Dienstag, 25. November 2008

Voll mobil – mit Atomstrom im Akku?

Öko ist hip – also versuchen viele Firmen, sich ein grünes Feigenblatt umzuhängen. Leider ist es kaum je mehr. Zeit für eine kleine Polemik!

Kaum jemand tut heute die Erderwärmung noch als Medienhype ohne Faktengrundlage ab. Oder stellt den Zusammenhang zwischen der Verwendung fossiler Brenn- und Treibstoffe und dem Klimawandel in Abrede. Nur Bushs und Palins sind sich dafür noch nicht zu blöde – aber das gilt bei diesen Herrschaften bekanntlich für (fast) alles.



Viele schwärmen von Al Gore’s Film «An inconvenient truth», dessen Kernaussage in Europa längst Common Sense sein sollte und nur für Amerikaner überraschend gewesen sein dürfte: Die Menschheit befindet sich aufm Holzweg, und so wie in den vergangenen 100 Jahren geht’s nun einmal nicht weiter. Zumindest nicht mehr lange.


Entlarvend nichtssagend, aber anders - und grün! Neue Ford-Werbung.

Audi auf irreführenden Wegen
Tatsächlich beginnen auch schon erste Auto-Hersteller, den Fokus (nein, nicht den Ford) ihrer Werbung von einer puren Leistungsschau (PS, Drehmoment und Beschleunigungswerte) auf Ökonomie und Ökologie (Verbrauch, CO2-Ausstoss) hin umzustellen. Renault und Peugeot gelingt dies weit überzeugender als Audi: Die Ingolstädter sind sich nicht zu blöde, ihren prolligen Agglo-Panzer Q7 mit einem Durchschnittsverbrauch von 1.3 Litern auf 100km anzupreisen.

Audi gebührt für irreführende Werbung und billige Trittbrett-Fahrerei eine gelbe Karte.

Nur im Kleingeschriebenen wird erklärt, dass dieser Wert sich pro Sitzplatz und für die sparsamste Dieselvariante verstehe – und nur, wenn man als Kunde die Option einer dritten Sitzreihe wahrgenommen habe (auf die wegen des knappen Kopf- und Beinraums nur Leute passen, die unter 1.60m sind). Meines Erachtens nicht nur eine ärgerliche Trittbrett-Fahrerei, sondern eine glatt irreführende Werbung, für die der Konsumentenschutz die AMAG einklagen sollte. Zumal auch im Q7 meist die statistisch erhobenen 1.8 Leute transportiert werden – und nicht sieben Nasen.

Ein Bolide unter den E-Mobilen: Der «Roadster» von Tesla.

Ein E-Bolide - für Jeremy Clarkson's grünes Gewissen?
In aller Munde war diesen Sommer auch der Tesla «Roadster»: Dieser schnittige Zweisitzer beschleunigt in unter 4 Sekunden auf 100 – und das mit Hilfe eines Elektromotors. Auch sonst scheint der Tesla geeignet, gängige Vorurteile gegen Elektromobile in Frage zu stellen. Dass dann einem Tuner wie Brabus nichts Gescheiteres einfällt, als dem Flüstersportwagen zumindest akustisch wieder auf eine Stufe mit den Spritschleudern zu stellen, ist wieder ein anderes Thema.

Auch der neue «iQ» von Toyota wird über den Klee gelobt, etwa in der heutigen Ausgabe des Tages-Anzeigers. So stellt der begeisterte Journalist fest, dass diesem Stadtflitzer zur Perfektion nur noch die Steckdose fehle – oder im Klartext: Der Elektro- oder doch zumindest der Hybrid-Antrieb. So einfach scheint bei verkürzter Betrachtung die Lösung aller Mobilitäts- und Klimaprobleme: Verbrennungsmotor raus, Elektromotor rein, und schon wird alles gut. Oder besser noch: Perfekt!

Massiv aufs Thema Elektroantrieb aufgesprungen ist zudem die Fahrrad-Industrie: E-Bikes waren an den diesjährigen Fahrradmessen eines der zentralen Themen – und zwar auch und gerade an der Interbike in Las Vegas. In der Schweiz hat der Bund mit Kommunen zusammen gespannt, um diesen Gefährten mit Hilfe des Impulsprogramms «New Ride» auf die Räder zu helfen – Elektro-Scooter inklusive. Selbst der NZZ am Sonntag waren die einst verpönten Öko-Akku-Velos diesen Sommer einen Artikel wert.

