Sonntag, 30. Oktober 2011

Bikewrecks XIV: Halloween on Wheels

Das Grauen nimmt kein Ende: Noch bevor der Winter seine korrosiven, salzigen Griffel nach eleganten Fahrrädern ausstreckt, sind mir Ende Oktober wieder zwei bemitleidenswerte Exemplare vor die Linse geraten.

Und zwar rund um die ETH, der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Angekettet an einen kleinen Baum, trotzt zum Beispiel dieses Cilo mit auffälligem Zeitfahrlenker eventuellen Langfingern - wobei man sich mit diesem Velo nicht einfach aus dem Staub machen könnte, sondern es tragen müsste.

Ob das massiv deformierte Vorderrad die Folge einer Kollision mit einem schwereren Gefährt(will ich für den Besitzer des Renners nicht hoffen) oder des gedankenlosen Vandalismus alkoholisierter Halbwüchsiger war, lässt sich nicht ohne weiteres beurteilen. Auf jeden Fall ist dieses bedauernswerte Radl ein Fall für den "Bicycle Repair Man":



Wobei: Mit Hilfe des noch verbliebenen Vorderrades des zweiten, alten Renners vor der ETH liesse sich das erste Wrack wieder zu einem funktionierenden Fahrrad umwandeln. Da ausser dem fehlenden Hinterrad an diesem alten Cilo-Renner nichts fehlt, muss man in diesem Fall von kommunem Diebstahl ausgehen.

Auch hier stellt sich mal wieder die Frage: Müssen Autofahrer jedes Rad ihrer Karre eigens mit einem Schloss sichern? Wann habt Ihr zuletzt in der Schweiz ein auf Backsteinen aufgebocktes Auto gesehen, dessen Räder geklaut wurden? Was, das gibt es nur in der Bronx oder in Berlin, aber nicht in der properen Schweiz? Richtig, genau darauf möchte ich hinweisen. Velos werden im öffentlichen Raum weit weniger respektiert als die heilige Kuh Auto.

Dienstag, 25. Oktober 2011

Wahlen 2011 - eine Nachschau

"Wahltag ist Zahltag" - das krakelten die (Lohn-)Leserbriefschreiber der SVP in den vergangenen vier Jahren immer wieder und mit drohendem Unterton. Aber erstens kommt es anders - und zweitens als man denkt. Denn erstmals seit 1987 gilt: "(Weniger) Schweizer (als auch schon) wählen SVP".

Die Wahlen 2011 brachten für Schweizer Verhältnisse enorme Verschiebungen.

Die selbsternannten, einzig echten Schweizer von der Fholchspartei von CBs Gnaden mögen zwar die Schweiz flächendeckend und bis zum Erbrechen mit ihren Masseneinwanderungs-Plakaten tapeziert haben. Und auch in den Kommentar-Spalten liberaler Zeitungen waren die Blocherianer omnipräsent. Bloss: Erstmals seit 1987 setzte es an der Urne eine Watschn, auch wenn Toni der Knecht (auch als Grinsekatze-Brunner bekannt) das nicht einsehen will und statt dessen inb Verkennung der Tatsachen von Konsolidierung schwadroniert.

Optische Umweltverschmutzung im öffentlichen Raum: SVP-Hetze in Schwarz-Rot-Weiss,
den Farben des deutschen Reichs. Zufall, Herr Segert?

Darum muss es hier nochmals gesagt werden: Liebi Froue und Manne, ihr habt im Nationalrat 8 Mandate verloren, und an Stimmanteilen 2.3 Prozent. So etwas ist keine Solidierung, das ist eine Niederlage. Dass die SVP dies nicht so sieht, dürfte daran liegen, dass die finanzstärkste aller Parteien in der Schweiz sich mal abgesehen von Maiorz- und Bundesratswahlen kaum mehr an Niederlagen gewöhnt ist. Denn bei Plebisziten gelten schon 40 Prozent auf SVP-Linie als Erfolg, weil's ja mehr als der Wähleranteil ist.

Anmassend, unzutreffend, ausgrenzend und dumm: Der SVP-Slogan "Schweizer wählen SVP".

