Montag, 29. April 2013

Rennschneckeeee!

Schnecken stehen im Ruf, bei der Fortbewegung nicht so viel Wert auf ein hohes Tempo zu legen. Das Grün meines Fun-Hardtails hat nun aber ein Exemplar angelockt, das auf den Geschmack gekommen zu sein scheint...



Denn seit einigen Tagen hält sich die kleine Schnecke mit ihrem farbigen Haus an meinem Santa Cruz "Jackal" - mal am Rahmen, mal wie am Samstag am Vorbau des Bikes. Und hat so schon etliche Kilometer zurück gelegt. Und das in einem Tempo, das unter Schnecken wohl unter "Warp Speed" gehen dürfte.

Sonntag, 28. April 2013

Von blutenden Herzen - Die neuen Leiden der Doris F.


Eines kann man der Stadtzürcher Politik nicht absprechen: Unterhaltungspotenzial. Nach der Wahl von Richard Wolff in den Stadtrat verzweifelt Doris Fiala von der FDP öffentlich ob der Stimmberechtigten in der Stadt, die mehrheitlich links der Mitte stehen. Dabei zeigt sich: Die Bürgerlichen politisieren an einer weniger ideologisch gepolten Generation junger Urbaner vorbei.

Die jüngere Bevölkerung von Zürich lässt sich nicht in Schablonen drücken: Viele verzichten bewusst aufs Auto, weil das Kosten-Nutzen-Verhältnis für innerstädtische Fahrten nun einmal nicht stimmt. Zugleich sind aber auch viele für liberalisierte Ladenöffnungszeiten, und Gewerkschaften haben in der Stadt der Ego-AGs einen eher schweren Stand. In gesellschaftspolitischer Hinsicht sind die Stadtzürcher ohnehin ausgesprochen aufgeschlossen, von gleichgeschlechtlichen Ehen bis zu Betreuungsangeboten für Kinder. Und vom Aushungern des Staates halten sie eher wenig, weil das auf Kosten der Infrastruktur geht. Das behaupte ich nicht einfach so, das folgere ich aus dem Ausgang diverser Sachabstimmungen. Und das bestätigen so auch anerkannte Experten wie Claude Longchamp und Andreas Ladner.

Volksnah dank iPhone oder allein auf weiter Flur? Doris Fiala. (Bild: Keystone)

Bürgerliche politisieren an der Stadtbevölkerung vorbei...
In den Reihen der beiden bürgerlichen Parteien FDP und SVP sucht man aber so positionierte Exponenten vergeblich. Statt dessen dominieren bis in die CVP hinein Vertreter des Bankensektors, der Versicherungen und Wirtschaftsanwälte. Für Probleme wie das Fehlen erschwinglicher Wohnungen in Folge der Aufwertung von Quartieren oder mangelnde Strukturen zur Tagesbetreuung von Kindern fehlt dieser Art von Bürgerlichen jedes Verständnis. Ebenso für zu viel bezahlte Krankenkassen-Prämien, die nicht rückvergütet werden. Dafür wehren sie sich bis aufs Blut für 45 Parkplätze hier und 50 Meter Auto-Abbiegespur dort. 

Genau das sind aber Probleme, die Stadtzürchern im Unterschied zu mit dem Auto in die Stadt Pendelnden schlicht nicht interessieren. Auch der Steuerfuss fällt im Vergleich zu wegen gieriger Vermieter rasant steigenden Mieten finanziell nur am Rande ins Gewicht. Darum verlieren die Bürgerlichen nicht nur Sitze im Stadtrat, sondern auch ihre politische Gestaltungskraft in der Stadt selbst. Statt das Zürich des 21. Jahrhunderts mit zu gestalten, werden sie nur als Nostalgiker und Störfaktoren wahr genommen, als Flugsand ohne Einfluss auf das Funktionieren der Maschine. Manchmal gelingt es ihnen gar, mit Hilfe des Kantons die Stadt auszutricksen.

