Samstag, 28. Mai 2011

Eine Wanne für Oenzlen - und eine retour

Ende Mai musste mein Bruder Sjoerd eine Dutchtub-Badewanne nach Oenzlen ausliefern. Also holte er mich am Morgen ab, und los ging die Fahrt - die reichlich abenteuerlich werden sollte.

Nach einer langen Schönwetter-Periode hatten wir ausgerechnet einen richtig nassen Tag erwischt, um die schilfgrüne Dutchtub-Outdoorwanne nach Oenzlen zu liefern. Aber mit einem Hänger inklusive wertvoller Fracht hat man es bekanntlich auch etwas weniger eilig. Also tuckerten wir auf der Autobahn in Richtung Bern, um dann auf abenteuerlichen Wegen in Richtung Wynigen und Oenzlen gelenkt zu werden.

Erstaunlich, was das TomTom-Gerät für seltsame Routen kennt. Die Strasse hoch zum abgelegenen Bauernhof war schon steil und relativ schmal, die letzten Meter verliefen dann auf einem Feldweg. Wie wir beim über 300jährigen Hof vorfuhren, blickte uns links ein Chinchilla mit grossen Augen an, rechts standen drei Ziegen und zwei Esel in der Wiese. Und wie wir uns der Haustür näherten, legten drei Hunde los. Wer braucht da schon eine Klingel?

Kurz darauf begrüsste uns die Hausherrin - und zeigte uns, wo im Garten die Wanne hin sollte. Zum Glück mussten wir den Dutchtub nur ganz kurz hochkant tragen, um ihn an seinen Standort zu bekommen - zwischen Karnickeln, Hühnern und viel Grünzeug. Danach wurden wir noch auf einen Kaffee in die Stube gebeten, wo wir der Kundin die Funktionsweise des Bades erklärten und ihr die nötigen Unterlagen aushändigten.

Ehe wir uns wieder auf den Weg machten, hängten wir noch spontan eine Besichtigungsrunde durch den mit erheblichem Aufwand restaurierten Hof an. Im ersten Stock musste zum Beispiel im Zuge der Renovation die Decke angehoben werden - auf Kosten von etwas Stauraum in der Scheune. Auch nach dem Umbau betrug die Raumhöhe kaum zwei Meter, davor lag sie aber bei knapp über 160cm - nichts für Klaustrophobiker.

Wie wir Oenzlen hinter uns liessen, wartete das nächste Abenteuer auf uns: Sjoerd wollte noch eine Wanne in Adligenswil bei Luzern abholen und hatte keine Lust auf einen Umweg über die Autobahn. Statt dessen lenkte uns das Navigationsgerät durch etliche Käffer und Krachen des Emmentals und Entlebuchs, bis wir am Freitag Nachmittag im Moloch Luzern an - und kaum durchkamen. Irgendwann war es doch geschafft und wir klingelten in Adligenswil an der Tür von Bekannten, die ihren Dutchtub nach zwei Jahren wieder retournieren wollten.

Schon der Weg zur Haustür machte klar: Hier wartete ein Kraftakt auf uns. Denn die Treppe, die an den Terrassenhäusern vorbei führte, war schmal und lang, und oben beim Haus mussten wir noch irgendwie an der freistehenden Metalltreppe vorbei kommen. Nun, zum Glück ist Sjoerd einen Kopf grösser als ich - und hat entsprechend lange Arme. So bekam er den Dutchtub auf der einen Seite sicher zu greifen, während ich an der Stahlspirale zupackte. Kurz darauf stand die Wanne wieder aufm Hänger, bereit für den Rücktransport - und um als Occasion verkauft zu werden.

Montag, 23. Mai 2011

Solo aufm Schauenberg



Am vergangenen Sonntagnachmittag musste ich die Mountainbike-Worldcuprennen im englischen Dalby Forest verfolgen. Darum konnte ich mich erst abends selbst auf das Bike schwingen, das mir der Schweizer RockShox-Importeur zu Testzwecken ausgeliehen hat.

Die Verzögerung hatte aber auch ihre Vorteile: Erstens hatte mich die 12-Stunden-Session am Feuer vom Vorabend etwas mitgenommen – das Aufwachen verlief entsprechend harzig. Und zweitens zog kurz nach drei Uhr ein heftiges Unwetter über Winterthur hinweg, mit Blitz, Donner, Sturmböen, horizontalem Regen und Hagel.

