Donnerstag, 4. April 2013

Update zu Neidhammelhausen: Die wissenschaftliche Erklärung

Gestern habe ich mich an dieser Stelle über den manchmal pathologisch anmutenden Hass und Neid vor allem der Automobilisten gegen Velofahrer aufgeregt. Heute bin ich via Twitter auf eine mögliche, wissenschaftliche Erklärung gestossen...

Denn laut einer Studie, die unter Leitung der Professorin Susan Charles an der Universität von Irvine, Kalifornien durchgeführt wurde, können nicht nur einschneidende, traumatische Erlebnisse zu psychologischen Störungen führen, sondern auch immer wieder auftauchende, niederschwellige Emotionen der negativen Art. Im Klartext: Wenn Auto-Lemminge jeden Werktag mindestens zwei Mal den Stau erdulden müssen, werden sie tatsächlich verrückt. Und tun nicht nur so.

Stau, jeden Tag: Es soll Leute geben, die sich das antun.
Auch wenn die Staus in der Schweiz nicht so arg sind wie in Indien.

In der Zusammenfassung der Studie klingt das dann so:
"According to Charles and her colleagues, the findings show that mental health outcomes aren't affected by just major life events; they also bear the impact of seemingly minor emotional experiences. The study suggests that the chronic nature of negative emotions in response to daily stressors can take a toll on long-term psychological well-being." 


Diese Studie könnte den irrationalen Hass erklären, den manche Automobilisten gegen Velofahrer hegen und dem sie in Leserkommentaren dann prompt freie Bahn lassen. Auch wenn es um so etwas kleines wie zwei Holztischchen geht, wie gestern beschrieben. Oder um die angedachte Spurreduktion auf der Hardbrücke, um Platz für Velofahrer zu schaffen. Auch da war die Empörung der Automobilisten schier grenzenlos ob der drohenden Infragestellung ihres "Besitzstandes". Und diese Empörung schlug in den Kommentaren rasch in eine geifernde Beschimpfung dieser arbeitsscheuen Dreckshippies auf ihren Velos um, die sich erdreisteten, den produktiven Teil der Gesellschaft am Vorankommen zu hindern oder das auch nur schon in Erwägung zu ziehen.

Ohmmmm - so ein Räucherstäbchen-Halter lässt sich sicher ins
Interieur eines Blechkisterls integrieren, oder? Dem Frieden zu Liebe!

Muss man also akzeptieren, dass Automobilisten immer wieder so unsäglich dumm tun (nicht sind, TUN), weil sie emotional geschädigt und darum psychologisch aus dem Gleichgewicht geworfen worden sind? Nein, die Autofahrer selbst könnten etwas dagegen tun. Und sie müssten dazu nicht mal ihre Karre zu Hause lassen. Sie müssen bloss im Stau cool bleiben und keinen Ärger in sich hinein fressen. Vielleicht helfen ein paar Räucherstäbchen auf dem Armaturenbrett, als Alternative zu den bei mir Brechreiz auslösenden Duftbäumchen? Oder meditative Klänge aus der Surround-Superanlage des rollenden Wohnzimmers? Denn die Studie kommt zum Schluss, dass repetitive Negativerlebnisse keinen Dachschaden verursachen müssen: 


"The research, which appears online in the journal Psychological Science, suggests that maintaining emotional balance is crucial to avoiding severe mental health problems down the road."

In diesem Sinne: Cheer up, take it easy, ihr Blechkutscher. Sich aufregen bringt einen nicht schneller ans Ziel, und Breitseiten gegen Velofahrer bringen noch viel weniger.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen