Freitag, 31. Juli 2009

Makro-Pirsch auf dem Balkon

Es ist immer wieder erstaunlich, was für Makroaufnahmen sich mit meiner kleinen Cybershot machen lassen. Ein Blick auf die Räuber auf meinem Balkon...

Meine Lieblinge sind die kleinen Springspinnen, die an schönen Tagen mit einem Irrsinnstempo über Fenstersimse und Balkongeländer krabbeln. Um diese kleinen Racker abzulichten, brauchts neben Geduld vor allem eine ruhige Hand. Und mehrere Anläufe.

Heut Nachmittag hab ich zudem ein seltsames Insekt auf einer meiner Balkonpflanzen entdeckt. Also wieder die Cybershot gezückt und das Tier abgelichtet, darauf im Photoshop das Bild auf 100% vergrössert.

Und siehe da: Ein stachliger Geselle hat sich niedergelassen, der für das Grün der Pflanzen keine Gefahr darstellt. Im Gegenteil: Es handelt um sich die Larve eines Marienkäfers, und die mag eines besonders: Blattläuse. Also alles im grünen Bereich.

Donnerstag, 30. Juli 2009

Radhof-Tag – der Countdown läuft

Keine zwei Wochen mehr bis zum 12. Bambole Openair in Winterthur-Wülflingen – höchste Zeit, den Radhof festivaltauglich zu machen und Dekomaterial zu basteln.

Die Leute bereits um zehn Uhr morgens an den Radhof zu bestellen, erwies sich als mutige Entscheidung: Einige erschienen tatsächlich so früh, viele erst später, es war ein Kommen und Gehen. Aber eins mit erfreulich vielen Beteiligten.

Während die Deko-Crew grosse Bretter in Festival-Plakate verwandelte und diverse Formen aus Holz sägte und darauf verschliff, kümmerte ich mich um die Scheune, genauer um den Bereich Bau: Alles ausräumen, zum Aussortieren für den Bauchef bereit legen und anschliessend wieder sinnvoll verstauen. Nicht ohne den betreffenden Bereich vorher zu wischen. Eine staubige Angelegenheit.

Das Wetter spielte mit, und für Verpflegung war auch gesorgt. Einerseits lagen Brot, Käse und verschiedene Fleischwaren bereit, andererseits wurde im Verlauf des Nachmittags auch der Kugelgrill angeworfen. Der Mangel an brauchbarer Anzündhilfe wurde mit dem Einsatz der Doppelhub-Pumpe kompensiert, wodurch sich eine eindrückliche Glut produzieren liess.

Bei dieser Gelegenheit konnte ich gleich auch ein passendes Selbstportrait für den OK-Ausweis knippsen. Perfekt für den Verantwortlichen für Verkehr und Parking.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Bikewrecks III: Die organische Wegfahrsperre

Für die Serie «Bikewrecks» ist mir heute ein Drahtesel ins Auge gestochen, der vor meiner Haustür steht – und das wohl schon eine ganze Weile.

Ich musste schon etwas genauer hingucken. Und war dann umso amüsierter. Denn diesem charakteristisch-verwahrlosten Citybike fehlen nicht nur Sattel und Stütze. Wer genauer hinguckt, entdeckt ein sicheres Indiz dafür, dass dieses Velo schon länger nicht mehr in Bewegung gesetzt worden ist.

So schnell Unkraut wachsen mag: Bis es quer durchs Hinterrad und bis auf eine Höhe von rund 130 Zentimetern gelangt, dürfte es eine Weile gedauert haben. Eine Weile, während der dieses Rad von seinem Besitzer keinen Millimeter bewegt worden ist.

So etwas nennt sich dann wohl eine organische Wegfahrsperre – eine Vorrichtung zum Diebstahlschutz, die bis zum korrekten Funktionieren viel Zeit benötigt und danach nur einmalig – und das eher mit begrenzter Wirkung – funktioniert. Aber ein nettes Photosujet allemal. Und ein würdiger Vertreter für die Rubrik «Bikewrecks».

Dienstag, 28. Juli 2009

Realsatire nach Schweizer Art

Dass die SBB in ihren Zügen chronisch zu wenig Platz für Gepäck, Kinderwagen und dergleichen bieten, ist nichts Neues. Aber gibt dennoch massiv zu reden.