Wie lässt sich der überraschende Wahlausgang erklären? Es gibt im wesentlichen drei Ansätze:
1. Die SVP war nur auf die Ausländer-Thematik fixiert und hat andere Themen wie die Frankenstärke und die daraus resultierenden Probleme der Exportwirtschaft genauso wenig ernst genommen wie die Atomfrage nach Fukushima. Die Personenfreizügigkeit taugt eben nicht als Erklärung für ALLE Probleme.
2. Die Stimmberechtigten sind die seit zwei Jahrzehnten andauernde Polarisierung satt, weil genau diese Polarisierung dazu geführt hat, dass die Problemlösungs-Kapazität des Parlaments gelitten hat. Und zwar unter zwei nicht kompromissbereiten Pol-Blöcken, die beide zusammen stark genug für eine Blockade-Politik waren und nun prompt Wähleranteile (aber nicht unbedingt Sitze, das Proporzglück lässt grüssen) eingebüsst haben. Die Stärkung kompromissbereiter Mitte-Kräfte in Form von GLP und BDP spricht für diese Erklärung.
3. Die SVP hat diesmal den Bogen überspannt: Die flächendeckende Verunstaltung des öffentlichen Raums mit totalitär anmutender Symbolik und ausgrenzender, hetzerischer Propaganda wurde von den Stimmberechtigten als Belästigung empfunden und abgestraft. Genauso ging der ebenso anmassende wie unzutreffende Werbeslogan "Schweizer wählen SVP" nach hinten los.

Der Wahrheitsgehalt dieses leicht abgewandelten Plakats ist schon markant höher.

So sehr mir die Erklärungsvariante 3 gefällt, Belege dafür habe ich nicht. Mal abgesehen von meinem Empfinden. Ich hab mich in den vergangenen Wochen angesichts all der SVP-Plakate zeitweise fremd, da von der Propaganda mitgemeint und ausgegrenzt gefühlt in der Schweiz - und das nach 36 Jahren im Land. Eine bedenkliche Tendenz, wenn sich Menschen, die zwar in der Schweiz geboren wurden, aber nicht im Besitz des roten Passes mit dem weissen Kreuz sind (meiner ist weinrot), wegen politischer Propaganda einer Regierungspartei im Lande fremd zu fühlen beginnen. Und ganz sicher nichts, was man als "integrationsfördernd" bezeichnen möchte.

Mein Fazit: Ich hab von Wahlplakaten im Moment die Schnauze gestrichen voll, egal von welcher Partei sie stammen. Und ich hoffe schwer, dass die erstarkte Mitte für einen anderen Grundtenor in der Politik sorgen wird. Wenn als gemeinsame Vision dann eine "andere Schweiz" ins Auge gefasst wird, wie ich sie bereits im Februar dieses Jahres auf diesem Blog skizziert habe, soll es mir recht sein. Die SVP-Parolen haben den Politbetrieb lange genug blockiert. Es ist Zeit für einen Aufbruch. Ein Aufbruch in die Zukunft, nicht in eine idealisierte Vergangenheit, die es so ausser am Ballenberg nie gegeben hat.

Montag, 24. Oktober 2011

Ein langes Wochenende

12 Testfahrerinnen und Testfahrer, 14 Mountain Bikes und eine knüppelharte Strecke: Das waren die Zutaten für ein verlängertes Wochenende im Tessin. Anstrengend, aber schön. Und mit einigen Anekdoten gespickt.

Los ging es für mich persönlich um 4:40 Uhr am Freitag Morgen - kein Zuckerschlecken, denn ich war erst um viertel nach Eins ins Bett gegangen. Macht also dreieinhalb Stunden Schlaf. Um viertel nach Fünf in der Früh machte ich mich zu Fuss auf zum Bahnhof, mit Rucksack und Sporttasche. Weiter gings um halb Sechs Uhr nach Zürich und von da an um 6:09 Uhr weiter in Richtung Tessin. Von Arth-Goldau bis Bellinzona konnte ich nochmals eine Stunde schlafen, und kurz vor neun Uhr traf ich in Rivera ein, zwischen Monte Tamaro und Monte Ceneri.

Der Event-Anhänger von Stöckli war schon von weitem zu sehen. Ein Mitarbeiter von Stöckli hatte den Trailer mit einem VW-Bus ins Tessin befördert und fuhr bis zur Mittagspause noch mit dem Testteam einige Runden mit. Um neun Uhr morgens war es noch empfindlich kalt, auf den Wiesen lag etwas Reif. Mit der Sonne kam dann aber die Wärme, was die Fahrten auf der Testrunde einiges angenehmer machte.

Weniger angenehm war, dass auf dem Waffenplatz Ceneri grad geschossen wurde - am höchsten Punkt der Teststrecke über unsere Köpfe hinweg. A little piece of Libya in Ticino, haha. Zudem mussten wir auf der ersten Runde mehrmals anhalten und mit vereinten Kräften anpacken: Tote Bäume waren über die Strecke gestürzt und hatten verschiedene Stellen unpassierbar gemacht. Bei der nun fast kollabierten Brücke auf halbem Wege war auch so nichts mehr zu wollen: Da sollten die Gemeindebehörden mal bitte jemanden zur Reparatur hinschicken.

Aber zurück zum Testbetrieb: Von schweren Defekten, die Räder fahruntüchtig machten oder zu einem Gang in die Fachwerkstatt zwangen, blieben wir verschont. Stürze gab es einige, aber nur einer hatte ernsthaftere Folgen; Patricia musste zur Kontrolle ihrer rechten Hand nach Bellinzona ins Krankenhaus - und bekam prompt einen Bruch diagnostiziert. Auf der letzten Abfahrt am Sonntag legte sich auch noch Jürg hin, was das Ende seines Velohelms bedeutete. Er selbst kam mit einigen Prellungen davon, Schwein gehabt.

Selbst kam ich an den drei Tagen ohne Sturz durch und legte insgesamt 15 Runden auf der WM-Strecke von 2003 zurück. Ob das für meine vom Sturz von vor drei Wochen noch immer schmerzende, linke Schulter eine gute Idee war, kann ich im Moment noch nicht beurteilen. Auf lange Abfahrten ab der Mittel- oder Bergstation am Monte Tamaro hab ich freiwillig verzichtet, das hätte die Schulter kaum mitgemacht. Dafür konnte ich am späten Nachmittag schon auf dem Parkplatz einige Angaben zu den Testrädern erheben, wie die exakte Ausstattung oder das Gewicht der Laufräder.

So hatte ich diesmal am Samstag Abend nach dem Abendessen nur noch wenig zu tun - und konnte das Abendessen im Grotto umso mehr geniessen. Während ein Teil unserer Gruppe sich für ein Fondue Bourguignon mit Hirschfleisch entschied, liessen wir Windschwein-Filets auffahren. Herrlich, nach sieben Runden auf der Teststrecke allein am Samstag war das ein verdienter Lohn. Am selben Tag erlitt auch das Zugfahrzeug des Anhängers einen finalen Motoren-Infarkt. Zum Glück nicht auf der Autobahn, sondern morgens auf dem Parkplatz der Tamaro-Bahn.

So blieb genug Zeit, um als Ersatz einen Skoda-Kombi von Hertz als Ersatzfahrzeug bringen und den Ssangyong Kyron zum Verschrotten abholen zu lassen. Dieser Skoda war dann am Sonntag Nachmittag gefordert. Auf dem Weg von Bellinzona nach Biasca war der Verbrauch mit etwa 13 Litern auf 100 Kilometern noch harmlos, an den Rampen hinauf nach Airolo änderte sich dies: Bis zu 25 Litern genehmigte sich der Skoda (Tschechen sind als trinkfest bekannt), weil er die 1.4 Tonnen am Haken nur im vierten Gang die Rampen hoch bekam.

Im Stau vorm Tunnel konnte der Skoda abkühlen, danach wurde er auf schlechtem Strassenbelag vom grossen Anhänger gut durchgeschüttelt und geschaukelt. In Buochs luden wir ein erstes Testrad aus, kuppelten den Anhänger wenig später in Wolhusen ab und machten uns dann auf in Richtung Hirzel. Unterwegs erfuhren wir übers Radio die letzten Resultate der eidgenössischen Wahlen. Und die sorgten für gute Laune im Auto - vor allem die unverhofften Verluste der SVP, weniger diejenigen der Grünen.

In Sihlbrugg stieg ich aus, um die letzte Strecke via Zürich nach Winterthur wieder mit dem Zug zurück zu legen. Seither weiss ich auch, dass Sihlbrugg einer der garstigsten Bahnhöfe der Schweiz sein dürfte: Ein stillgelegtes Bahnhofsgebäude, ein Güterschuppen, dazu ein Selecta-Automat, eine karge Beton-Unterführung und ein Perron mit drei Bänkchen, aber ohne Warteraum. Das wärs - nicht eben angenehm, wenn ein eisiger Wind weht, die Temperaturen gegen Null grad sinken und man noch eine halbe Stunde auf den Zug warten muss.