Im Katzenjammer vereint: Exponenten von FDP, SVP und CVP. (Bild: Keystone)

… und sie pflegen offen beleidigende Vorurteile
Aber wie das bei den Stadtzürcher Stimmberechtigten ankommt, wird nicht Erwägung gezogen. Genau so wenig wie beim Wiederholen der immer gleichen Leier, wonach keiner der links wählenden Städter einen Job habe, Verantwortung trage oder gar Steuern zahle. Diese dümmliche Art pauschalisierender Vorurteile, in Verkehrsdebatten auch Eins zu Eins gegen Velofahrende verwendet, ist die sicherste Art, es sich mit den Stimmberechtigten in der Stadt zu verscherzen. Denn diese zahlen sehr wohl Steuern, und dazu nicht den niedrigsten Steuersatz. Aber sie tun es bewusst, weil sie von der Stadt auch ein mehr an Infrastruktur erwarten und bekommen. Dass die Mieten in der Stadt höher sind als auf dem Land, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden.

Dazu kommt dann noch, dass sich SVP und FDP einen Gockelkampf um die Führung des saft- und kraftlosen, bürgerlichen Lagers liefern. Wenn dieses auch weiter eine Politik für Pendler statt für Stadtbewohner macht, wird es weiter an Bedeutung verlieren. Dabei gäbe es durchaus ein bürgerliches Stimmpotential in der Stadt. Aber dieses ist nicht reaktionär, ausländerfeindlich und gesellschaftlich konservativ. Bis zu den Fialas dieser Welt ist da freilich noch nicht vorgedrungen. Im Gegenteil: Fiala ätzt noch rum, dass die letzten drei Stadtpräsidenten der SP alle "Zugezogene" gewesen seien.

Mit Vollgas in die Bedeutungslosigkeit?
Frau Fiala, schreiben Sie sich folgendes hinter ihre perlenbehangenen Ohren: Eine Mehrzahl der Zürcher sind "Zugezogene". Und als solche haben sie die Knappheit erschwinglicher Wohnungen am eigenen Leib zu spüren bekommen. Im Unterschied zu Zürichberg-Freisinnigen wie Ihnen, die mit dem goldenen Löffel im Mund in eine Familie von Zoiftern hinein geboren wurden. Und die mit Verlaub nicht den Hauch einer Ahnung von den Alltagssorgen der Stadtbewohner haben. 

Wenn der Freisinn nur für diese abgehobene Elite Politik macht, wird der Stimmanteil weiter schrumpfen, bis sogar die Alternative Liste im Vergleich dazu wie eine etablierte Grosspartei erscheint. Denn in einer Demokratie geht es auf Dauer nicht auf, an den Bedürfnissen grosser Teile der Bevölkerung vorbei zu politisieren. Wie gesagt: Vom Unterhaltungspotenzial her bewegt sich das auf hohem Niveau. Immerhin etwas.

Freitag, 26. April 2013

Am Fusse des Mont Ventoux - Tag 2

Auch vom zweiten Tag des Polar-Mediacamps in Bédoin hab ich noch einige Bilder und Geschichten nachzureichen. Von knappen Zeitplänen, ruppigen Wildschwein-Pfaden und einem Warnstreik auf halbem Weg ist eine Menge dabei.



Nach einer Nacht in einem frankreichtypisch kurzen Bett fand ich mich um sieben Uhr morgens am Buffet ein. Und wie meist in Frankreich war die Suche nach leicht vertilgbaren und dennoch etwas länger anhaltenden Kohlehydraten eine Herausforderung: Viel Weissbrot und kein richtiges Müesli, naja. Also möglichst ähnliche Sachen suchen und reinschlingen. Aber zum Frühstück üppig rein zu hauen ist oft meine Sache nicht (in Taiwan mache ich gerne Ausnahmen). Jedenfalls fand ich mich rechtzeitig und in Vollmontur beim Look-Mechaniker ein, um mir ein Bike für die Ausfahrt zu sichern. Die Kriterien: leicht, vollgefedert und breite Schlappen, die Abfahrt am Vorabend hatte gezeigt, dass die im Gelände am Ventoux von Vorteil sind.



Ich sicherte mir einen Carbon-Flitzer mit breiter Tubeless-Bereifung und wünschte noch einigen Kollegen viel Erfolg, die mit dem Rennrad zum Sturm auf den Gipfel des Mont Ventoux bliesen. Die Mountainbike-Gruppe bestand am Ende aus vier Guides (einer auch mit Photo-Aufgaben) und fünf Journalisten: Jurgen und Sara aus Belgien, ein Italiener und Henning, ein in der Schweiz wohnender Deutscher. Der war prompt deutlich der langsamste in der Gruppe und immer wieder ein Grund für Zwischenpausen. Schnell war klar, dass wir uns den Aufstieg bis ganz hoch zum Ventoux abschminken konnten. Denn noch vor der Abfahrt hatte uns Polar-Europachef Toni gesteckt, dass für den Flughafen Marseille eine Streikwarnung vorliege und wir darum früher als geplant abreisen müssten. Um zwölf Uhr sollten wir wieder beim Hotel sein.