Der Artikel in der Online-Ausgabe des Tages-Anzeigers ist auf massive Resonanz gestossen: Trotz gültiger Tickets für sich und ihre Räder wurden verschiedene Ausflügler unter Androhung polizeilicher Massnahmen in Bern aus einem überfüllten Intercity-Zug gescheucht. Ein Vorgang, der an und für sich schon bemerkenswert ist, interpretiert die SBB doch die Beförderungspflicht als ihren Teil des Leistungsvertrages (das Pendant wären die CHF 10.- für die Velo-Tageskarte) sehr eigenwillig.

Stein des Anstosses, Zumutung und sonst noch was: Ein Velo an einem der kostbaren Haken -
bei der Rhätischen Bahn klappt das mit weit weniger Geschiss als bei der SBB.

Was mich aber weit mehr nervt: Von den innert eines halben Tages über 180 Kommentaren, die auf den besagten Artikel hin verfasst wurden, stammt rund die Hälfte von ignoranten Leuten, die selbst nicht Velo fahren, schon gar keines jemals per öV befördert haben, dafür aber einen umso tiefer sitzenden Hass auf Velofahrer zu pflegen scheinen. Da wird aufs Missachten der Verkehrsregeln verwiesen, auf Velorowdies, die aufm Gehsteig unterwegs sind und die verlässlich jede Ampel ignorieren.

Die ganz schlauen fragen gar, warum Velofahrer denn überhaupt ihr Gefährt in den Zug verladen, statt selbst in die Pedale zu treten. Richtig, und warum benutzen Fussgänger die öffentlichen Verkehrsmittel? Sollen doch auch zu Fuss gehen. Kurzum: Wer wissen will, wie daneben NUR-Autofahrer ticken, sollte sich dringend durch die über 180 Kommentare wühlen. Zumal es auch einige Juwelen drunter hat.

Der SBB eine lange Nase drehen - und den ganzen Auto-Laferis auch:
Nichts leichter als das, mit dem Original-TranZBag.

Ich bin gespannt, ob mein hochgradig ironischer Kommentar auf das Geseier der Automobilisten freigeschaltet wird - und halte fest: Wer keine Ahnung von der Materie hat, weil er den öV wie Velos für des Teufels hält, sollte ein Autoheftli lesen und die Fresse halten. Zumal die Sache mit der Missachtung der Verkehrsregeln etwas komplizierter ist.

Nachtrag in Sachen "Missachtung der Verkehrsregeln":
Bin erst gestern wieder fast mit dem Renner an einem Lieferwagen zerschellt, der mir knallhart den Vortritt verweigerte. Ich kam auf abschüssiger Strecke daher, mit 55km/h (nach Abzug der Messungenauigkeit 2km/h zu schnell, weils bei einer Ortseinfahrt war) - und zum Glück war die Gegenfahrbahn leer. So fand ich beim Ausweichen sogar noch Zeit und Luft, um dem blinden Hurensohn von Fahrer einige Nettigkeiten mit auf den Weg zu geben.

Aber ist schon klar: Nur die Velofahrer kümmern sich nicht um die Regeln - die haben ja auch so viel Blech um sich rum, um sich im Falle eines (Un-)Falles zu schützen. Von den sechs Airbags ganz zu schweigen. Manche Autophile sollten mal wieder was anderes einatmen als die Abgase ihrer Karre.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Impressionen von der Etape du Tour

167km - und zum Nachtisch der Ventoux: Das war am Montag das herzhafte Menü für 9500 Starter bei der «Etape du Tour Mondovélo». Das ganze bei brühheissem Wetter serviert.

Weil ein Bild mehr als tausend Worte sagt, will ich Bilder sprechen lassen - hier sind meine Schnappschüsse vom Event:

Wenn sich 9500 Radsportler auf den Weg machen...

... wie am Montag frühmorgens in Montélimar (mitte links, langer Lulatsch: Erik Eagleman), ...

... dann kann es schon einmal eng werden, ...

... bis hin zum Stau im hinteren Teil des Monster-Teilnehmerfeldes.

115km weiter, neben einem Lavendelfeld nach dem Dörfchen Sault, ...

... stellte ich mich mit dem Transit gut sichtbar an den Rand der Strecke.

150m weiter oben kündigte eine Papp-Tafel die «Cannondale Oasis» an.

Und ein Halt dort wurde nicht nur mit Wasser und Verpflegung,
sondern auch mit schönen Anblicken belohnt.