Um neun Uhr abends traf ich endlich in Winterthur ein und machte mich auf zum Widder, um vielleicht noch einen Happen zu essen (es blieb bei einer Gemüsecreme-Suppe, oder genau genommen eineinhalb Portionen) und das Wochenende bei einem Bier oder zwei ausklingen zu lassen. Den Abschluss des langen Wochenendes bildete ein Fussmarsch via Bahnhof nach Hause, wieder mit Rucksack und Sporttasche. Was hätte ich da für ein Velo gegeben...

Freitag, 21. Oktober 2011

April im Oktober

Vergangene Woche spielte das Wetter verrückt: Ganz und gar unschweizerisch jagte starker Wind die Wolkenpakete von Westen her vor sich her, und Sonne wechselte sich mit Regenschauern ab. Angesichts dieses wechselhaften Wetters hätte man sich glatt im April wähnen können.

Die besondere Wetterlage führte aber auch dazu, dass sich am Bahnhof Winterthur ein seltenes Bild bot: Dunkle Wolken hingen bedrohlich über Töss, aber zugleich schien auch die Sonne. Ein spektakulärer Anblick, zumal im Gegenlicht und mit der Sonne, die knapp vom Giebel des Bahnhofs verdeckt wird.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Guets Mörgeli, Schwiiz

Keine Sorge, ich leide nicht unter akuter Schreibfaulheit. Aber weil am kommenden Wochenende Zahl- oder eher Wahltag ist, finde ich das Musik-Video von Uusländerbueb sehr passend.



In diesem Sinne der Aufruf an alle, die im Unterschied zu mir in diesem Land wahlberechtigt sind: Nutzt Euer Recht, erhebt Eure Stimme. Gegen Intoleranz, Selbstgerechtigkeit, Ausgrenzung, Sündenbock-Denken und einfache, aber nicht funktionierende Rezepte. Und vor allem: Gegen Milliardäre und Lobbyisten, die angeblich den kleinen Mann vertreten.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Holland Veloland

Um dem Fahrrad weltweit als Nahtransportmittel zum Durchbruch zu verhelfen, hat sich in den Niederlanden die "Dutch Cycling Embassy" formiert. Und gleich mal einen hübschen Clip produziert. Nice!

Cycling For Everyone from Dutch Cycling Embassy on Vimeo.

Freitag, 14. Oktober 2011

Reiseplanung...

Die nächste Einladung auf die geschäftige Insel Taiwan ist ins Haus geflattert. Also war es höchste Zeit, um nach Bern zu pilgern. Schliesslich läuft mein Pass anfangs November ab, und der Abflug in Richtung Taipeh steht am 13. November an.

Da einer meiner Brüder öfters mit der niederländischen Botschaft zu tun hat, war einfach in Erfahrung zu bringen, was ich für einen neuen Pass vorweisen musste: Den alten Pass, einen gültigen Ausländerausweis und Passfotos, die den gestrengen Kriterien der Niederlande für einen biometrischen Pass genügen. Also vereinbarte ich zuerst Online einen Termin in der Botschaft und schaute dann am Mittwoch bei einem Photographen in Winterthur vorbei. Dem erklärte ich, dass ich die Fotos für einen niederländischen Pass benötige und die Kriterien sehr strikt seien. Nach wenigen Minuten waren die Bilder im Kasten, nach einer weiteren Dreiviertelstunde konnte ich die Abzüge und eine CD mit den elektronischen Daten in Empfang nehmen. So weit so gut.

Gutes Bild, aber nicht gut genug für den biometrischen Pass. Schade!

Am kommenden Tag reiste ich rechtzeitig nach Bern und traf eine Viertelstunde vor meinem Termin in der Botschaft ein. Gut, wenn man ein Fahrrad dabei hat und so wieselflink vom Berner HB zur Seftigenstrasse flitzen kann. Aber am Ziel angekommen, wurden die Passfotos als nicht genügend taxiert: Der Schattenwurf der Brille sei zu stark. Also wieder raus aus der Botschaft, rauf aufs Velo und ab zu einem Photographen, der mir empfohlen worden war. Kaum fünfzehn Minuten später stand ich wieder vor dem Schalter, und diesmal genügten die Bilder den Ansprüchen (kein Wunder, ohne Brille aufm Bild). So konnten auch die Fingerabdrücke für den biometrischen Pass genommen werden.