Dann tankt doch Euren Atomstrom!
In diese ganze Elektro-Euphorie hinein wage ich nun den ketzerischen Einwurf: Und woher kommt der ganze Strom, der in die Akkus von Hybrid-Modellen, Elektro-Mobilen und E-Bikes gespiesen werden soll? Wie genau sieht es mit dem europäischen Strommix und dessen Klimaverträglichkeit aus? Wie viele Prozent des Stroms stammen aus thermischen Kohle- oder aus maroden Atom-Kraftwerken? Das Öko-Feigenblatt verdorrt schon angesichts dieser Überlegungen sehr schnell.

Getrieben von bulgarischem Atomstrom?

Wasserstoff (und somit auch die Brennstoffzellen, wie sie verschiedene deutsche Autobauer propagieren) ist übrigens noch viel weniger eine Lösung: Denn von der Gewinnung aus Wasser über die Lagerung bis zur Kühlung im Auto selbst frisst dieser vermeintlich saubere Treibstoff schlicht unanständige Mengen an Energie.

Gefragt sind Effizienz und tiefes Gewicht
Wohlgemerkt: Wenn dank E-Bikes Leute ihre Karre stehen lassen, dann stellen diese einen bescheidenen Fortschritt aus der Sicht des Umweltschutzes dar – aber nur dann. Was statt dessen dringend Not tut, ist ein fundamentales Umdenken: Es macht keinen Sinn, jedesmal zwei Tonnen Blech in Bewegung zu setzen, um einen (oder ausnahmsweise auch mal zwei) Menschen von A nach B zu bewegen. Die Gefährte müssen wieder markant kleiner und leichter werden, wie anno dazumal die Kabinenroller. Das gilt auch für E-Bikes, die für den Stop-and-Go-Verkehr in der Stadt einfach viel zu träge und schwer sind, im Unterschied zu meinem Sub-9-Kilo-Renner. Alternativ kann man auch das Car Sharing forcieren, wenn sich bei den Gefährten nichts tut.

Auf jeden Fall muss bei der Effizienz angesetzt werden: Pro Nase sollten auf keinen Fall mehr als 300kg Vehikel bewegt werden, dann brauchts auch nicht mehr 150 bis 200 Pferdestärken, sondern 25 bis 50. Dieses Ziel ist nicht über Verbote, sondern über entsprechend ausgestaltete Instrumente der marktwirtschaftlichen Steuerung zu verfolgen: Im Klartext brauchts massive Strafsteuern für schwere Spritschlucker, flächendeckende Verbote für SUVs in Innenstädten sowie Road Pricing.

Die Instrumente sind bereits erfunden, um das laufende Wettrüsten auf den Strassen zu beenden. Bloss: Wer wagt es als erster, die heilige Kuh Automobil zu schlachten?

Sonntag, 23. November 2008

Plastik-Doris und die bösen Ökoterroristen – pardon, Umweltverbände

Ende November entscheiden die Abstimmenden in der Schweiz über die Zukunft der Verbandsbeschwerde. Ein Teil des Freisinns scheint bereit, für ein Fussballstadion den Rechtstaat zu entsorgen.

Falls sich Doris Fiala, Präsidentin der Zürcher FDP, und ihre Co-Initianten Ende November an der Urne durchsetzen, wird das Beschwerderecht der Umweltschutz-Verbände nochmals deutlich geschwächt. Denn gegen Entscheidungen des Volks oder kommunaler Parlamente sollen laut der Verbandsbeschwerde-Initiative künftig keinerlei Rekurse mehr zugelassen sein – es sei denn, durch das Bundesamt für Umwelt, wie Fiala selbst rasch betont.

Hier droht kein Widerspruch: Doris Fiala mit (v.l.) Peter Spuhler und Adrian Amstutz von der SVP und Filippo Leutenegger (angeblich von der FDP, aber oft auf SVP-Linie)

Erstens erscheint es höchst merkwürdig, dass ausgerechnet die Zürcher FDP darauf pocht, Aufgaben von privatrechtlich organisierten Verbänden abzuziehen und zu einer staatlichen Behörde umzulagern. Wie war das einst mit der Forderung nach «mehr Freiheit, weniger Staat»? Solche Ideale scheinen im Frust um das komplett überdimensionierte Hardturm-Stadionprojekt in Zürichs Westen über Bord geschmissen worden zu sein. Bemerkenswert.

