Dienstag, 31. August 2010

Erste Bilder: Das eBike von Cannondale und Bosch

Die Eurobike beginnt zwar offiziell erst morgen, aber heute ist schon Demo Day. Und prompt tauchen erste Bilder und Filmchen von spektakulären Neuheiten auf.

Etwa von den eBikes, die Cannondale zusammen mit Bosch entwickelt hat. Das weisse Radl wird 2011 regulär in den Handel kommen. Bei der schwarz-blauen Schönheit mit Einarm-Radaufhängung vorne wie hinten und einem Akku im Sitzrohr handelt es sich leider erst um eine Konzeptstudie.



Schon jetzt lässt sich aber feststellen: eBikes emanzipieren sich von der Rentner-Optik, welche bislang leider eher die Regel als die Ausnahme war. Wenn nun noch der Gesetzgeber nachzieht und die Zulassung schneller eBikes (also solcher Modelle, die bis 45km/h Tretunterstützung bieten und nicht schon bei 25km/h abgeriegelt sind) vereinfacht, werden die Dinger auch für Leute unter 50 Jahren attraktiv.

So lange ich fit genug bin, tret ich weiter ohne Unterstützung in die Pedale. Denn wie ökologisch der Strom produziert wurde, der diese eBikes antreibt, ist wieder eine Frage für sich.

Montag, 30. August 2010

Von Traumtänzern, Erpressern und Arbeitsverweigerern

Das VBS liefert zur Zeit selbst die besten Argumente für eine Abschaffung der Armee: Die Meldungen aus dem Departement bewegen sich zwischen lust- und konzeptlos.

Dieses Wochenende machte das VBS mal wieder von sich reden: Weil es im Parlament keine Mehrheiten für die Beschaffung von 22 oder gar 33 neuen Kampfjets gibt (das Investitions-Volumen von mehreren Milliarden Franken passt auch denkbar schlecht in Zeiten von Schuldenbremse und herzlosem Sparen bei den Bedürftigsten), täubelt Ueli der Blocher-Knecht (auch bekannt als Maurer). Und will in ein anderes Departement versetzt werden. Was bei den anderen Parteien gar nicht gut ankommt. CVP-Präsident Christophe Darbellay nimmt gar das Wort «Erpressung» in den Mund.

Demonstratives Nichthandeln als Empfehlung für weitere Jobs? Ueli Maurer.

Herr Maurer, ich weiss nicht, wie das in der SVP-Filzbude Fenaco läuft, wo Sie bekanntlich Ihre berufliche Karriere gemacht haben. Aber beim Bund wird Arbeitsverweigerung und Nichterfüllung der Leistungsvorgabe nicht mit der Versetzung in ein angenehmeres Departement belohnt, und das sollten Sie sich mal hinter Ihre Löffel schreiben. Bekommen Sie Ihr Departement in den Griff und formulieren sie ein Konzept, das politisch breit abgestützt und bezahlbar ist. Ja, dafür werden Sie auch mit Vertretern anderer Parteien reden müssen und nicht nur mit Herrliberg. Unangenehm, aber ohne jeden Zweifel ein integraler Bestandteil des Job-Profils eines Bundesrats.

Oder seien Sie konsequent und stellen Sie Ihr Amt zur Verfügung, wenn Sie darauf keine Lust haben und statt dessen weiter dilettieren oder Parteipolitik betreiben wollen. Die Art von Arbeitsverweigerung, welche Sie seit einigen Monaten zelebrieren, ist inakzeptabel. Und fügt so nebenbei der heiligen Kuh Schweizer Armee, welche Sie bekanntlich seit Ihrer Zeit bei den Radlertruppen glühend verehren, einen nicht zu unterschätzenden Image-Schaden zu. Denn diese Armee und vor allem ihre strategischen Planungsgremien hinterlassen den Eindruck kompletter geistiger Immobilität. Als ob der Angriff des BöFei noch immer allzeit in Form des Panzerkeils aus den Tiefen Russlands erwartet wird.

Wenn wir keine neuen Flieger bekommen, wollen wir zumindest eine Raketenabwehr! Plärr!
Erinnert irgendwie an kreischende und trötzelnde Gofen an der Supermartkasse, Herr Gygax.

Ein weiteres Ärgernis kam in Form des Rufes nach einem Raketen-Abwehrsystem, geäussert vom Luftwaffen-Chef Markus Gygax: Das könne in Form eines eigenen Systems oder in Form einer Beteiligung an einem europäischen Abwehr-System erfolgen. Hohe Armeeplaner fürchten ansonsten, dass die Schweiz erpressbar werde. Als mögliche Erpresser werden die unvermeidlichen Taliban, aber auch Russland genannt (aber nicht Departements-Chef Maurer). Interessant, versucht man doch gerade seitens des Bundes, mit dieser potentiell erpresserischen Macht ein Freihandels-Abkommen auszuhandeln. Mein Tipp an die strategischen Planungsgremien des VBS: Setzt beim Angstmachen auf Kim Jong-Il, der taugt eher als Vogelscheuche zwecks Erhaltung überhöhter Wehrbudgets.