Bloss: Weil ich soeben für die Passfotos bezahlt hatte, fehlten jetzt zwanzig Franken, um die Kosten des neuen Passes am Schalter bar begleichen zu können. Und per Karte zahlen war nicht. Also nochmals raus aus der Botschaft und zur Berner Kantonalbank ums Eck. Vor dem Bezahlen musste ich schliesslich noch eine Bestätigung unterzeichnen, dass ich meinen alten Pass hinterlegt habe, dann war die Sache geritzt. Das Geld für die in Winterthur gemachten Bilder bekam ich übrigens ohne Probleme zurück erstattet. Was man nicht alles fürs Reisen tut. Und wegen der Paranoïa, die den Flugverkehr seit etwas über zehn Jahren permanent begleitet, möchte ich hinzufügen.

A propos Flugverkehr: Der provisorische Reiseplan für Taiwan klingt gut. Das offizielle Programm der von der taiwanesischen Handelskammer organisierten Medientour dauert vom 15. bis zum 17. November. Drei straff organisierte Tage mit Besichtigungen von sechs Fabriken, einer Fahrradtour und einer Pressekonferenz stehen an. Mein Abflug ist laut Plan am Sonntag, 13. November, um 8:10 Uhr morgens. Ideal also, um nach einer langen Nacht im Flieger von Zürich nach Frankfurt tapfer wach zu bleiben und dann den 13-Stunden-Flug nach Taipeh zu Schlafen zu nutzen. Besser noch: So lande ich bereits am frühen Montagmorgen in Taiwan und habe diesen Tag zu meiner freien Verfügung. Abends wartet dann ein Hotelzimmer in Taichung, meine Bleibe für die kommenden drei Nächte.

Die EVA Air hat es in einer Umfrage unter Vielfliegern unlängst in die Top10 geschafft.
Ab Frankfurt fliegt allerdings China Airlines.

Gleich sieht es beim Rückflug aus: Dieser ist erst für 23:55 Uhr am 18. November geplant, und für die Nacht zuvor ist ein Hotelzimmer in Taipeh gebucht. Wie ich seit der letzten Taiwan-Reise weiss, ist man per öV in nur 20 Minuten von Taipehs Hauptbahnhof am Bahnhof des Internationalen Flughafens Taoyuan. Die Hochgeschwindigkeitszüge verkehren zur vollen und zur halben Stunde ab Taipeh. Am Flughafen-Bahnhof kann man gleich noch das Gepäck einchecken und gelangt per Shuttlebus in 10 Minuten zum Abflugsterminal. Das heisst: Vor 21 Uhr muss ich am letzten Abreisetag nicht aus Taipeh weg. Wie würde Montgomery Burns sagen? Exzellent!

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Much ado about a little something...

Die Mac-Fanboys scharrten schon mit den Hinterläufen, die Medien überboten sich gegenseitig mit Spekulationen zu Design und Features - und dann das: Statt eines schnieken, neuen (und vielleicht nicht ganz so sperrigen und bleischweren) iPhones gab es nur eine aufgemotzte Version dessen, was man schon kennt.


Als standfester Smartphone-Verweigerer kam mir angesichts dieser Meldung als erstes Nelson in den Sinn - jener schlagfeste Junge aus bescheidenen Verhältnissen, der in "The Simpson" jeweils seiner Schadenfreude mit eine hämischen "haha" Ausdruck verleiht. Und mit dem Finger auf die Person zeigt, der die Schadenfreude gilt.

Aber sieh an: Karikaturist Cam Cardow hat den Sachverhalt für The Ottawa Citizen in eine noch viel schönere Zeichnung gepackt. Die bringt schön auf den Punkt, wie manche Konsumenten dem Giganten aus Cupertino aus der Hand fressen. "Apple - everything you dare to imagine" wär dann wohl der passende Werbespruch dazu.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Nachlese: Eurobike 2011 (ohne Carbon, 29er oder andere Hypes)

Auch dieses Jahr bot die Eurobike als weltgrösste Fahrrad-Fachmesse nochmals mehr Besuchern nochmals mehr Marken auf nochmals mehr Fläche. Die dreieinhalb Tage an der Messe arten so langsam in Stress aus, aber zwischen all den Mainstream-Trends gibt's auch immer mal wieder Sachen zu entdecken, die in keine Nische passen.