Hat das Volk immer Recht?
Weit bedenklicher ist aber zweitens die Einstellung, welche zu dieser Initiative geführt hat: Denn die Initianten bestehen darauf, dass das Volk (oder vom Volk gewählte Legislativen) das letzte Wort und damit immer Recht habe. Dazu lässt sich frei nach Radio Iswestija sagen: Im Prinzip ja, aber... Weil Abstimmungsvorlagen in der Schweiz nicht darauf hin überprüft werden, ob sie gegen Menschen- oder Grundrechte verstossen (es gibt weder auf kantonaler noch auf bundesstaatlicher Ebene ein Verfassungsgericht), kann das Volk auch Beschlüsse fassen, die rechtstaatlich nicht tragbar sind. Und sich daher nicht auf Gesetzesebene umsetzen lassen, wie sich aktuell bei der Frage der Verwahrung von Sexualstraftätern zeigt.
Das Stadion des Anstosses: Fünfeckig und bis zu fünfzig Meter hoch, passte das Hardturm-Projekt ins Quartier wie ein abgestürztes UFO.

Drittens steht die Verbandsbeschwerde-Initiative mittlerweile doch etwas schräg in der politischen Landschaft: Schliesslich haben die beiden Kammern des eidgenössischen Parlamentes bereits im Zuge der Revision der Umweltgesetzgebung substantielle Einschränkungen der Verbandsbeschwerde beschlossen. Auch die Fussball-EM 2008 ist vorbei – und damit die Stadionbau-Euphorie, in deren Zug sogar Elmar Ledergerber sich bemüssigt sah, den VCS des «Ökoterrorismus» zu bezichtigen. Die Gegenseite hätte damals genauso über Beton-Brutalismus, Bau- oder Schattenwurf-Terror polemisieren können. Tat sie aber nicht – statt dessen fanden sich im vom Volk abgesegneten Bauprojekt eine ganze Reihe von Mängeln.

Von Schönwetter-Ökos und Bauklötzchen
Schliesslich entlarvt diese Initiative einen guten Teil des Freisinns als Schönwetter-Ökos: Mit dem Porsche in die Stadt fahren, um sich Al Gore’s «An inconvenient truth» anzugucken und danach mit Cüpli in der Kralle einen auf betroffen zu machen. Wenns aber drauf an kommt, wird die verbliebene Rest-Natur dem Profit zuliebe zubetoniert, getreu dem Slogan «Mehr Wachstum für die Schweiz» und gegen alle geltenden baurechtlichen Bestimmungen. Da passt es, dass ein Unterstützungskomitee für die Initiative mit Bauklötzchen als Element der Gestaltung operiert: Ein passendes Spielzeug angesichts der demonstrierten Unreife - und zudem eins, wo Bauprojekte meist noch ohne Rekurse durchgehen.

Immerhin: Laut den Gegnern der Initiative zeigen die letzten Umfragen , dass die Verbandsbeschwerde-Initiative einen ganz schweren Stand haben dürfte. Die Unterstützung hält sich zu Doris Fiala’s Leidwesen nicht nur in der FDP in engen Grenzen. Quer durch das politische Spektrum melden sich Stimmen, die vor dem Denken warnen, welches dieser Initiative zu Grunde liegt. Und welches davon ausgeht, dass das Volk immer Recht hat – auch wenn es drauf und dran ist, den Rechtstaat zu entsorgen und statt dessen der Willkür Tür und Tor zu öfffnen. Eine Vorstellung, die sonst vor allem vom populistischen Flügel der SVP lautstark ventiliert wird.



PS: Eine Auflistung aller Mandate schweizerischer Parlamentarier zeigt, dass sich die PR-Fachfrau Doris Fiala auch für den Kunststoffverband Schweiz ins Zeug legt. Da fällt mir doch unwillkürlich Jan Delay’s Song «Plastik» ein – und die Textzeile «...das ist doch eklig, denn das ist vom Dixi-Klo die Schwester.» Keine Angst, die Rede ist nicht von Doris Fiala, sondern von Polyester.

Mittwoch, 12. November 2008

Zum Tag der Narren, 11.11.2008: Opp-hohoho-sition

Nach der Abwahl Christoph Blochers taumelt die SVP orientierungslos durch die Politlandschaft. Slalomläufe statt fadengrader Politik, Rückzieher statt Pressing von Rechtsaussen: Selten war Opposition so plan- und ziellos.