Die Guides machten aus der Situation das beste, bauten teils abenteuerliche Wildschwein-Pfade in die Route ein und die eine oder andere Sehenswürdigkeit wie aus Schiefersteinen aufgeschichtete, kleine Schutzhütten, in denen die Hirten bei Gewittern Schutz suchen. Und sie trösteten uns, dass es ab dem Chalet Reynard auf 1440m über Meer bis zum Gipfel des Mont Ventoux auf 1912m nur einen legalen Weg für Mountainbiker gebe, der nicht eben spassig oder schön sei. Weiter unten gebe es aber jede Menge Routen, und davon konnten wir uns rund zweieinhalb Stunden lang überzeugen. Anders als am Abend zuvor gab es diesmal einen Platten bei Jurgen zu verzeichnen, und die Minipumpe der Guides kam wegen der modischen, hoch bauenden Felgen nicht recht ans Ventil ran. Zum Glück hatte ich meine kleine Lezyne-Pumpe dabei, die dank Gewinde am Kopf das Ventil zu fassen kriegte und die Guides auch in der Handhabung zu begeistern vermochte.

Kurz nach dieser Zwangspause erklärte der Chefguide dem italienischen Kollegen und mir die schnellste Route zurück nach Bédoin, und kurz darauf liessen wir es fliegen. Der Italiener war bis vor zwei Jahren Profi auf der Strasse und fährt nun Enduro-Rennen. Langsam war der nicht, aber auch nicht schneller als ich. So schossen wir mit bis zu 60 Sachen zurück in Richtung Bédoin, wo wir auf den letzten Metern noch ein paar VIPs von Polar auf ihren Rennrädern ärgern konnten - die hatten ja auch doppelt so viele Höhenmeter in den Beinen als wir. Zum ersten und einzigen Mal auf der Ausfahrt stieg so mein Puls über die 150er-Marke. Zurück im Hotel, mussten 20 Minuten für eine schnelle Dusche, Umziehen und Packen reichen. Dann ging es im einsetzenden Regen zusammen mit Toni, Tom und noch einem Finnen mit einem Mietwagen zurück nach Marseille. In Bédoin hatte ich somit 23 Stunden verbracht, fünf davon im Sattel. Nicht schlecht!

Zunächst war am Flughafen von Marseille noch nichts von einem Streik oder Chaos zu erkennen. Tom musste schon früh auf den Flieger, ich gönnte mir einen Happen und musste dann nochmals etwas Zeit totschlagen, bis ich zwei Stunden vor dem Abflug meines Fliegers mein Gepäck einchecken konnte. Schon dieser Vorgang verzögerte sich durch einen lautstarken Aufmarsch der Gewerkschaft CGT, und auch sonst war es an dem Flughafen organisatorisch ein bisschen ein Puff. Doch das sollte sich als durchaus steigerungsfähig erweisen. Denn die Safety-Kontrolle der Halle 3, von wo mein Flieger abging, war ohnehin schon zu, also musste ich zur Kontrolle der Halle 4. Dort angekommen, ging das Chaos so richtig los. Nachdem ich mich schon rund 20 Minuten lang angestellt hatte, wurden viele Leute kurz vor den Kontrollbändern wieder raus komplimentiert.

Auch für mich ging es danach rund 35 Minuten lang nicht vorwärts. Die Stimmung in der Menge wurde zunehmend gereizt, wer dringend auf einen Flieger musste, wurde gezielt vorgezogen. Am Schluss hatte ich die Kontrolle 20 Minuten vor der Boarding Time meines Fliegers hinter mir und eine Stunde mit Anstehen verbracht. Herzlichen Dank auch an die Gewerkschaft CGT, war ein tolles Erlebnis. Sarkasmus? Definitiv. Immerhin hatte der Flieger kaum Verspätung und hob um sechs Uhr ab, so dass ich mit einem angenehmen Zeitpuffer in Amsterdam ankam. Und auf dem Weg zu meinem Gate noch dem CEO des schweizerischen Shimano-Importeurs über den Weg lief. Er businesslike gekleidet, ich in Shorts und T-Shirt.

