Samstag, 19. April 2008

Trailnet – die Jahresversammlung

Normalerweise sind Jahresversammlungen von Vereinen keinen Blogeintrag wert. Anders bei Trailnet: Dieser Verein für Bike-Trailbau konnte fürs erste Jahr nach der offiziellen Eröffnung des GurtenTrails beeindruckende Zahlen vorlegen.

Der Gurten ist der Hausberg der schweizerischen Hauptstadt Bern. Eine Standseilbahn bringt einen vom Stadtrand in nur 5 Minuten Fahrzeit rund 400 Höhenmeter höher, wo ein grosses Restaurant, ein Park und ein Kinderspielplatz auf Ausflügler warten. Dank der Erschliessung mit einer Bahn ist der Gurten auch und gerade für Biker besonders attraktiv, und so begannen 2001 erste Bauarbeiten, noch ohne Absprache mit Grundeigentümern und Behörden. Nach und nach entstand so eine spassige Strecke mit diversen Steilwandkurven und Sprüngen. Weil ich zu der Zeit in Bern lebte und oft am Gurten unterwegs war, verbrachte auch ich manche Stunde schaufelnd im Wald, aber legal war das Ganze nicht.

Die Vereins-URL, mit der Motorsäge in einem Baumstrunk verewigt.

Noch nicht, denn schon bald wurde ein erster Verein gegründet, um die Strecke nachträglich abzusichern. Aus den «Bear Riders» entstand nach der Fusion mit dem Bieler Verein «Torpedos» der heutige Verein Trailnet. Unter Leitung von Oli Busato, Geschäftsführer der Velo Bern AG, gelang es in über sechsjährigen Verhandlungen, die Strecke zu legalisieren. Dafür musste die Routenführung stellenweise geändert und Bremsschikanen vor Wegkreuzungen gebaut werden. Zudem kaufte die Gemeinde Köniz einer Erbengemeinschaft kurzerhand ein benötigtes Stück Wald ab, um das letzte Hindernis aus dem Weg zu räumen. Im April 2007 konnte die Strecke dann im Beisein verschiedenster Behördenvertreter eingeweiht werden.
Und so sieht es dann aus, wenn ein Könner den GurtenTrail rockt:
(Footage by Campino)


















Bis zu 60'000 Fahrten pro Jahr
Seither hat sich Einiges getan: Nach Schätzungen von Trailnet dürfte sich die Anzahl Fahrten auf der Strecke im ersten Jahr auf etwa 60'000 belaufen haben. 40'000 davon von Bikern, die mit der Gurtenbahn hochgefahren sind, der Rest von Tourenbikern, die sich die Abfahrt aus eigner Kraft verdient haben. So viele Fahrten decken jeden baulichen Mangel auf, und der Unterhalt der Strecke ist denn auch eine grosse Herausforderung für Trailnet.

Ein neuer Anlieger und ein Teil der neuerstellten Zäune.

Der geplante Trailbau-Tag vor der Jahresversammlung musste zwar wegen des schlechten Wetters abgesagt werden, aber dennoch waren Noodlez, Felä, Schöggu und Jüre am Samstag an der Strecke unterwegs, um an einigen Stellen die Drainage zu verbessern und störenden Wurzeln zu Leibe zu rücken. Zudem hatte Noodlez in der Vorwoche im Rahmen eines Outdoor-Camps für Jugendliche Zäune erstellt, um im obersten Streckenteil Begegnungen zwischen Bikern, Ausflüglern und Rindern zu verhindern.

Mit vereinten Kräften gegen störende Wurzeln: Das Stemmeisen hilft.


Den Weg zu seinem Bier muss Streckenchef Schoeggu schon selbst schaffen.

