Freitag, 12. April 2013

Neidhammelhausen, der nächste Akt: Staatsaffäre um 45 Parkplätze

Wie vergiftet das Klima in Zürich zwischen auf ihr Gewohnheitsrecht pochenden Auto-Pendlern und aufs Auto verzichtenden Stadtbewohnern ist, zeigt die nun projektierte Aufhebung von 45 Parkplätzen, um einen Veloweg durchs Seefeld legen zu können. Die Auto-Lemminge zetern schon wieder los.

Auch wenn die nun zu streichenden 45 Parkplätze locker durch das neue Opernhaus-Parking kompensiert werden dürften, ist die Empörung der Auto-Pendler gross. Am Tag, an dem die Meldung aufgeschaltet wurde, hatten bis um halb Drei nachmittags schon über 80 Kommentierende ihren Senf dazu gegeben. Der grosse Teil der Kommentare stammt von angepissten Autofahrern, die nicht in der Stadt Zürich wohnen, sich von deren Regierung und Verkehrsplanern persönlich angegriffen fühlen und darum jetzt zum Konsum-Boykott in Zürich aufrufen.

Ein ganz lustiger Herr Schwizer hält den urbanen Grünen sogar vor, dass sie am falschen Ort lebten: Grün sei es doch auf dem Land und nicht in der Stadt. Dazu ist nur zu sagen: Da verwechselt einer Farbe und politische Einstellung. Denn "grün" ist es eben nicht, die Distanz zwischen Wohn- und Arbeitsort mutwillig zu maximieren und sich jeden Wochentag mit der Blechkiste in den Stau einzureihen. "Grün" ist es vielmehr, so nah wie möglich am Arbeitsort zu leben. Und an einem Ort, wo man ohne Auto gut über die Runden kommt. Und das ist nun einmal nicht das Land.

Am witzigsten an der ganzen Sache ist, dass es verlässlich Nicht-Städter sind, die sich empören. Denn eine Mehrheit der Stadtzürcher verzichtet inzwischen auf ein eigenes Auto, und an der Urne wurde der Stadt der Auftrag erteilt, den öffentlichen Verkehr und den Veloverkehr gezielt zu fördern, um so den Anteil des lärmenden und stinkenden Automobil-Verkehrs zu reduzieren. Kurzum: Hier setzt eine demokratisch gewählte Regierung eine Politik um, die dem Wunsch einer Mehrheit der Abstimmenden entspricht.

Was die Auto-Lemming wollen, ist somit eine umfassende Bevormundung der Stadt Zürich, um ihr Verhalten bloss nicht hinterfragen oder gar ändern zu müssen. So lange aber in einem Grossteil der Autos zu Stosszeiten genau eine Person sitzt, sehe ich keinerlei Anlass, um dem Verkehrsträger Automobil in irgendeiner Art entgegen zu kommen. Gelebten Egoïsmus soll man nicht auch noch unterstützen.

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