 Zwischen diesen beiden Aufnahmen des blühenden Mirabellenbaums
an der Salstrasse liegen drei Tage - und der Ausflug nach Fronggraisch.

Das sollte sich noch rächen, denn auf dem Flug nach Zürich (den ein hartnäckig kreischendes Kind in der Sitzreihe gleich hinter mir akustisch verfeinerte) kam schon die Durchsage: 4 bis 5 Grad und Regen am Zielort. Der kleine Embraer-Flieger wurde auch nicht an ein Gate gelassen, sondern aufm Infield abgestellt, wodurch schon eine erste Begegnung mit dem garstigen Wetter gegeben war. Aufm Heimweg reichte die Zeit noch für einen Abstecher zum Widder für ein Bier, und aufm Weg von dort nach Hause verwandelte sich der Regen tatsächlich in Nassschnee. Lecker, vor allem da ich noch immer in Shorts unterwegs war!

Donnerstag, 25. April 2013

Am Fusse des Mont Ventoux - Tag 1

Zur Präsentation einer um einige Funktionen erweiterten Pulsmess-Uhr hatte Polar nach Bédoin geladen. Was für mich zwei geschäftige Tage bedeutete, zu denen ich noch einige Bilder nachreichen möchte.

Da freut sich der digitale Reisende: Steckdosen im
Stehtischchen am Flughafen Amsterdam Schiphol.

Los ging es am Donnerstag vor einer Woche (also am 18. April) elend früh: Raus zur Tür um zehn nach Fünf, den Zug zum Flughafen um halb Sechs besteigen und bis um sechs Uhr einchecken. Denn um sieben Uhr ging der Flieger, via Amsterdam nach Marseille. Wieder so eine kuriose Flugroute, bedingt durch die Kooperation von Air France und KLM. Die Flieger waren pünktlich, die Landung in Amsterdam windbedingt etwas rumplig. Einmal in Marseille angekommen, galt es, den Fahrer zu finden. Wie sich heraus stellte, war dies kein Polar-Mitarbeiter, sondern ein gewöhnlicher Taxi-Fahrer. Der fuhr mich und Tom aus Schottland in eineinhalb Stunden in unser Hotel nach Bédoin - der Taxzähler zeigte am Ende 175 Euro...

Das Hotel mit dem Mont Ventoux im Hintergrund.

Der offizielle Teil: Präsentation der Marke und des Modell RC3GPS. 

In Bédoin angekommen, blieben uns bis zur ersten Präsentation 30 Minuten Zeit, um unsere Zimmer zu beziehen und einen kleinen Happen zu essen. Die Sonne schien und die Temperaturen lagen deutlich über 20 Grad. Aber wir mussten gleich wieder rein ins Hotel. In einem Sitzungssaal wurden wir in die bis ins Jahr 1977 zurück reichende Firmengeschichte von Polar eingeweiht - und in die seither gemachten Fortschritte bei der Messung der Herzfrequenz und der Nutzung dieser Daten zur Trainingssteuerung. Als VIP war der finnische Radprofi Jussi Veikkanen mit von der Partie. Nach der Theorie bekam jeder Journalist ein Exemplar der Uhr, und zwanzig Minuten später begann der praktische Teil: Nochmals eine kurze Einführung am Objekt und die anschliessende Erstkalibrierung inklusive Messung des Ruhepulses.



Darum ging es beim Event: Polars Flaggschiff RC3GPS.
Provençal-typisch vor blühendem Lavendel abgelichtet.

Vor dem Abendessen konnte sich ein Teil der Journalisten schon einmal ein Rennrad für den Freitag aus dem Pool an Testrädern von Look sichern. Da ich mich für die Mountainbike-Ausfahrt eingetragen hatte, bot sich mir nun erstmals Zeit zum Durchschnaufen. Fein. Mit dem Auto ging es danach hoch zum Chalet Reynard, auf 1440m Höhe am Mont Ventoux gelegen. Dort wartete das Abendessen auf die Meute: Geschmolzener Käse mit Kartoffel und Aufschnitt als Hauptgang, Streuselkuchen und Apfel aus dem Ofen mit Vanille-Eis als Dessert. Das eigentliche Dessert war aber die Abfahrt zurück nach Bédoin, nicht im Auto, sondern auf dem Mountainbike. Und zwar im Dunkeln!