Wie das "Doppietta" der italienischen Marke "Due di Picche": Auf den ersten Blick sticht der kecke Doppelscheinwerfer ins Auge. Zum Stahlrahmen gibt's eine passende Gabel, Rücktrittbremse hinten und Rollenbremse vorne sowie eine Menge klassischer Details. Die reichen vom Brooks-Sattel über das Lederlenkerband und die Satteltasche bis zu den filigranen Bremshebeln und dem in Rahmenfarbe lackierten Kettenkasten (nix Plastik).

Während die "Doppietta" mit rund 700 Euro noch bezahlbar ist, dürfte das bei diesem Bijou von Casati schon anders aussehen. An einer Messe, wo organisch geformte Kohlefaser-Rahmen und deformierte Alurohre dominieren, ist so ein schlichter, aber mit viel Liebe handgemachter Stahlrenner immer wieder etwas Feines.

Zumal, wenn der Rahmen bis in die Details so liebevoll verarbeitet wie beim "Campionissimo", dessen fein ziselierte und verchromte Muffen wohl ein paar Stunden in der Werkstatt bearbeitet wurden, ehe es zum Verlöten ging.

Für alle Fans klassischer Rahmenbaukunst war auch der Stand der japanischen Stahlkocher von Tange einen Besuch wert: Wie schon in den vergangenen Jahren waren dort einige besonders schöne oder wilde Einzelstücke zu sehen, die zu Ehren des Firmengründers unter dem Namen "Yasuhiro" laufen. Wer so sauber arbeitet, braucht weder Lack noch Spachtelmasse, um die Schweissnähte zu verbergen.

Ebenfalls von Yasujiro ist dieses Bahnrad, dessen direkt an die Gabelscheiden ansetzende Lenkerstummel mich irgendwie an eine Gottesanbeterin erinnern. Eins ist sicher: Die UCI hätte wohl kaum Freude an dieser Konstruktion. Wer hingegen meisterhaftes Handwerk zu schätzen weiss, kommt ins Schwärmen.

Auch nicht von schlechten Eltern, aber dafür als (Klein-)Serienrad im Handel zu kaufen ist das "Gentleman Racer" von Fixie Inc. Abgesehen vom verchromten Blech mit dem Markenemblem am Oberrohr kommt der Rahmen ganz schlicht in schwarz daher. Für die besondere Note sorgen die weissen Reifen, klassischen Laufräder sowie Sattel, Satteltasche und Lenkerband von Brooks, natürlich alles aus echtem Leder.

Am Stand von Brooks gab's wie immereine Menge zu entdecken. Etwa zivil aussehende Jacken für stilbewusste Radler, mit funktionellen Extras wie einem signalfarbenen, aber diskret verstaubaren Regenlatz am hinteren Saum, einer am Rücken eingebauten Lüftung oder reflektierende Akzente.

Gespannt sein darf man auch auf die Bikefashion-Marke Pedaled, an der Brooks Anteile hält und deren Kollektion für Frühjahr und Sommer 2012 in einem Séparé gezeigt wurde. Präsident und Chefdesigner Hideto Suzuki (rechts, Foto: Takashi Kayaba) verliess die Modewelt nach 15 Jahren, weil ihm deren Kurzatmigkeit auf den Geist ging. Er nahm eine Auszeit, baute Blockhäuser und fand dann zur Mode zurück - wenn auch für Fahrradfahrer. Dabei verwendet er ausschliesslich Naturfasern, verpasst aber zum Beispiel seinen Jeans reflektierende Beschichtungen und den Waxcoat-Jacken einen Schnitt, wie in Radler brauchen. Also vorne zu kurz und hinten zu lang. Und ja: Die Kleider von Pedaled werden in Japan gefertigt, dürften also kein Schnäppchen werden.

Nochmals etwas modischer sind die Handtaschen von Brooks in Form eines - ja richtig, Velosattels. In verschiedenen Farben erhältlich und aus feinem Leder gefertigt, ist dies ein Mitbringsel, das sich auch für weniger velophile Damen eignet.

Für den Herrn hat Brooks eine velotaugliche Tasche im Sortiment, die bis auf das fehlende Kuhfell an den guten alten Schulranzen erinnert. Bloss dass dieses Teil um Welten liebevoller verarbeitet und damit hochwertiger ist. Und ja, das Zielpublikum dürfte auch etwas älter sein.