Wie ich mich gegen sechs Uhr auf den Weg in Richtung Schauenberg machte, waren die Strassen bereits wieder trocken. Im Gelände gab’s erstmals seit langer Zeit mal wieder Pfützen und Schlammlöcher als Alternativprogramm zum Staubfressen, das sonst während des ganzen Frühlings angesagt gewesen war. Die Temperaturen lagen aber noch deutlich über 20 Grad.

450 Höhenmeter weiter oben blies dann aufm Schauenberg ein frischer Wind, und in der Ferne waren Blitze zu sehen. Vor allem aber hatte ich den Gipfel ganz für mich: Keine Menschenseele war oben aufm Hügel, als ich um 19 Uhr ankam. Also machte ich ein paar Schnappschüsse, montierte die Knieschützer und senkte die Sattelstütze für die folgende Abfahrt ab.

Und die Pfade, über welche die Abfahrt führte, hatten es am Sonntag Abend in sich: Wegen des Regens waren die ganzen Wurzeln reichlich rutschig, Mehr als einmal spürte ich, wie die Reifen des Bikes vergeblich nach Halt suchten und wegschmierten, konnte das aber jedes Mal wieder auffangen. Auch die obligate Kletterpartie über einen vom Sturm geknickten Baum durfte nicht fehlen. Die Teleskop-Stütze tat auf jeden Fall brav ihren Dient und war angesichts der vagen Traktionslimiten höchst willkommen.

Wie ich unten in Zell ankam, war ich jedenfalls kaum weniger verschwitzt als oben aufm Schauenberg. Auf den letzten Kilometern der Töss entlang zeigte sich dann, wie heftig die Unwetter gewesen waren: Zwar war der Wasserstand nur um etwa 30 Zentimeter angestiegen, aber dafür hatte sich der Fluss in Richtung hellbraun verfärbt. Im oberen Tösstal muss es also derbe geschüttet haben. Zudem lag überm Fluss eine Art von Nebelschleier, wohl wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und dem aufgewärmten Boden.

Auf jeden Fall sorgte dieses Phänomen für eine ganz besondere Stimmung auf den letzten Kilometern des Heimweges, auf dem ich nur ganz wenigen Fussgängern begegnete.

Sonntag, 22. Mai 2011

Outdoor Cooking: Sugo ai ferri

Outdoor Cooking, nächstes Level: Wenn das Aufwärmen schon problemlos klappt, kann man sich auch ans Zubereiten eines Sugos machen. Auf dem Grill und nur mit der Hitze der Glut, versteht sich.

Am vergangenen Samstag hatte ich mich mit einer Hand voll Kollegen verabredet, um an der Töss zu grillieren und den Abend zu geniessen. Am Schluss wurde es eine 12-Stunden-Session im Grünen, von 4 Uhr nachmittags bis 4 Uhr morgens. Aber immer schön der Reihe nach: Los ging es damit, dass wir zuerst einmal Holz herbei schaffen mussten. Viel Holz.

Bevor ich mich auf den Weg ins Grüne machte, traf ich aber noch einige Vorbereitungen. Das erklärte Ziel: Ein Tomaten-Sugo draussen aufm Grill zuzubereiten. Also packte ich die kleinen Chromstahl-Pfännchen und den Grillrost in den Rucksack. Zudem schnitt ich schon einmal eine Zwiebel und eine Zehe Knoblauch klein und gab das alles mit etwas Cayenne-Pfeffer und Olivenöl in ein Tupperware.

18 Uhr: Zwiebeln und Knoblauch werden angedünstet.

Das gleiche tat ich mit den gehackten Tomaten aus der Dose: Zwei Drittel der Büchse wanderten zusammen mit zwei Lorbeerblättern, weiteren Kräutern, Pfeffer, Salz und einem Schuss Rotwein in ein zweites Tupperware. Dies alles – und dazu noch Bier, Würste und eine angebrochene Flasche Rotwein – im Rucksack zu verstauen, war eine Herausforderung für sich. Und der Rucksack wurde entsprechend schwer.