Gegen zehn Uhr hatten alle ein Bike gefasst, und nun war auch klar, warum im Pressekit auch eine kleine Stirnlampe von Petzl steckte. Zuerst rollte die fast 30 Personen zählende Gruppe ebenaus auf einer Asphaltstrasse daher, dann ging es ins Gelände. Zunächst nur mässig steil und immer mal wieder mit Flachstücken und kleinen Gegenanstiegen, dann aber immer schneller auf mit losen Steinen gespickten Waldpfaden. Durch die häufigen Zwischenstopps ging der Flow zwar etwas verloren, aber mit den Demoiselles Coiffées wartete am Ende noch ein echtes Schmankerl: Bizarre, von der Erosion in den Sandstein geschliffene Felstürme, und das mitten im Wald.




Bis wir zum Hotel zurück kehrten, war es Mitternacht und die Hotelbar geschlossen. Also ab unter die Dusche und mich hinlegen, die vergangene Nacht war mit 4 Stunden Schlaf schliesslich eine kurze gewesen. Und am folgenden Tag war das Frühstücksbuffet ab sieben Uhr geöffnet und die Abfahrt zur Biketour für neun Uhr geplant. Also galt es, das Maximum aus den zur Verfügung stehenden sechs Stunden Schlaf zu holen, um am kommenden Tag fit zu sein.

Montag, 15. April 2013

Lieber später als gar nicht

Am vergangenen Wochenende war endlich der Winter zu Ende - und wie. Nachdem das Wetter im März durchgängig kalt, grau und nass gewesen war, meldeten sich Sonne und Wärme zurück.


Also machte ich mich schon am Samstag kurz auf den Weg an die Töss, um zu schauen, wie die liebste Feuerstelle den Winter überstanden hat. So viel vorweg: Sie braucht definitiv eine Generalüberholung. Schon am Samstag setzte ich einige, grosse Steine, am Sonntag musste die Arbeit ruhen, weil sich bereits eine Familie mit Kindern an der halbfertigen Feuerstelle breit gemacht hatte.


Also kümmerte ich mich stattdessen um eine benachbarte Feuerstelle mit Sitzbank und sammelte schon einmal erstes Brennholz, während Stig genau dieses Brennholz aufschichtete, um seine über den Winter antrainierten Trial-Skills weiter zu verfeinern. Weil die Sonne schon relativ tief stand, bot sich die Chance, ein Bild mit Gegenlicht aus der Froschperspektive zu machen.


Beim ersten Versuch (oben) stimmten Bildausschnitt und Timing noch nicht,
der zweite Versuch konnte sich dagegen bereits sehen lassen.


Und tatsächlich lieferte die Fuji FinePix X10 schon beim zweiten Versuch ein sehr annehmbares Resultat, trotz "blindem" Fokussieren und geschätzter Wahl des Bildausschnitts. Grilliert haben wir übrigens nicht. Das will ich heute Montag nachholen, wenn es noch einmal ein paar Grad wärmer werden soll. Die warme Jahreszeit ist da - und höchst willkommen.

Freitag, 12. April 2013

Neidhammelhausen, der nächste Akt: Staatsaffäre um 45 Parkplätze

Wie vergiftet das Klima in Zürich zwischen auf ihr Gewohnheitsrecht pochenden Auto-Pendlern und aufs Auto verzichtenden Stadtbewohnern ist, zeigt die nun projektierte Aufhebung von 45 Parkplätzen, um einen Veloweg durchs Seefeld legen zu können. Die Auto-Lemminge zetern schon wieder los.

Auch wenn die nun zu streichenden 45 Parkplätze locker durch das neue Opernhaus-Parking kompensiert werden dürften, ist die Empörung der Auto-Pendler gross. Am Tag, an dem die Meldung aufgeschaltet wurde, hatten bis um halb Drei nachmittags schon über 80 Kommentierende ihren Senf dazu gegeben. Der grosse Teil der Kommentare stammt von angepissten Autofahrern, die nicht in der Stadt Zürich wohnen, sich von deren Regierung und Verkehrsplanern persönlich angegriffen fühlen und darum jetzt zum Konsum-Boykott in Zürich aufrufen.

