zeigen. Die Tour de Force in Stichworten: Ximending Shopping Area, Longshan Temple, Snake Alley und Chiang Kai-Shek Memorial Hall.

Der Rohbau eines neuen Hochhauses im Juni (oben) und im November 2011 (unten).

Nach dem Imbiss im Food Market des 101 Tower zog es einen Teil der Journalisten zur Camera Alley, einer Gasse mit lauter Foto-Spezialgeschäften (auch bekannt als Hankou Street). Nico und Fabio mussten zurück ins Hotel, und Lyn und Tobias schlossen sich mir an. Auf dem Weg zur U-Bahn-Station Taipei City Hall machte ich noch ein Foto vom Rohbau eines neuen Hochhauses, das ich schon im Juni abgelichtet hatte (oberes Bild). Nicht schlecht, wie viel weiter die Taiwanesen innert 5 Monaten gekommen sind.

 
 
Mit der MRT flitzten wir ohne Umsteigen zur Station Ximen und standen kurz darauf vor dem Eingang von Taipehs grösster und ältester Fussgänger- und Shoppingzone Ximending. Im Web hatte ich gelesen, dass Taipeh hier am meisten Tokyo und dessen Bezirk Shibuya gleiche, also war dies für mich ein Pflichttermin. Zumal ich noch einen billigen, grossen Koffer finden musste und die Ximending Shopping Area dafür der richtige Ort war. Prompt wurde ich für 1700 NT$ fündig, etwa 50 Franken kostete mich der Kingsize-Koffer mit Rollen, gross genug für meinen kleinen Rolli und alle Geschenke mit Ausnahme des Mülleimers und der Ricecakes der Stadt Taichung.

 Die Autoren im Web hatten nicht zu viel versprochen: Schon am späten Freitag Nachmittag begannen sich die Gassen in Ximending zu füllen, Musik und Werbeslogans schepperten aus den Lautsprechern der Geschäfte und auf Grossleinwänden an den Fassaden wurden Produkte beworben. Wir schlenderten durch die Gassen der Fussgängerzone, ehe wir die grosse Cheng-Du Road querten und uns das "Red House Theatre", einen markanten, achteckigen Backsteinbau für Theateraufführungen und Konzerte, aus der Nähe anschauten.

 
 
Die vielen Kneipen mit Tischen und Stühlen auf dem Platz hinterm "Red House Theatre" lassen für warme Sommerabende ein pulsierendes Leben erwarten - wir waren dafür aber noch schlicht zu früh unterwegs. Aber für den nächsten Taipeh-Aufenthalt ist diese Ecke schon einmal vorgemerkt.
 
 
Von Ximen aus fuhren wir mit der MRT eine Station weiter zum Longshan-Tempel, dem grössten und ältesten Tempel auf dem Gebiet der Stadt Taipeh. Dort angekommen, stolperten wir in eine grössere, religiöse Zeremonie: Der Duft von Räucherstäbchen hing schwer in der Luft, in Gelb gewandete Damen verbrannten Papierschnitzel, sogenanntes "ghost money", und an diversen Stände vor dem Tempel wurden Opfergaben aller Art zum Kauf angeboten.

 
 
 
Auf dem Vorplatz tanzten Gläubige im Kreis, singend und klatschend um weitere Opfergaben, und im Tempel selbst war die Zeremonie in vollem Gange. Die einen sangen in Gruppen Mantras und klatschten im Takt in die Hände, andere sonderten sich ab und beteten leise für sich. Leise und respektvoll verfolgten wir für einige Minuten das Geschehen, ehe wir den Longshan-Tempel durch einen Seitenausgang verliessen.

 Auf Bitte von Lyn machten wir uns als nächstes auf zum Huaxhi Night Market, bekannter als Taipeh's Snake Alley. Einige der Stände an dieser überdeckten Gasse haben sich auf die Zubereitung von Schlangen-, Krokodil- und Schildkrötenfleisch spezialisiert, und die Tiere harren in Terrarien oder Käfigen der Dinge, die noch kommen mögen. Schon dies nahm Lyn ziemlich mit. Den Rest gab ihr dann eine halb aufgeschlitzte Schildkröte, die sich in der Auslage noch bewegte - kein schöner Anblick.

 
 
Um auf andere Gedanken zu kommen, schlug ich darum vor der Rückkehr ins Hotel noch einen Abstecher zum Chiang Kai-Shek Memorial vor, einem weiteren Wahrzeichen Taipehs. Zwar war es inzwischen dunkel geworden, aber ich war auf die Beleuchtung des Memorials und des dazugehörenden Parks gespannt. Zurecht, wie sich zeigen sollte: Das Eingangstor, das National Theater und die Concert Hall, die sich um den Liberty Square gruppieren, waren alle schön ausgeleuchtet.


Zudem bevölkerten noch eine Menge grosser Skulpturen den Park zwischen dem Liberty Square und der eigentlichen Memorial Hall für den umstrittenen Landesvater Taiwans, Chiang Kai-Shek. Diese Skulpturen lockerten die gestalterische Strenge des Parks rund um die Memorial Hall ein wenig auf. Aber auch beim zweiten Besuch verfehlte dieser Monumentalbau mit seinen dicken Beton- und Marmormauern die intendierte Wirkung nicht: Dafür zu sorgen, dass man sich als Mensch sehr, sehr klein fühlt.






 Wie wir die letzten Stufen der Treppe hinauf zum Mausoleum hinter uns brachten, fiel mir auf, dass sich niemand mehr im Mausoleum selbst aufhielt. Also auch keine Wachen in Paradeuniformen und mit blitzblank polierten, verchromten Helmen. Statt dessen stand ein einzelner Wachmann vor dem Eingang. Gleich darauf wurde klar, warum dem so war: Um punkt 18 Uhr setzten sich die schweren Metalltore des Mausoleums in Bewegung - der Bau wurde für die Nacht geschlossen. Was auch für mich etwas war, das ich so noch nicht gesehen hatte.
Auch in Taipeh ein leidiges Thema: Der Diebstahl von Fahrrädern.

Trotz Stossverkehrs in der U-Bahn und einem kleinen Fehler (eine Station zu weit gefahren und nochmals retour) traf unsere Dreiergruppe fünf Minuten vor sieben Uhr im Hotel United ein - rechtzeitig fürs Abendessen in einem thailändisch-malayischen Restaurant. Noch einmal griffen wir beherzt zu, ehe die Kollegen sich mit der Rolls Royce-Limousine zum Flughafen chauffrieren liessen.
Selbst nahm ich den High Speed Railway - und kam dabei noch einmal auf die Welt: Offensichtlich wollte kurz vor neun Uhr abends die halbe Stadt Taipei verlassen, die Kolonne am Ticketschalter wie an den Automaten war lang. So verpasste ich einen Zug - und weil ich nicht mit EVA Airlines, sondern mit China Airlines flog, konnte ich auch mein Gepäck nicht gleich am Bahnhof Taoyuan einchecken.

Auch so war ich noch locker rechtzeitig am Flughafen, bloss ging der Flieger nach Frankfurt vom alten Terminal 1 aus ab. Somit gab es keinen 7-Eleven für ein letztes Bier und einige Onigiris, kein WLAN an den Gates und auch sonst nur wenige Dutyfree-Shops. Also kam ich mit 900 NT$ im Portemonnaie in Europa an. Aber ich hab so das Gefühl, dass ich auch dieses Geld bald ausgeben kann.

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