Der Ton war nach der Abwahl Christoph Blochers überaus scharf: Nein, man betrachte weder Samuel Schmid noch Evelyne Widmer-Schlumpf als SVP-Bundesräte. Und ja, man gehe in die Opposition, die bisher noch von niemandem wahrgenommen worden sei (schon mal von den Grünen gehört, liebi Froue und Manne?). Prompt wurden die beiden Kuckuckseier von Bundesräten aus der Fraktion ausgeschlossen – den genauen Gehalt der Oppositionspolitik werde man noch rasch genug zu spüren bekommen, liess Toni Brunner wissen.

Kapitän ohne Kompass: Toni der Knecht

Fast ein Jahr nach der Abwahl ihres politischen Übervaters gibt die SVP ein Bild des Jammers ab. Es ist ja auch schwierig, sich auf Bundesebene als bissige Opposition aufzuführen, wenn man sich auf kantonaler und kommunaler Ebene seit Jahren die schönsten Pfründen und Pöstchen gesichert hat, ja in einzelnen Kantonen wie dem Thurgau und Regionen wie dem Zürcher Weinland schon fast so etwas wie eine Most-CSU ist. Also nicht die stärkste Partei, sondern DIE Partei schlechthin. Prompt waren es Vertreter aus Kantonen mit einer traditionell starken SVP, die von Anfang an Bedenken gegenüber dem aus der nationalen Zentrale verordneten Oppositionskurs äusserten.

Bilaterale: Ja, uhm nein, uhm Stimmenthaltung?
Zuerst bot die SVP bei der Frage der Ausweitung der bilateralen Verträge auf Rumänien und Bulgarien ein Trauerspiel, das genauso von Kopflosigkeit wie von innerer Zerrissenheit zeugte. An der Albisguetzli-Tagung drohte der grosse Abgewählte der EU noch wortgewaltig, diese Ausweitung mit einem Entgegenkommen im Steuerstreit zu verknüpfen. Wenn sich die EU nicht bewege, drohe ein Referendum. Einige Wochen später hatte der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse offensichtlich Klartext gesprochen – und Blocher wollte nichts mehr von einem Referendum wissen.

Selbst als es das Parlament «wagte», die Vorlagen zur Fortführung sowie zur Ausweitung der bilateralen Verträge miteinander zu verknüpfen (realpolitisch ist gar nichts anderes denkbar, es sei denn, man erwarte von der EU, dass sie ihr Wesen verleugne und eigene Mitglieder, konkret Bulgarien und Rumänien diskriminiere), war Blocher bloss wütend ob dieses schäbigen Tricks. Das Referendum der Jungen SVP, der Schweizer Demokraten und der Lega mochte er gleichwohl nicht unterstützen. Schliesslich will die SVP der FDP den Status als Wirtschaftspartei streitig machen. Also wurde von einer Scheinvorlage gesprochen, zu der Stimmenthaltung die einzig passende Antwort sei – Stimmenthaltung als Form der Opposition, sehr interessant...

ANUS-Chef Pirmin Schwander: Garant gegen Realpolitik

Nun, da genügend Unterschriften für das besagte Referendum gesammelt sind, scheint es sich die SVP wieder anders zu überlegen: Getrieben von der Aktion für eine neutrale und unabhängige Schweiz (ANUS) und aus Angst, den im Verlauf der 90er Jahre absorbierten rechten bis offen ausländerfeindlichen Flügel der Partei zu verlieren, kokettiert man nun doch wieder mit der Unterstützung des (Schein-)Referendums. Was umgehend zu einem Aufjaulen des Wirtschaftsflügels um Peter Spuhler und Walter Frey führte. Statt fadengrader Opposition bietet die SVP ein Bild innerer Zerrissenheit – inklusive ungeniessbarem Tonfall in internen Querelen.

Und nun der Umfaller beim Rüstungsprogramm
Kaum ist die Frage, wie sich denn die SVP nun zum Referendum gegen die Bilateralen Verträge stellt, wieder etwas in den Hintergrund gerückt, knickt die selbsternannte Oppositionspartei ein nächstes Mal ein: Nachdem sie zuerst das Rüstungsprogramm ablehnen wollte, um dem missliebigen Samuel Schmid eins auszuwischen, begann es an der Basis zu rumoren. Denn diese steht weiterhin voll und ganz hinter der Armee und kann es nicht begreifen, wenn die SVP mit Sozialdemokraten und Grünen gegen diese paktiert.