Ein ganz lustiger Herr Schwizer hält den urbanen Grünen sogar vor, dass sie am falschen Ort lebten: Grün sei es doch auf dem Land und nicht in der Stadt. Dazu ist nur zu sagen: Da verwechselt einer Farbe und politische Einstellung. Denn "grün" ist es eben nicht, die Distanz zwischen Wohn- und Arbeitsort mutwillig zu maximieren und sich jeden Wochentag mit der Blechkiste in den Stau einzureihen. "Grün" ist es vielmehr, so nah wie möglich am Arbeitsort zu leben. Und an einem Ort, wo man ohne Auto gut über die Runden kommt. Und das ist nun einmal nicht das Land.

Am witzigsten an der ganzen Sache ist, dass es verlässlich Nicht-Städter sind, die sich empören. Denn eine Mehrheit der Stadtzürcher verzichtet inzwischen auf ein eigenes Auto, und an der Urne wurde der Stadt der Auftrag erteilt, den öffentlichen Verkehr und den Veloverkehr gezielt zu fördern, um so den Anteil des lärmenden und stinkenden Automobil-Verkehrs zu reduzieren. Kurzum: Hier setzt eine demokratisch gewählte Regierung eine Politik um, die dem Wunsch einer Mehrheit der Abstimmenden entspricht.

Was die Auto-Lemming wollen, ist somit eine umfassende Bevormundung der Stadt Zürich, um ihr Verhalten bloss nicht hinterfragen oder gar ändern zu müssen. So lange aber in einem Grossteil der Autos zu Stosszeiten genau eine Person sitzt, sehe ich keinerlei Anlass, um dem Verkehrsträger Automobil in irgendeiner Art entgegen zu kommen. Gelebten Egoïsmus soll man nicht auch noch unterstützen.

Donnerstag, 4. April 2013

Update zu Neidhammelhausen: Die wissenschaftliche Erklärung

Gestern habe ich mich an dieser Stelle über den manchmal pathologisch anmutenden Hass und Neid vor allem der Automobilisten gegen Velofahrer aufgeregt. Heute bin ich via Twitter auf eine mögliche, wissenschaftliche Erklärung gestossen...

Denn laut einer Studie, die unter Leitung der Professorin Susan Charles an der Universität von Irvine, Kalifornien durchgeführt wurde, können nicht nur einschneidende, traumatische Erlebnisse zu psychologischen Störungen führen, sondern auch immer wieder auftauchende, niederschwellige Emotionen der negativen Art. Im Klartext: Wenn Auto-Lemminge jeden Werktag mindestens zwei Mal den Stau erdulden müssen, werden sie tatsächlich verrückt. Und tun nicht nur so.

Stau, jeden Tag: Es soll Leute geben, die sich das antun.
Auch wenn die Staus in der Schweiz nicht so arg sind wie in Indien.

In der Zusammenfassung der Studie klingt das dann so:
"According to Charles and her colleagues, the findings show that mental health outcomes aren't affected by just major life events; they also bear the impact of seemingly minor emotional experiences. The study suggests that the chronic nature of negative emotions in response to daily stressors can take a toll on long-term psychological well-being." 


Diese Studie könnte den irrationalen Hass erklären, den manche Automobilisten gegen Velofahrer hegen und dem sie in Leserkommentaren dann prompt freie Bahn lassen. Auch wenn es um so etwas kleines wie zwei Holztischchen geht, wie gestern beschrieben. Oder um die angedachte Spurreduktion auf der Hardbrücke, um Platz für Velofahrer zu schaffen. Auch da war die Empörung der Automobilisten schier grenzenlos ob der drohenden Infragestellung ihres "Besitzstandes". Und diese Empörung schlug in den Kommentaren rasch in eine geifernde Beschimpfung dieser arbeitsscheuen Dreckshippies auf ihren Velos um, die sich erdreisteten, den produktiven Teil der Gesellschaft am Vorankommen zu hindern oder das auch nur schon in Erwägung zu ziehen.

Ohmmmm - so ein Räucherstäbchen-Halter lässt sich sicher ins
Interieur eines Blechkisterls integrieren, oder? Dem Frieden zu Liebe!

Muss man also akzeptieren, dass Automobilisten immer wieder so unsäglich dumm tun (nicht sind, TUN), weil sie emotional geschädigt und darum psychologisch aus dem Gleichgewicht geworfen worden sind? Nein, die Autofahrer selbst könnten etwas dagegen tun. Und sie müssten dazu nicht mal ihre Karre zu Hause lassen. Sie müssen bloss im Stau cool bleiben und keinen Ärger in sich hinein fressen. Vielleicht helfen ein paar Räucherstäbchen auf dem Armaturenbrett, als Alternative zu den bei mir Brechreiz auslösenden Duftbäumchen? Oder meditative Klänge aus der Surround-Superanlage des rollenden Wohnzimmers? Denn die Studie kommt zum Schluss, dass repetitive Negativerlebnisse keinen Dachschaden verursachen müssen: 


"The research, which appears online in the journal Psychological Science, suggests that maintaining emotional balance is crucial to avoiding severe mental health problems down the road."