Am Stand der italienischen Sportschneider von Keido entdeckte ich diesen Business-Suit, der seine funktionellen Details erst bei genauem Hinsehen offenbart: Über den Knien sind feine Reissverschlüsse eingearbeitet, damit man bei Bedarf für Lüftung sorgen kann. An Hose wie an Jacket sind dezent reflektierende Akzente integriert, und das Synthetik-Material ist nicht nur atmungsaktiv soll schmutz- und wasserabweisend sein. Allerdings handelte es sich um einen "Prototypen", der hastig zusammen genäht worden war.

Auch in Sachen Kopfschutz wagten sich wieder neue Anbieter auf die Spuren von Yakkai - mit Helmen, die nicht auf Anhieb als solche zu erkennen sind. Und bei denen sich die äussere Hülle ganz nach Laune und Gusto wechseln lässt: Vom Schlapphut über die Baseball-Cap bis zur Fischer-Haube und an Sherlock Holmes gemahnende Designs ist alles zu haben.

Wer als Pendler die Schnauze wortwörtlich voll hat von Smog und Feinstaub, greift zur Gasmaske von BioLogic: Durch den doppelten Filter bekommt man mit diesem Teil auch dann noch genügend Luft, wenn es bergan geht. Und setzt als Velofahrer dazu ein klares Statement. Der Helm im Photo ist übrigens faltbar, aber das nur so am Rande.

Eine Menge schöner Anbauteile wie Schutzbleche, Kettenkästen, aber auch Taschen für hinten auf oder an den Gepäckträger gab es am geschmackvoll gestalteten Stand der belgischen Marke Curana zu entdecken. Neben eher sportlich-minimalistischen Designs wie diesem hier gab es auch florale Motive in süsseren Farbtönen für alle, die so etwas mögen.

Auch mit diesem liebevoll gefertigten Drehschalthebel für Rohloffs 500/14-Getriebenabe kann man sein Radl nochmals geschmackvoller machen. Und das beste daran: Das Teil von Gilles Berthoud sieht nicht nur gut aus, sondern schaltet sich auch besser als das Original. Denn dank stärkerer Rasterung weiss man sofort, ob man den Griff weit geug rumgedreht hat für den nächsten Gang.

Fast schon ein Fall für Velo-Glanz&Gloria sind die Kurbeln und Kettenblätter aus Suginos Super Zen-Serie. Da muss wirklich ein Zen-Meister mit viel Geduld an der Poliermaschine gestanden haben, bis diese Teile so glänzten. Ich musste auf jeden Fall den Blitz manuell ausschalten, um ein brauchbares Bild dieser Schmuckstücke aus Japan machen zu können.

Nicht glänzen, sondern strahlen tut diese Lampe von Lezyne, die entfernt an stromlinienförmige Alltagsgegenstände aus den 50er Jahren erinnert. Und das Teil hat es in sich: Per Mini-USB aufladbar, spuckt das Topmodell von Lezyne stolze 500 Lumen aus. locker genug für die City, eher ein Fall für ein Zusatzlicht am Helm, wenn es nachts ins Gelände geht.

Am Stand von BMC fiel mir ein Eingänger mit Gates-Zahnriemen-Antrieb auf. Schon der Modellname "Mass Challenge" machte klar: Das ist ein kompromissloser Stadtflitzer. Mir gefielen an dem Teil besonders die enorm kompakten Pedale von KCNC, die dank ihrer aggressiven Pins auch bei Nässe viel Halt bieten dürften.

Aggressive Pins kann auch das "Pedal 3" von Reset Racing bieten. Das Teil ist aus über 30 hoch präzise gefertigten Einzelteilen zusammen gesetzt, was auch eine Menge an Farbvarianten ermöglicht. Und wenn man sich für die Variante mit Titanachsen entscheidet, werden mal eben 599 Euro fällig. Dafür garantiert der Hersteller aus Deutschland auch die Ersatzteilversorgung und bietet einen Reparatur-Service. Kampf der Wegwerf-Mentalität, sehr schön.

Wo wir grad beim Thema Pedale sind: Vor einem Jahr gewann der weltgrösste Pedalhersteller Wellgo für ein System eine Auszeichnung, dank dem sich die Pedale im Handumdrehen und ohne Werkzeug von der Kurbel abnehmen lassen - besonders praktisch für Falträder. Nun folgt der nächste Schritt: Wenn man die Pedale schon abnehmen kann, warum sollte man dann damit nicht auch gleich sein Rad vor Diebstahl schützen? Clevere Idee.