Bild: Onlinereports.ch

Nachdem der böse Sämu Schmid das VBS gemäss SVP-Diktion lange überhaupt nicht im Griff und aus selbigem einen Saustall gemacht hatte, scheint nun dank einer spärlichen Problemanalyse alles komplett anders. Und schon wird aus der selbsternannten Oppositions- wieder die brave Abnickerpartei. Die Berufsmilitärs sowie schweizerische Waffenproduzenten wie die RUAG und die MOWAG wirds freuen. Für eine Partei, die ihre eigene Politik immer als fadengrad verkauft und diejenige anderer Parteien als Wischiwaschi-Politik verunglimpft hat, sind solche Haken, Kehrtwenden und Rückzieher allerdings höchst peinlich.

Toni, der überforderte Bauernbub
Das ganze Hüst und Hott zeigt meines Erachtens vor allem eines: Toni Brunner hat den Laden in keiner Art und Weise im Griff. Der Ziehsohn Blochers ist als Parteipräsident so überfordert wie fehl am Platz. Und die sechs Vizepräsidentinnen und -präsidenten (also Schatten-Präsident Blocher und seine fünf Claqueure) wissen nicht, wem sie es recht machen wollen: Dem rechten Rand ihrer Wählerschaft oder aber der Wirtschaft – am liebsten beiden, aber genau das geht eben nicht. Dass diese Zerrissenheit, die eine Folge des raschen Wachstums dieser Partei in den vergangenen 15 Jahren ist, so offen zu Tage tritt, hätte ich mir nie zu hoffen gewagt.

Neben Barack Obamas Wahl ist das Bild, das die ziel- und planlos herum irrende, selbsternannte Opposition im Moment bietet, ein zweiter Aufsteller in einer Zeit, wo die Tage nur noch kürzer und die News aus der Wirtschaft nur noch finsterer werden. Weiter so, SVP! Make my day – and make a fool of yourself.

Nachtrag: Papa Moll geht von Bord
Der späte Triumph von Sämi Pokerface

12.11.2008 – Nur einen Tag, nachdem die SVP-Vertreter in der zuständigen Ratskommission von ihrer ultimativen Forderung abgerückt waren und das Rüstungsprogramm doch noch durchgewunken hatten, gab Samuel Schmid seinen Rücktritt auf Ende Jahr bekannt - auch mit Verweis auf seine gesundheitlichen Probleme. Womit sich der behäbige Berner als Gewinner im Machtspielchen mit seiner eigenen Partei fühlen darf. Hatte doch Caspar Baader im Sommer noch klar gemacht, dass die SVP das Rüstungsprogramm blockieren werden, so lange Schmid im Amt ist.

Dass nun Christoph Mörgeli als erster nachtritt und zugleich den anderen Christoph als einzigen denkbaren Nachfolger ins Spiel zu bringen versucht, zeigt zwei Dinge: Erstens hat die Partei, welche jahrelang dem Personenkult anhing, ein echtes Problem, um valable Alternativen auf den Schild zu heben. Ein Blick in kantonale Exekutiven könnte da unter Umständen sinnvoll sein. Und zweitens haben die Hardliner innerhalb der SVP aus der Niederlage im Dezember 2007 (Nichtbestätigung von Christoph Blocher als Bundesrat) und dem daraus folgenden Oppositions-Trauerspiel nichts, aber auch gar nichts gelernt.

Das von verletztem Stolz und Rachsucht geprägte Verhalten Christoph Blochers seit seiner Abwahl ist nicht dazu angetan, ihn in einem besseren Licht erscheinen zu lassen als zur Zeit seiner Abwahl. Auch die Vereinigte Bundesversammlung als Wahlbehörde dürfte daher einen ultimativ vorgetragenen Einervorschlag nicht gouttieren, wie er Mörgeli vorschwebt. Zumal Blocher in seinem Web-TV (wie immer devot interviewt von Matthias Ackeret) dem Parlament erst letzthin mal wieder die Leviten lesen zu müssen glaubte.