In diesem Sinne: Cheer up, take it easy, ihr Blechkutscher. Sich aufregen bringt einen nicht schneller ans Ziel, und Breitseiten gegen Velofahrer bringen noch viel weniger.

Mittwoch, 3. April 2013

Breitseite: Neues aus Neidhammelhausen

Im Umfragen zur Lebensqualität schneidet Zürich immer wieder ausgezeichnet ab, und auch das Lohnniveau ist in der Limmatstadt so hoch wie kaum woanders. Wer meint, dass dies die Zürcher zu entspannten, grossmütigen Menschen macht, irrt aber gewaltig.

Eines der grössten Reizthemen in Zürich ist immer wieder das Velo: Autofahrer wie Fussgänger hassen Velofahrer mit fast schon religiösem Furor. In den Augen vieler Mitbürger sind Velofahrer Rüpel, die sich an keinerlei Gesetze halten, sich und vor allem andere gefährden und zudem nichts, aber auch wirklich gar nichts zu den Steuereinnahmen beitragen. Denn Velofahrer sind bekanntlich auch ein asoziales Gesindel, zur Erwerbstätigkeit unfähig. Mangels Einkommen bleibt diesem radelnden Subproletariat daher keine Wahl, als auf dem Arme-Leute-Vehikel der Volksrepublik China von vor zehn Jahren herum zu gurken. Und dabei wie gesagt alle anderen, friedliebenden und entspannten Zürcher zu nerven, nein schlimmer noch: mutwillig zu gefährden. Selig sind die Armen im Geiste und ihre betonierten Vorurteile.

Sympathische Idee, ungeniessbare Reaktionen.

Als die Stadt Zürich anfangs Woche ankündigte, am Limmatquai zwei spezielle Holztische aufzustellen, die als Drive-In-Café für Velofahrer dienen sollen, ging ob dieser eigentlich ja durchaus sympathischen Idee sofort das geballte Geklöne der vereinigten Bünzlis von Neidhammelhausen los: Jetzt würden diese Velo-Anarchos auch noch belohnt von der linksgrünen Stadt, und das Ganze werde natürlich wieder von hart arbeitenden Automobilisten finanziert, wie immer. Weil eben, Velofahrer arbeiten ja nicht und zahlen darum auch keine Steuern, ist ja klar. Die vereinigten Bünzlis steigern sich in den Kommentaren in einen regelrechten Furor, der einem einen kleinen Vorgeschmack vom äusserst aggressiven Klima gibt, das auf Zürcher Strassen leider seit Jahren herrscht.

Der Tisch des Anstosses - einer von Zweien.

Das Velo ist auch ökonomisch erste Wahl
Um es einmal klipp und klar zu sagen: Das Fahrrad ist in urbanen Räumen nicht nur die ökologisch logische Wahl in Sachen Mobilität, es sticht auch nach ökonomischen Kriterien alle anderen Verkehrsträger locker aus. Man ist weit schneller unterwegs als Fussgänger, weit flexibler als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und steht vor allem nicht im Stau mit den Blechkutschern und deren Statussymbolen - zumindest, so lange einem diese nicht mutwillig die Gasse rechts zustellen, wo zwischen Blech und Trottoir eigentlich eine Lenkerbreite Platz gelassen werden müsste, so steht das zumindest im Strassenverkehrsgesetz. Auch diese lustige, gelb gestrichelte Markierung am rechten Fahrbahnrand dient nicht ausschliesslich dekorativen Zwecken. Zudem braucht ein Velo auch keine 15 Quadratmeter Abstellfläche - ein Bruchteil davon reicht locker aus. Und letztlich stellt sich die Frage: Wie viele Kilos will man bewegen, um den eigenen Arsch zu bewegen? 15 Kilogramm wie beim Velo? 150 wie beim Scooter? Oder 1500 und mehr wie bei den Karren?