Ein Kind eines ehemaligen Creative Directors von Nike sind die Uhren "LunaTik" und "TikTok". Wobei: Wenn man es ganz genau nimmt, sind das keine Uhren - oder nicht nur. Denn das Herz der Uhr muss man unabhängig von Alu-Gehäuse und Kautschuk-Armband kaufen. Es ist nichts anderes als ein iPod Nano. So ist die Armbanduhr zugleich Adressbuch und MP3-Player. Und lässt sich sogar mit optionalem Zubehör zur Pulsuhr pimpen. Muss ich haben, auch wenn die Dinger nicht wasserdicht sind. Leider noch ohne Vertrieb in der Schweiz, aber die nächste Taiwan-Reise kommt bestimmt.
Zu guter Letzt noch eine Prise Ironie - und ein Style-Tipp für alle hirnamputierten Deppen, die an Fussballspielen randalieren: Wenn die Temperaturen beim nächsten Züriderby im Keller sind und es dennoch heiss zu und her geht, empfiehlt sich eine Ribcap. So lassen sich Schutz und Vermummung ideal und stilbewusst kombinieren.

Montag, 3. Oktober 2011

Irchel - the hard way

Am vergangenen Sonntag hatte ich Bewegungsdrang. Also machte ich mich mit drei Freunden per Bike auf den Weg in Richtung Irchel, mit einigen Umwegen. Das Wetter war noch einmal traumhaft - und die Ausfahrt machte fast bis zum Ende Spass. Aber nur fast...

Nach einem lockeren Einfahren der Eulach entlang nach Pfungen und weiter in Richtung Embrach wartete ein erster, giftiger Anstieg, gefolgt von verwinkelten, spassigen Pfaden. Ab Freienstein war nochmals Kondition gefragt, um bis zu einem Aussichtsturm oben aufm Hügel zu gelangen.

Weil sich viele Ausflügler auf der Plattform des Turms tummelten, pausierten wir nur kurz. Und machten uns dann auf den Weg an die Tössegg. Zum Glück waren die ganzen Fussgänger auf den Treppen unterwegs, so dass wir kaum einmal in deren Nähe kamen. Kaum unten am Fluss angekommen, wartete der nächste Anstieg durch die Weinberge auf uns.

Via Freienstein folgten wir, immer schön in den kleinen Gängen fahrend, der kleinen Asphaltstrasse bis zum letzten Parkplatz vorm Wald und setzten den Anstieg auf Forstwegen in Richtung Irchel Hochwacht fort. Die Plackerei lohnte sich, denn über dem Dunst-Deckel war die Fernsicht sehr gut. Und die Aussicht von der Hochwacht aus entsprechend spektakulär.

Noch unversehrt: Selbstportrait mit Eiche aufm Irchel.

Auch die Abfahrt hinunter nach Dättlikon machte einen Heidenspass: Schlammlöcher gab es keine, die Wurzeln waren trocken und griffig. Ideal, um die Finger von der Bremse zu lassen. So war ich selbst überrascht, dass die Abfahrt schon vorüber war, als ich unten am Irchel zum Wald raus geschossen kam. So überrascht, dass ich das Vorderrad meines Bikes für einen Moment neben den Trail setzte.

Mein liebster Wanderwegweiser am Irchel: Kommt (viel) Zeit, kommt Baum.

Die Folgen der Unachtsamkeit waren schmerzhaft: Das Vorderrad hängte in der Wiede neben dem Pfad schlagartig an, das Bike warf mich schräg übern Lenker ab. Und leider landete ich nicht in der Wiese, sondern Ellbogen, Hüfte und Oberschenkel voran in den Wurzeln und Steinen des Pfades. So wurden die letzten Kilometer von Dättlikon zurück zur Haustür zu einer schmerzhaften Angelegenheit. Aber was einen nicht umbringt, macht einen bekanntlich nur härter.

Geprellt und geschürft: Der linke Ellbogen nach der Bodenprobe.
Die Schulter schmerzt aber mehr, da sind wohl ein paar Bänder überdehnt.

PS: Die Endura-Trägerhose hat den Sturz genauso unbeschadet überstanden wie die unverwüstlichen Sugoi-Baggies und das Cannondale-Jersey. Dafür gingen die funktionell extrem überzeugenden 3D-Armwarmers von Shimano drauf - kein Wunder, wenn man die Sturzspuren am Ellbogen sieht. Dank der Kulanz des schweizerischen Shimano-Importeurs Fuchs Movesa ist aber bereits ein neues Paar unterwegs zu mir.