18:10 Uhr: Die gehackten Tomaten im eigenen Saft sind dazugegeben.

Um halb sechs Uhr entzündeten wir das Feuer, eine halbe Stunde später kamen die Zwiebeln und der Knoblauch in die Pfanne. Nochmals zehn Minuten später folgten die Tomaten und der Schuss Rotwein. Von da an war Geduld gefragt – und ein gelegentliches Umrühren. Schliesslich gilt auch und gerade bei einem Sugo: Gut Ding will Weile haben. Nun, ich hab dem Sugo Zeit gegeben. Und das hat sich gelohnt.

19:42 Uhr: Das sieht schon aus wie ein richtiges Sugo, oder?

Denn eineinhalb Stunden später war das Sugo eingedickt, die Aromen kamen voll zur Geltung und die Zwiebeln liessen sich mit der Zunge am Gaumen zerdrücken. Also galt es noch schnell, die scharfen Merguez-Würstchen anzubraten, klein zu schneiden und in den Sugo zu geben – und fertig war mein Abendessen.

19:52 Uhr: Le Sugo ai ferri est servi, bon appetit!

Ein weiteres Experiment in Sachen Outdoor Cooking kann somit als voller Erfolg abgebucht werden. Und ich kann mich an den schwächsten Schwierigkeitsgrad wagen. In meiner alten Camping-Ausrüstung bin ich auf Outdoor-Rezepte von Spitzenköchen gestossen, auf laminierten Kärtchen gedruckt. Mal schauen, was sich im Zuge des Sommers noch so ergibt.

Samstag, 7. Mai 2011

Ruhe vor dem St...ress

Am vergangenen Wochenende weilte ich drei geschäftige Tage am Stück in Solothurn - an den BikeDays. Darum radelte ich am Donnerstag Abend nochmals ins Grüne, um ein Feuerchen zu machen und ein paar Würste zu braten. Akku-Laden vor dem Sturm, oder so ähnlich.

Schnell waren zwei tote Bäumchen gefunden, gelegt und als Brennholz portioniert, dazu einige trockene Tannenäste zum Anfeuern. Nachdem die Würste verputzt waren und das Feuerchen nur noch auf Sparflamme vor sich her loderte, versuchte ich mich an einigen Schnappschüssen mit der Kompaktkamera. Blitz aus, ISO hochschrauben und ein Motiv suchen, war somit angesagt.

Weil es noch nicht zappenduster war, ergab sich aus der Glut am Boden und dem Dunkelblau des Abendhimmels ein reizvoller Kontrast - erst recht mit den Silhouetten der Baumkronen als dekorativem Beiwerk. Nett auch das Selbstportrait im Dunkeln, nur ausgeleuchtet vom Flackern des klein gewordenen Feuers.

Dienstag, 3. Mai 2011

Testfahrt mit Wasserkühlung

Für die Präsentation eines neuen Mountainbikes mit Carbon-Rahmen hatte sich der Schweizer Fahrrad-Produzent BMC ausgerechnet den einzigen Tag in den vergangenen sechs Wochen ausgesucht, an dem es kühl und regnerisch war - zumindest bis in den frühen Nachmittag hinein.

Für die Präsentation des "TrailFox Carbon" hatte der Grenchner Fahrrad-Produzent BMC nach Magglingen geladen. Dort bietet das Swiss Olympic House zweckmässige Unterkünfte und Seminarräume. Also reiste ich am 2. Mai per Zug nach Biel und dann mit dem Funic hoch nach Magglingen. Dort wurde uns das neue Radl nach einem kurzen Apéro im Detail vorgestellt, ehe es zum Abendessen hinunter nach Biel ins Restaurant La Plage ging.

Am kommenden Tag war der Himmel grau, kalt war es auch, und Regen fiel. Nicht heftig, aber doch mehr als in den vergangenen sechs Wochen zusammen. Also packte ich nach dem Frühstück all meine Kleider zusammen und machte mich auf zum Parkplatz, wo die Musterräder auf uns warteten. Zunächst galt es, diese auf die Fahrer anzupassen und mit Pedalen zu versehen, dann lockten die zahlreichen, schmalen Pfade an den Hängen der Jurakette.