Woher also kommt der befremdende Hass, der Velofahrern immer wieder entgegen schlägt? Nun, dass ein Teil der Velofahrer sich tatsächlich nicht an Verkehrsregeln gebunden fühlt, ist ein Faktor. Ist ja auch mühsam, mit einem Fixie ohne Bremsen an einer Ampel oder Fussgängerstreifen anzuhalten. Und ja, es gibt sie, die Randständigen und Junkies auf klapprigen Fahrrädern, die unsicher durch Zürichs Strassen gurken. Aber da auch Autofahrer und Fussgänger die Gesetze im Strassenverkehr eher flexibel und grundsätzlich zu ihren Gunsten auslegen, taugt diese Erklärung nicht. Auch der Neid allein, nicht so schnell voran zu kommen wie ein Velofahrer, sondern ein Gefangener seines Statussymbols im Feierabendstau zu sein, kann die Abneigung nur zu einem Teil erklären.

Nullsummen- und Rudel-Denken
Ich erkläre mir den Hass mit einem Nullsummen-Denken: Für viele Autofahrer geht jede Verbesserung der Situation für Velofahrer per Definition zu ihren Lasten. Mehr Platz für Velofahrer heisst weniger für Autos, und weil es nicht weniger Autos gibt, heisst dies mehr Stau. Und damit mehr Frust. Und weil sie meinen, als erste im Sandkasten gespielt zu haben, beanspruchen sie für sich auch das Recht, bestimmen zu dürfen, wer ausser ihnen noch im Sandkasten aka Strassenverkehr mitmachen darf. Umgekehrt wird jede Verschlechterung der Situation für Autofahrer automatisch mit der Förderung des Langsam-Verkehrs in Zusammenhang gebracht. Der Langsamverkehr wird so zum Blitzableiter für den Frust der Auto-Immobilen im Stau, Tag für Tag. Denn den Stau tun die sich jeden Tag an, und werden dabei immer verbitterter.

Parade der Unsachlichkeit - oder was zwei Holztische anrichten können.

Bis die vereinigten Bünzlis aus Neidhammelhausen die ganze Pisse und Galle, die sich in ihnen angestaut hat, in Form von ebenso unsachlichen wie unsäglichen Kommentaren loswerden können. Bloss ist diese Katharsis nicht nachhaltig, im Gegenteil: Sie vergiftet das Verkehrsklima weiter, sie verhärtet die Fronten. Und das führt dann dazu, dass selbst sympathische, kleine Gesten wie das Drive-In-Café für Velofahrer am (nota bene autofreien) Limmatquai sofort als Zumutung aufgefasst werden, als Verhöhnung der tagtäglich schikanierten Autofahrer, die mit ihrer fleissigen Erwerbsarbeit doch erst das Funktionieren der Stadt ermöglichen. Es ist ein Jahrmarkt der Unbelehrbaren und Selbstgerechten, und die Vorurteile, zu Beginn dieses Posting geschildert, sind deren Krücken.

Dienstag, 2. April 2013

Ein Vorgeschmack von Frühling


Als ob es ein Scherz sein sollte, gab der Frühling am 1. April ein Lebenszeichen von sich: Kein Regen, kein Schnee, dafür Sonne und rund 6 Grad am Ostermontag. Yippie, ab aufs Radl!


Also schwang ich mich auf mein nun mit einem breiteren Lenker ausgestattetes Jekyll und kurbelte ab halb fünf Uhr nachmittags die kleine Runde via Rossberg und Chämleten zur Kyburg ab. Mit allen Gängen, Clickpedalen und der entsprechenden Sitzposition ging das schon viel leichter von Statten als auch schon auf dem Dirtjump-Bike. Sollte es aber auch.


Wo vor einigen Wochen noch Schneematsch das Vorankommen erschwert hatte, sprudelte mir im Anstieg nun Schmelzwasser entgegen. In der Ebene galt es einigen Pfützen auszuweichen, ansonsten war es jedoch meist ein erfreulich speditives Vorankommen. Anders als auch schon. Schon bald konnte ich einige Schnappschüsse bei der Kyburg machen.


Die folgende Abfahrt war dann wegen der Schneeschmelze und der Nässe der vergangenen Wochen prompt weniger gut zu fahren. Stellenweise ging es noch ganz gut, in der natürlichen Halfpipe war es dagegen eine sehr matschige Gelegenheit. So verzichtete ich auf dem Rückweg auf die kleinsten Uferpfade der Töss entlang, weil die ohnehin ein einziges Schlammbad waren.