Hat sogar seine eigene Partei ausgesessen: (Selbst-)Verteidigungsminister Sämu Schmid

Die Chance zu einem Neuanfang ist JETZT, liebe SVP!
Statt dessen bekommt die SVP nun die Chance, reinen Tisch zu machen: Evelyne Widmer-Schlumpf hat seit ihrem Amtantritt gezeigt, dass sie die Inhalte der SVP-Politik, nicht aber den unsäglichen Stil verinnerlicht hat. Erinnert sei an die Verschärfungen im Asylrecht, die sie vorgeschlagen hat. Mit Widmer-Schlumpf und einer jungen, noch unverbrauchten Kraft als Schmid-Nachfolger könnte die Partei die Oppositionsrolle, die ihr offenkundig so viele Probleme beschert hat, wieder in der Mottenkiste entsorgen und in die Regierung zurück kehren. Die Abspaltung der BDP wäre wohl auch kein Thema mehr, wenn die Zürcher Apparatschiks in die Schranken verwiesen werden.

Nur: Dazu müsste die SVP einen Sprung über den langen Schatten Christoph Blochers wagen. Man darf gespannt sein, ob sie dazu im Stande und willens ist. Wenn nicht jetzt, wann dann?

NACHTRAG II - eine Klarstellung, rein präventiv
Die lockere Schreibe soll über eines nicht hinweg täuschen: Was die SVP mit Samuel Schmid angestellt hat, wird gemeinhin als Mobbing bezeichnet - und lässt sich arbeitsrechtlich einklagen. Vor allem aber zeugt Mobbing (das Wort stammt nicht umsonst etymologisch vom "mob" ab) von charakterlichen Abgründen und einer hundsmiesen Gesinnung (die Hunde dieser Welt mögen mir dieses Adjektiv verzeihen).
Den verbliebenen Anständigen in der SVP wünsche ich viel Erfolg und Durchhaltevermögen beim Zurückdrängen der Radikalinskis um Schwander und Mörgeli. Eine wertkonservative, wirtschaftsnahe Partei hat in der Schweiz wie in der Regierung absolut ihre Berechtigung. Aber nur, wenn sie sich an gewisse Basics des zwischenmenschlichen Umgangs zu halten gewillt ist.

Und noch was: Andersdenkende sind keine Feinde, und man sollte sie auch nicht auf Plakaten als Tiere darstellen.

In diesem Sinne:
Gute Besserung und einen gefreuten Ruhestand, Sämu.
Und geht gefälligst mal in Euch, wenn Euch davor nicht graust, Ihr SVP-Hardliner.

Freitag, 7. November 2008

Impressionen ausm Spätherbst

Am vergangenen Sonntag kämpfte die Sonne vergeblich gegen zähen Hochnebel an. Also schwang ich mich aufs Bike, um mich auf die Suche nach der Sonne zu machen.

Schon bald merkte ich, dass der erste, reichlich gefallene Schnee die Flora aufm falschen Fuss erwischt hatte. Denn wegen des milden Oktoberwetters hatten viele Laubbäume das Blattwerk noch nicht fallen lassen. Prompt sah ich mich im Aufstieg wiederholt gezwungen, abzusteigen und mein Rad über abgebrochene Äste oder umgestürzte Bäume zu heben.

Ob Buche, Birke oder Eiche: Sie alle mussten vor der Last der Nassschnees kapitulieren. Aber immerhin lag kein Schneematsch auf den Wegen, so dass ich gut voran kam – so lange keine Bäume und Äste den Weg versperrten, zumindest.

Die letzten Meter des Anstiegs führten durch Nebelschwaden. Wie ich oben angekommen war, konnte ich das zähe Grau knapp hinter respektive unter mir lassen. Dank der Föhnwetterlage war auch die Fernsicht überraschend gut, aber der Wind begann schon von Süd in Richtung Ost zu drehen und schneidend kalt zu werden.

Für diesen Birnbaum, dessen Geäst sich wie ein Scherenschnitt vom nebelverhangenen Hintergrund abhob, musste ich dennoch einen Stopp einlegen. Kaum der Rede wert war dann leider die Abfahrt: Einerseits war das Geläuf wegen der Schneereste ungemein rutschig, und zweitens behinderte Fallholz auch auf dem Weg zurück in den Nebel das Vorankommen.

Makro-Welten

Immer wieder erstaunlich, was eine simple Kompakt-Digitalkamera im Makrobereich zu leisten vermag.

Schon etwas älteren Datums sind die Aufnahmen von Hornissen, bei denen gute Nerven genauso gefragt waren wie eine ruhige Hand. Denn die Viecher mochten Blitzlicht am Eingang ihres Baus gar nicht.