Gleich neben mir hatte sich eine britische Familie in einem Bauernhaus eingemietet,
um den Sohnemann im Rennen verpflegen und nochmals ermutigen zu können.

So wird die Etape du Tour Mondovélo zum Familienunternehmen.
Man beachte das Wolltrikot von Kieran.

Bilder von nach dem Rennen in Malaucene gibts demnächst auf dem folgenden Blog, den John eingerichtet hat, einer der von mir betreuten Amerikaner: http://4oldguys.blogspot.com. Zudem finden sich dort eine Menge Bilder und Kurzfilme aus den Tagen vor der grossen Fahrt. Gut möglich, dass dort auch mal der Schrauber/Chauffeur mit Schrubber im Gesicht durchs Bild huscht.

Ein Königreich für eine Bazooka!

Nachdem ich innert 6 Tagen rund 2150km zwischen Lörrach und dem Mont Ventoux zurück gelegt habe, ists mal wieder Zeit für eine verkehrspolitische Breitseite.

Normalerweise fahre ich sehr selten Auto – den Ausweis habe ich, unfallfrei bin ich seit 17 Jahren auch (also seit Erlangen des Fahrausweises). Aber seien wir ehrlich: Wer in der Schweiz in einer Stadt wohnt und vornehmlich in Städten unterwegs ist, braucht keine spritschluckende Dreckschleuder, die in Stosszeiten keine individuelle Mobilität bringt, sondern zum eben nicht mehr rollenden Gefängnis wird.

So gehts noch gerade so: Nur die Hälfte der Spuren von Brummis verstellt...

Höchste Zeit für einige verkehrspolitische Grundsatzthesen.

I. Das Péage-System taugt.

Während in der Schweiz über die Autobahn-Vignette eine Pauschalabgabe erhoben wird (nota bene unabhängig von Emissionswerten) und somit Vielfahrer belohnt werden, gilt in der Grande Nation das Verursacher-Prinzip: Wer viel fährt, zahlt viel. Leider sind die Tarife noch nicht je nach Nutzungsfrequenz flexibel – und auch nicht nach Protzigkeit der Karre abgestuft (wobei der Transit sehr wohl mehr kostete als ein gewöhnlicher PKW). Auch wenn man zuerst leer schluckt, wenn man nach 330km Autobahn in einem Lieferwagen stolze 40 Euro abdrücken muss (reicht für zwei Vignetten): Genau so soll es sein! Operation heilsamer Schock.

Geht gar nicht, schon gar nicht bergan: Zweispurige Autobahn als Brummi-Abstellplatz.
Bild: stoehr24.de

II. Brummis gehören auf die rechte Spur!
Wenn ich jemals in irgendeinem Land dieser Erde Verkehrsminister werden sollte (alle Motor-Fetischisten sollten beten, dass dies nie der Fall sein wird), würde ich ein absolutes Überholverbot für Brummis auf zweispurigen Autobahnen erlassen. Von Video-Kameras lückenlos zu überwachen und bei Zuwiderhandlung mit einer Woche (Ersttäter) Ausweisentzug zu ahnden.
Denn damit die Herren Trucker flüssig voran kommen, verstellen sie dem Rest der Welt mit oftmals haarsträubend rücksichtslosen Manövern den Weg und zwingen zu Bremsmanövern und anschliessendem Wiederbeschleunigen. So nervig wie unökologisch. Ich hab mir einige Male eine Bazooka gewünscht in den vergangenen Tagen... Die ASTAG wird mich für dieses Statement nicht lieben, aber das ist mir Schnuppe. Von mir aus können alle Brummis auf den Mond geschossen werden. Saupack, Herrgottsakra!

III. Blinken ist kein Luxus
Nicht per Blinker angekündigte Spurwechsel sind in Frankreich schon fast die Normalität – und absolut gefährlich. Noch übler sind die hirnlosen Nullen, die nach links blinken, um dann auf die rechte Spur zu wechseln – oder umgekehrt. Eigentlich dachte ich bisher, dass dies gar nicht möglich ist, rein konstruktiv. Aber Dutzende von Franzosen haben mich eines Schlechteren belehrt.
Lustig auch der Fahrer eines Renault Twingo (alte Baureihe, abgewetztes Blau), der mit eingeschaltetem Warnblinker aus einer Raststätte auf die stark befahrene Autoroute du Soleil preschte und in der Folge stolze 60km mit Tempi bis zu 140 Sachen unterwegs war – neben sich einen komatös schlafenden Beifahrer. Ich habe den Fuss vom Gas genommen und diesem Chaoten auf Rädern einen gebührenden Vorsprung eingeräumt. Idioten, allesamt!