Für einmal machte das berghoch fahren Spass - nicht nur, weil sich das "TrailFox Carbon" trotz 15cm Federweg an beiden Achsen dafür erstaunlich gut eignet, sondern auch, weil man dabei warm bekam. Bergab war es dagegen zu Beginn noch sehr frisch, ich hätte mir Knie-Protektoren allein schon als Schutz vorm Fahrtwind gewünscht.

Im Verlauf des Nachmittags zogen die Wolken aber wieder ab, und auch der unangenehme Biswind legte sich. So kamen die Journalisten aus Grossbritannien, Frankreich, Italien und der Schweiz in den Genuss eines weiteren, für die Jahreszeit zu schönen und zu warmen Tages. Und am Nachmittag stäubten die Strecken schon wieder unter unseren Rädern, der Regen war im Nu im trockenen Boden versickert.

Gegen vier Uhr nachmittags, als die Präsentation offiziell endete, wurden wir bereits wieder mit Sonne satt verwöhnt - und wussten das nach dem kalten Morgen zu schätzen. Was blieb, war die Fahrt nach Hause - und die gestaltete sich kurzweilig, weil ich von Magglingen bis Bülach mit Balz Weber mitfahren konnte.

Sonntag, 1. Mai 2011

Gurten hoch und tief

Die Jahresversammlung der Trailbau-Vereinigung Trailnet wurde wieder mit einer Saisoneröffnung kombiniert - inklusive Testbikes und dem erstmals ausgetragenen "Brainless Brakeless BMX Shorttrack Eliminator Duel Race".

Am letzten Apriltag lockte schönstes Wetter eine Menge Abfahrtsbegeisterter an den Gurten, den Berner Hausberg. Denn Trailnet lud zur Saisoneröffnung, und mit VeloBern, dem One80 Shop und Dragon Cycles stellten drei lokale Händler ihre Räder vor und Testbikes zur Verfügung. Auch der Schweizer Giant-Vertrieb Komenda war mit einer Testbike-Flotte am Start. Von 11 bis 17 Uhr lief das offizielle Programm. Um rechtzeitig aufm Gurten zu stehen, musste ich also zeitig raus und mit dem Intercity von Winterthur nach Bern flitzen.

Tagsüber wurden wir zunächst von der Sonne verwöhnt - oder eher geröstet, in der ganzen Schutzausrüstung. Ein kurzer Gewitter-Schauer am Nachmittag vermochte den Staub auf der Strecke kaum zu binden, der trockene Boden sog das Nass auf wie ein Schwamm. Und auch die Temperaturen sanken nur marginal. Selbst gab ich nacheinander einem Transition TR250, dem persönlichen TR450 des Transition-Importeurs Laurent Pittet (mit beeindruckend funktionierenden BOS-Stossdämpfern) und einem Glory DH von Giant die Sporen, ehe ich noch weitere Abfahrten auf dem eigenen Rad anhängte.

Als es am frühen Abend "ernst" galt (NOT!) und der Startschuss zum "Brainless Brakeless BMX Shorttrack Eliminator Duel Race" erfolgte, öffnete der Himmel nochmals seine Schleusen. Was den Duellen auf BMX-Bikes ohne Bremsen und dafür mit bandscheibensprengend tiefen Lenkstangen nochmals zusätzliche Würze verlieh. Denn die Nässe machte die engen Kurven auf dem Kiddie-Cart-Parcours nicht einfacher zu fahren.

Für mich war nach der ersten Runde Schluss: Beim Startsignal rutschte ich mit dem linken Fuss von der Pedale, und das so eingehandelte Handicap liess sich auf den zwei kurzen Runden nicht mehr wettmachen. Darum bin ich auf dem Actionbild ausm Rennen auch alleine zu sehen - abgeschlagen.

Gewonnen wurde das Rennen von Ädu Kiener, der sich gegen Luki durchsetzte und mit einem Trailnet-Shirt in Sonderfarben belohnt wurde. Nach der Jahresversammlung wartete dann wieder Margarita, gemischt von Oli "Master of the Liquid Desaster" Busato. Da war es schon eine Leistung, dass ich um 23 Uhr den Zug zurück nach Winterthur erwischte - und dort um Viertel vor Eins eintraf.