Tipp: Bilder anclicken, dann werden sie in voller Grösse und mit allen Details angezeigt.

Und waren auch sonst schnell zur Stelle, um zu kontrollieren, was genau sich da ihrem Bau genähert hatte. Allemal beeindruckend, diese Hornissen – und nützlich dazu, verputzen sie doch neben lästigen Fliegen auch weit lästigere Wespen.

Auch das zweite, aktuelle Bildmotiv ist nicht von schlechten Eltern: Da hatte ich doch tatsächlich eine Blüte an einer der Balkonpflanzen vergessen – und diese liess sich nicht lumpen.

Das goldene Herbstwetter wurde nach Kräften genutzt, um weiter Harz zu produzieren. Sieht doch nett aus, die kleine Blüte. Klein, aber oho, könnte man sagen.

Dienstag, 4. November 2008

Wenn Gutes noch besser wird

Manche ruhen sich auf ihren Lorbeeren aus, wenn sie die besten sind. Für andere ist das bloss ein Ansporn, noch mehr zu bieten. So auch für den Winterthurer BMX-Club Powerbike und der Strecke in Dättnau.

Ein Überblick über die neu erstellten, ersten drei Geraden der Bahn in Dättnau - die Motorwalze gibt einen Eindruck von den Dimensionen.

Die BMX-Rennbahn in Dättnau gilt zu Recht als die schwierigste Piste der Schweiz – nicht umsonst werden auf ihr regelmässig Rennen des BMX-Europacup ausgetragen. Da auf der Powerbike-Website schon seit geraumer Zeit grössere Bauarbeiten angekündigt worden waren, stattete ich der Anlage am vergangenen Sonntag einen kleinen Besuch ab – aufm Heimweg von einer kleinen Sonntags-Runde.

Und siehe da: Der Abstecher hatte sich vollauf gelohnt, denn in Sachen Streckenbau tut sich gewaltig was. So ist die erste Gerade um etwa 20 Meter verlängert und die komplette erste Kurve (wegen der Werbeaufschrift auch als Elephanten-Kurve bekannt) neu erstellt worden. Vor der Kurve wartet neu nicht mehr ein grosser Double, sondern eine Triple-Combo auf die Racer. Und die Kurve selbst weist eindrückliche Dimensionen auf.

Die erste Kurve führt direkt auf die geteilte, zweite Gerade - mal schauen, obs innen noch einen kleinen Anlieger für alle gibt, die nicht auf die ProSection wollen.

Als eigentliches Highlight darf aber die zweite Gerade gelten: Diese wird neu in eine normale Linie und in eine ProSection aufgeteilt, die ihren Namen verdient hat: Die Hindernisse wie Step-Up und Doubles weisen nun Dimensionen wie die letzten beide Sprünge vor dem Zielbogen auf, und die Absprünge sind ausgesprochen steil gestaltet.

Für Könner ist hier jede Menge Airtime garantiert. Und somit dürfte auch Spektakel garantiert sein, wenn sich die europäische BMX-Elite das nächste Mal in Dättnau trifft.

Im Hintergrund ist bei voller Bildgrösse (anclicken) ein Typ in oranger Regenjacke zu sehen - das gibt einen guten Eindruck bezüglich der Dimensionen der Sprünge.

Auch auf der dritten Linie wurde einiges umgebaut und angepasst – so fällt das Siebner-Waschbrett nun geschätzte 10 Meter länger aus und dürfte von den Cracks nochmals deutlich rasanter durchfahren werden. An den letzten beiden Geraden musste hingegen nichts mehr verändert werden: Diese stehen erst seit wenigen Saisons und stellen
noch heute manche Fahrer vor erhebliche Probleme.

Noch sind die neuen Geraden erst im Rohbau erstellt, und das nasse Wetter der vergangenen Tage (zuerst Nassschnee, dann das grosse Schmelzen) hat dafür gesorgt, dass der Boden enorm klebrig ist. So kann ich mich nur der Bitte auf der Powerbike-Website anschliessen: Bitte im Moment nur anschauen, aber nicht befahren. Und sich auf die kommende Saison freuen.

Was in der Schweiz ohnehin schon als Masstab galt, ist durch den laufenden Umbau nochmals verschärft worden. Meine Komplimente und der Respekt gebühren den Leuten von Powerbike – und all denen, welche die neue Strecke im kommenden Jahr rocken werden.