Karikatur: www.caradisiac.com

Das führt mich zur abschliessenden Frage: Werden französische Fahrausweise eigentlich in der Landeslotterie vergeben? Der Eindruck kommt nacch sechs Tagen jedenfalls auf. Muss mir auf jeden Fall mal die Statistik der Verkehrstoten angucken, Frankreich müsste europaweit ziemlich weit vorne liegen... und der Anteil der Autos mit Kollisionsspuren scheint die Beobachtung zu bestätigen, dass dieses Völkchen zwar viel vom Kochen und vom Geniessen des Lebens versteht, aber wenig vom verantwortungsbewussten Lenken von Autos.

Montag, 20. Juli 2009

Atemberaubend - Teil I

Die Bilder von der «Etape du Tour» müssen noch warten - als Vorgeschmack schon einmal ein Pano-Bild, zusammengesetzt aus sechs Einzelbildern.

Wie so manches Gewässer ist auch das Flüsschen Nesque im Sommer meist komplett ausgetrocknet - dass das Gewässer aber auch anders kann, zeigt die Gorge de la Nesque.

Diese eindrückliche Schlucht liegt zwischen Carpentras und Sault - und das Bergsträsschen, das sich den Flanken der Schlucht entlang windet, war die naheliegende Ausweichroute, um trotz gesperrter Strassen in Richtung Carpentras voran zu kommen. Wobei manche in den Fels gehauene, unbeleuchtete Tunnel für Spannung sorgten: Passt der Transit durch oder nicht? Ist alles nochmal gut gegangen, haha.

Sonntag, 19. Juli 2009

Die Hitze ist zurück, der grosse Tag kann kommen

Die Tage Drei und Vier im Süden Frankreich waren nur der Aufgalopp zur «Etape du Tour». Der Ventoux ruft, die letzten Vorbereitungen sind im Kasten.

Dabei bekam ich am Samstag mal wieder eine Erinnerung daran, warum ich nienienie im Sommer mit dem Auto in den Süden fahren würde: Morgens um neun Uhr musste ich in Lyon am Flughafen sein, also machte ich mich schon um sieben Uhr in Privas auf den Weg – ohne Frühstück und Kaffee.

Der Hinweg verlief noch speditiv, aber die Gegenfahrbahn in Richtung Süden (und damit der Rückweg) war schon sehr stark frequentiert – und kurz vor Lyon wegen eines gröberen Unfalls komplett zu. Weil der Easyjet-Flug aus London etwas Verspätung hatte und die Franzosen es in Lyon nicht schaffen, den Parkplatz am Flughafen Lieferwagen-gerecht zu gestalten (an der Einfahrt gabs null Probleme, die Ausfahrt war ein mittleres Fiasko, für Fahrzeuge mit mehr als sechs Metern Länge nicht geeignet...), verzögerte sich schon der Beginn der Rückfahrt.

Und kaum auf der Autobahn angekommen, ging es mit den Staus los – und hörte von Lyon bis nach Provas kaum noch auf. Ferienverkehr, Pannen, Unfälle und viele unsäglich dämliche Automobilisten (nah auffahren, haarsträubende Spurwechsel, Blinken nach Zufallsprinzip) sind nun einmal ein schlechte Mischung. Statt um 12 Uhr kam ich mit Joel aus England um 14 Uhr in Privas beim Hotel an. Der nächste Fluggast hätte um 14.15 Uhr in Lyon abgeholt werden müssen – klar, dass das auf keinen Fall funktionieren konnte.

John aus Eindhoven reiste dann zum Glück per Zug nach Valence, wo ich ihn kurz vor 21 Uhr abholte. Den dritten Shuttle-Ride erledigte ich dann nach 23 Uhr – und war eine Viertelstunde nach Mitternacht mit Stefan aus Süddeutschland wieder in Privas zurück. Und oh Wunder, wir fanden noch eine Kneipe, wo man uns bediente – ansonsten ist Privas nach Mitternacht so belebt wie ein Friedhof.