Nach einer Stärkung im «Tapis Rouge» ging es dann weiter ins «Uptown», einem in eine renovierte Scheune integrierten Club. Nach etwas Smalltalk beim Apéro präsentierte der Vorstand von Trailnet dort eine Bilanz des ersten Betriebsjahres am Gurten, den Stand des Projekts «BielTrail» und die nächsten Projekte, die anstehen. So hat mit der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) ein Bundesamt Trailnet um Hilfe bei der Formulierung von Richtlinien für Bikestrecken sowie bei der Produktion eines Handbuchs für Trailbauer angefragt. Die einst klandestinen Buddler aus dem Walde machen Karriere.

Der Trailnet-Vorstand vor der Sitzung, stehend v. l.: Noemi, Rad, Oli, Noodlez, Schoeggu, Andri und Felä. Am Boden: Jüre.

Beeindruckende Zahlen als Highlight
Erfreulich entwickelten sich auch die Mitgliederzahlen von Trailnet: Sie stiegen im vergangenen Jahr um 47% auf 229, wovon die Hälfte in Bern und Umgebung wohnen. Und weil die Mitgliederbeiträge ein wichtiger Einnahme-Posten sind, konnte Kassier Andri Rüesch durchwegs erfreuliche Zahlen verkünden. Dank dreier Sponsoren aus der Fahrrad-Branche (Der TST Trading, Velo Bern und Athleticum) stehen genügend Mittel für weitere Projekte bereit, und die Gurtenbahn hielt Wort – und überliess Trailnet einen Teil der Mehreinnahmen aus dem Verkauf von Mehrfahrtenkarten, was nochmals 10'000 Fränkli einbrachte. So konnte nach Jahren der schwarzen Null das Vereinskapital von 3’500 auf 41’000 Franken erhöht werden – dass darauf die Rechnung von den Anwesenden genehmigt und auch der Vorstand ohne Diskussion bestätigt wurde, war nur logisch.

Zäher Verhandler, Master of the Margarita: Oli Busato.

Damit war es Zeit für das letzte Traktandum des Abends, für welches Oli Busato besorgt war: Wie jedes Jahr versüsste er die Teilnahme an der Jahresversammlung mit seinen Margaritas. Und weil Oli Tequila und Orangenlikör für 50 durstige Kehlen angekarrt hatte, aber nur 30 Mitglieder erschienen waren, brauchte man sich in der Folge keine Sorgen um Nachschub zu machen. Während die üppig bemessenen Vorräte vertilgt wurden, bekamen die Anwesenden sogar noch ein kleines Feuerwerk geboten (Dank einer Hochzeitsgesellschaft).



Ohhhh, ich sehe Farben... Feuerwerk nach der Jahresversammlung.

Mission accomplished: Flaschen leer, Zeit zu gehen.

Nach Versiegen des Margarita-Stroms gestaltete sich die Rückfahrt ins Tal fröhlich – ausnahmsweise mal nicht auf dem Bike, sondern in der Gurtenbahn. Ein ganz neues Erlebnis, mit dieser bergab zu fahren.

Impressionen von der letzten Bahn ins Tal - no comment.

Donnerstag, 17. April 2008

Update in Sachen Bike-Filme: Premieren-Kribbeln...

Morgen Abend ist es so weit: «Virtuous», das ambitiöse HD-Filmprojekt von Ionate Films, feiert in der Roten Fabrik Premiere. Wie dieser europäische Film mit der Konkurrenz aus Kanada und den Vereinigten Staaten mithält?


Der Trailer war schon vielversprechend, nun darf man auf den ganzen Film gespannt sein. Morgen Abend steigt in der Roten Fabrik in Zürich die Premiere, zusätzlich sind Ende April zwei Premieren in Mainz und Dresden geplant. Alle Details zu den Deutschland-Premieren von «Virtuous» verrät die Website von ionate Films. Und ein interessantes Interview mit den Machern des Films gibt’s auf Flowzone.ch zu lesen.


