Mittwoch, 9. Februar 2011

Für eine andere Schweiz

Zu Beginn des Wahljahres befindet sich die Linke in Meinungsumfragen in einem Tief. Kein Wunder, wenn man sich die verschrobene bis abgehobene Kampagne der SP anguckt. Und die mediale Meinungshoheit der SVP.


Bei der Überarbeitung des Parteiprogramms der SP fand ein Satz wieder Einzug in selbiges – und danach in sämtliche Schlagzeilen: Die Schweizer Sozialdemokraten setzen sich wieder die Überwindung des Kapitalismus zum Ziel. Damit haben sie potentielle Wähler in der Mitte verschreckt, ohne am linken Flügel mobilisierend zu wirken. Der Sinkflug in den Meinungsumfragen ist daher kaum überraschend.


Dabei wäre statt einem Griff in die realsozialistische Parolen-Mottenkiste eher angezeigt, dass die SP selbstbewusst für eine andere Schweiz einsteht, als sie die SVP als die einzig wahre und patriotisch (nicht politisch) korrekte anpreist.


Für eine Schweiz


... deren Erfolgsgeschichte wesentlich auf der Immigration und der erfolgreichen Integration beruht und nicht auf Abschottung und Eingrenzung. Und die sich bewusst ist, dass sie bis vor 150 Jahren selbst noch ein Auswanderungsland war.


... als gesellschaftlich liberaler, säkularer Staat mit sozialer Verantwortung gegenüber den Bewohnern, und zwar allen Bewohnern und nicht nur den Stimmberechtigten aka dem Fholch. Und nicht für einen Staat der christlichen Leitkultur und sozialen Kälte.


... deren wichtigster Rohstoff gut qualifizierte Leute mit Kenntnis mehrerer Weltsprachen sind. Und die darum als Staat auf Kooperation und nicht auf paranoide Abschottung angewiesen ist.


Kurzum: Für die moderne und offene, urbane Schweiz, die nicht an Schwingfesten oder am Ballenberg nach vermeintlich verloren gegangenen Wurzeln sucht und dabei eine Nabelschau betreibt.


Aber ganz ehrlich: Eine so selbstbewusste Kampagne erwarte ich von der SP nicht. Auch wenn es angesichts der fortschreitenden Urbanisierung der Schweiz die naheliegendste Kampagnen-Strategie wäre, haben die Sozialdemokraten dafür schlicht nicht die Eier.

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