Lange Tage, heisses Wetter, viel im Auto statt auf dem Rad. Könnte schöner sein, so ein Aufenthalt in Südfrankreich. Er wurde dann auch schöner, aber erst am Sonntag, als die Teilnehmer an der «Etape du Tour» mitsamt ihrer Räder an den Startort Montélimar chauffriert wurden, um die ersten Kilometer der Route unter die Räder zu nehmen und die letzten Macken der Räder aufzuspüren.

Nun, Montélimar ist zurzeit im Rennrad-Ausnahmezustand – Gümmeler statt Nougat. Für mich bestand der Tag vor allem aus Warten, Material checken und aushändigen und für die VIPs bessere, will heissen tiefere Startnummern beschaffen – eine nicht ganz unkomplizierte Angelegenheit, aber es hat geklappt. Ansonsten kann ich nur sagen: Beeindruckend, was da in Montélimar abgeht: Viele Briten, Iren und Amerikaner am Start, die Franzosen in der Minderheit, und sogar einige Asiaten sind für den Event angereist – sehr cool.

Am Montag ist für die Teilnehmer kurz nach vier Uhr Tagwache, doch zum Glück werden sie und ihre Räder von jemand anderem zum Start gebracht. Ich werde um ca. 7 Uhr nach Montélimar fahren, mich zuerst dort postieren, dann viel Wasser einkaufen und via Carpentras zur Strecke vorfahren, um für «unsere» Leute einen zusätzlichen Wasserversorgungsstand bei km 114 (von 167) einzurichten.

Wenn alle an dem Punkt vorbei sind, kann ich mich wieder auf den Weg nach Privas machen – es sei denn, ein Mitglied unserer Gruppe hat ein schwerwiegendes Problem oder einen Unfall. Dann muss ich mit dem Bus die Person und ihr Rad bei Bedarf an einem Sammelpunkt abholen – weshalb alle meine Handynummer gespeichert haben. Nun, gegen Mitternacht, schlafen alle Ambitionierten schon längst, und auch ich werde mich demnächst hinhauen. Wird ein langer Tag morgen – die Kamera kommt mit. Mehr dann hier, auf meinem Blog.

Freitag, 17. Juli 2009

Ein Hauch von Profitum

Tag Zwei in Privas brachte viel Arbeit - dafür im Unterschied zur Schweiz nur ganz wenig Regen.

Es begann am Morgen damit, dass alle Trinkflaschen fabrikneu waren - und einen entsprechend penetranten Eigengeschmack aufwiesen. Also Deckel ab, mit Wasser auffüllen und den Tag über stehen lassen, auf dass sich die Plastiknote verflüchtigt.

Die Hotelequipe war ob des Anblicks in der Duschkabine etwas verwirrt - nein, das sind keine Spuren eines Polterabends oder dergleichen. Und bitte lassen Sie das so stehen, das ist volle Absicht und hat seinen Zweck.

Den Rest des Morgens und einen Teil des Nachmittags verbrachte ich dann damit, alle Räder der angehenden Ventoux-Bezwinger gründlich zu putzen, einen zweiten Bidonhalter zu montieren, einen Pumpenhalter unterm bereits montierten Flaschenhalter anzubringen sowie eine Satteltasche inklusive Ersatzschlauch unter den Sattel zu hängen.

Schliesslich gibts bei der Etape du Tour (für welche sich laut der lokalen Zeitung Le Dauphiné rund 9500 Rennrad-Begeisterte angemeldet haben) kein Ersatzlaufrad vom Dach des hinterher fahrenden Teamfahrzeugs, sondern nur Selbsthilfe. Während ich Rad um Rad abfertigte, wurde ich von verschiedenen Passanten gefragt, ob ich was mit der Tour de France zu tun haben. Die Antwort: Jein...

Die personalisierten Namenssticker inklusive Nationenflagge machen jedenfalls schon mal mächtig was her und verströmen auch für die Teilnehmer einen Hauch von Profizirkus. Mit Ron und Will tauchten die ersten Leute unserer Gruppe bereits am späten Morgen auf, also wurden deren Räder zuerst erledigt.