Die Schweizer Vor-Premiere von «Seasons», dem dritten Werk der Collective-Crew, steigt dann am Samstag, den 26. April, in der Aula der Universität Neuchâtel - dafür verantwortlich zeichnen die umtriebigen Trailbuddler von Bike Attitude. Und damit die Leute still sitzen können, dürfen sie sich tagsüber am «Freeride Day» auf dem Biketrail am Chaumont austoben. Aber Vorsicht: Die Strecke hats stellenweise in sich, auf der ersten Abfahrt ist ein moderates Tempo und eine gründliche Besichtigung ratsam. Dem Material und der eigenen Gesundheit zu Liebe.

Dienstag, 8. April 2008

Kraft-, nicht saftlos

Nur eine kurze Begründung, warum die Frequenz der Aufschaltung neuer Beiträge in jüngster Zeit etwas gelitten hat: Die vergangene Woche begann schlecht, denn in der Nacht von Sonntag auf Montag wachte ich schweissgebadet auf.

Ein grippaler Infekt hatte mich voll erwischt, nachdem ich noch am Samstag und am Sonntag bei schönem Frühlingswetter und bester Gesundheit auf meinem Rocky Mountain gesessen und die Wälder unsicher gemacht hatte. Und dann das: Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen sowie komplette Kraftlosigkeit. Das volle Sortiment an widerwärtigen Symptomen, die einem den Tag (oder in diesem Fall die Woche) zur Hölle machen können.

Am Mittwoch hielt ich mich bereits für so weit erholt, dass ich mich nach Zürich an die Uni begab. Diesen entscheid bereute ich während fast jeder Minute der folgenden Vorlesung, denn vom Gefühl herrschten in meinem Kopf etwa 2 Bar Unterdruck. Das Mittagessen in der Asien-Mensa wollte dann auch kaum die Speiseröhre runter, obwohl es lecker schmeckte. Also begab ich mich schleunigst wieder nach Hause, um meine Seuche weiter auszukurieren.

Eine geballte Ladung Vitamine: 5 entsaftete Blutorangen, 5dl voller Vitamine.

Dabei leistete mir ein Entsaftungs-Gerät willkommene Dienste: Denn was dieses aus Blutorangen heraus holt, hat weder von der Konsistenz noch vom Geschmack oder dem Nährwert her viel mit frischgepresstem Orangensaft zu tun. Das ist schon eher eine pürierte Orange – noch nie hat mir eine Vitaminbombe so gut geschmeckt.

Spätestens am vergangenen Samstag wars dann fertig mit Auskurieren: Der zweite Lauf des «Swisspower Cup» stand in Winterthur auf dem Programm, und da ich bei diesem der Medienverantwortliche war, hiess es: Früh aufstehen, warm anziehen und antraben. Immerhin hielt das Wetter den ganzen Samstag über, die Rennen der Lizenzierten konnten so ohne grosse Schlammschlacht ausgefahren werden.



Ein BBQ der anderen Art, oder: Wie bekommt man durchnässte Handschuhe trocken?

Die gabs dann erst am Sonntag, als die Fun- und Nachwuchskategorien ins Rennen geschickt wurden – und die Temperaturen bei Schnürlregen nah an den Nullpunkt sanken. Nicht zu beneiden war unter diesen Umständen der Herr, der auf einem Motocrosser vor dem Spitzenreiter des jeweiligen Rennens herfährt: Zwischen den Rennen versuchte er, seine durchnässte Ausrüstung so trocken wie möglich zu bekommen. Und zeigte dabei Erfindergeist, denn seine Handschuhe schmiss er kurzentschlossen auf den Grill.

Aus Rücksicht auf meine noch nicht komplett wieder hergestellte Gesundheit entschloss ich mich daher, nur bis kurz nach Mittag auf dem Rennplatz Präsenz zu markieren. Heute, wieder fast im Vollbesitz meiner Kräfte, erscheint mir dieser Entscheid vollkommen gerechtfertigt.