Wie ich alle Räder durch und im Bus verstaut hatte, tauchte eine zweite Staffel mit fünf Amerikanern und Kanadiern auf - also wurde das verspätete Mittagessen aufs Abendessen verschoben, denn nun mussten die Räder wieder raus aus dem Bus und an die Leute angepasst werden. Pedale ran, genaue Sitzhöhe einstellen, andere Feineinstellungen - so reichte es gerade noch, um die letzten zehn Kilometer von Heinrich Hausslers Triumphfahrt nach Colmar Live zu verfolgen.

Aber nein: Klagen will ich nicht. Ich habs gut hier in Privas. Auch wenn ich morgen kurz nach Sieben auf die Autobahn muss, um einen Engländer am Flughafen von Lyon abzuholen. Die gleiche Prozedur nochmals um 14 Uhr für einen Holländer, und schliesslich muss ich um 23.40 Uhr noch einen Deutschen in Valence am Bahnhof abholen. Eines wirds mir sicher nicht: Langweilig.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Grüsse aus Privas

Flexibilität ist was Schönes – so bin ich unverhofft in Privas gelandet, einem schmucken Städtchen am Rande der Ardèche. Ein paar Impressionen für alle Daheimgebliebenen.

Am Dienstag war ich grad im Büro meines Vaters, um Kursordner für die Ausbildung angehendender Bauzeichner zu vervielfältigen. Da klingelte das Handy, und am anderen Ende war der Chrigel Braun, besser bekannt als «Vater» des legendären Pizza Cups. Nun, diesmal wollte mich Chrigel ausnahmsweise nicht zu einer Biketour überreden, sondern hatte ein ganz anderes Anliegen. «Was hast Du von diesem Donnerstag bis kommenden Dienstag vor», lautete Chrigels Frage.

Rasende Radl-Garage: Der gemietete Ford Transit XXL - mit Innerrhoder Kennzeichen.

Eigentlich nichts, lautete meine Antwort. Nun, nach eins, zwei weiteren Telephonaten hatte sich das geändert. So stieg ich heut um 8 Uhr morgens in den Zug nach Zürich, weiter nach Basel und schliesslich nach Allschwil. Dort wurde ich kurz gebrieft, darauf ging es mit dem Verantwortlichen von Cannondale noch kurz auf eine Runde via Leymen (Namenssticker mit Nationenfahne für die Musterräder holen) nach Lörrach, wo der Mietbus mit den Rennern für die VIPs schon beladen bereit stand.

Spiegel zum Umseckgucken lassen sich auch für Selbstportraits aus der Hüfte missbrauchen.

Gegen 13:30 Uhr machte ich mich auf den Weg – aber nicht wie ursprünglich gedacht nach Colmar im Elsass. Nein, das Ziel war das Hotel «La Chaumette» in Privas – laut TomTom-Navi schlappe 550km entfernt. Ach ja, wenns sonst nichts ist... Zum Glück haben moderne Lieferwagen nichts mehr mit ihren trägen, rumpligen Vorfahren gemein, so dass die Fahrt im Ford Transit-Mietbus flott von statten ging. Kein Wunder, einmal gut aufs Gas treten, in den sechsten Gang schalten, und schon läuft die Mühle 140km/h – verrückt und zu viel des Guten, 130 Sachen reichen auch. Meistens.

Dehydriert und weichgekocht: Der Fahrer vorm Abendessen.

Kaum im Hotel angekommen, zog es mich ins Städtchen. Und dort war auch eine Menge los: Strassenmarkt, eine Menge Restaurants, und Touristen wie Einheimische bevölkerten die Altstadt-Gassen. Nach einem leckeren Abendessen (abgesehen von einem schmelzenden Snickers das erste Essen des Tages, sonst nur trinken, trinken und nochmals trinken) war ein Pastis Pflicht – und bei einem Preis von einem Euro für einen Pastis ist meine Leber wohl froh, dass ich nicht öfters in der Region weile.

Schöne Überraschung: Mein liebstes holländisches Bier im Offenausschank - das erste ging weg wie eine Apfelschorle, das zweite war zum Geniessen da. Skol!

So, das wars für heute, morgen gibt’s mehr Bilder und Geschichten aus dem Süden Frankreichs. Für mich gibt’s jetzt noch einen Schlummertrunk, ehe der verdiente Schlaf wartet. Ach ja: 22:55 Uhr, 28 Grad Celsius – verrückt, aber eine schöne Abwechslung.

Ein Pastis: ein Euro. Zwei Euro: Ein doppelter Pastis. Gut fürs Gemüt, schlecht für die Leber.