Objekt der Begierde für planlose Strategen: Patriot-Raketen.

Oder noch besser: Kommt endlich in der Gegenwart an. Sondiert gründlich, wofür es im Parlament Mehrheiten gibt, statt Euren wehrpolitischen Wunschzettel runter zu rasseln. Und schraubt vor allem Eure obszöne Anspruchshaltung zurück. Wenn’s keine Mehrheiten für neue Flieger gibt, muss die Kohle nicht zweckgebunden im VBS verschleudert werden – und wenn, dann gäbe es sicher sinnvollere Verwendungen, etwa um den Unterhalt bereits gekauften Militär-Materials zu gewährleisten und selbiges somit einsatzbereit zu halten. Alles andere ist Wasser auf die Mühlen der GSOA, mit Garantie

Samstag, 28. August 2010

13. Bambole Openair: Abbau - to the very end

It ain't over 'til it's over - das wusste schon Lenny Kravitz. Und es gilt auch fürs Aufräumen nach der grossen Sause, in diesem Fall nach dem Bambole.

Der Morgen danach: Schlamm, Wolken und erste fleissige Helfer beim Abbau.

Fast zwei Wochen nach dem 13. Bambole Openair traf sich noch einmal eine kleine Schar Vorstands- und OK-Mitglieder sowie einige Starhelfer auf dem Radhof. Mission: Fötzeln und die Scheuer aufräumen.
Einer unserer beiden Shuttle-Busse - von aussen schon leicht eingesaut,
gab die Reinigung des Innenraums nochmals deutlich mehr zu tun.

Der ganze Abbau vollzog sich nach dem Bambole Openair in mehreren Phasen: Gleich anschliessend ans Festival wurde vier Tage lang intensiv aufgeräumt. Zunächst noch bei Regen, dann bei immer angenehmerem Wetter. Pünktlich zum grossen Feuer vom Mittwochabend, von dem hier schon die Rede war, setzte aber nochmals Regen ein.

Aus vier Meter hoch (oben) wurde ein Glutmeer von zweieinhalb Metern Durchmesser.
Und irgendwo mittendrin eine eingeäscherte Wühlmaus...


Spätestens am Mittwoch wurde die Versorgungslage auf dem Radhof problematisch: Das Mineralwasser, das Afri-Cola und das Citro waren alle, das Bier auch. Blieben noch Wasser ab dem Brunnen, Eistee sowie verschiedene, angebrochene Schnapsflaschen aus der Bar des Festivals...

Das Menu am späten Mittwochabend, am Feuer zu geniessen: Würste und Absinth.

Ein Thema für sich war die Waschstrasse für Zeltplanen und Baublachen, welche im Kuhstall eingerichtet worden war. Die Bühler-Sisters Barbara, Allison und Ellen sowie Alan, Alvi und Rini schoben zuletzt Nachtschichten bis 23 Uhr, um alles rechtzeitig sauber zu bekommen. Danke an dieser Stelle nochmals Euch allen!

Am Donnerstag nach dem Festival war das allermeiste erledigt - mal abgesehen von assortierten Planen, Blachen und Zelten, die noch zum Trocknen ausgelegt werden mussten. Noch aber lagen die Masten der drei Sarasanis auf der Wiese, und auch in der Scheune war so manches noch nicht endgültig verräumt.

Hinten geht der Vollmond auf, vorne baggert Papa Fehr einen Mix aus Holzschnitzeln und Dreck in einen Hänger: Impressionen vom Donnerstag Abend, als die Arbeit erledigt war.

Und natürlich musste auch nochmals gründlich gefötzlet werden. Für all diese Arbeiten trafen wir uns am vergangenen Donnerstag, nach einem der wohl letzten Hochsommer-Tage des Jahres, um 18 Uhr auf dem Radhof. Bis der Grill gegen 20 Uhr angeworfen wurde, hatten wir das Gelände nach Müll abgesucht und noch manches an Zigarettenkippen und Plastikabfall zusammen getragen.

So soll's sein: Ordnung in der Scheune, so weit das Auge reicht.
Ganz links mit reflektierendem Halsband: Hexli beim Verzehren ihrer Cervelat.

Auch in der Scheune warteten noch einige Feinarbeiten, teils nah am Abgrund und mehrere Meter ab Betonboden. Zum Glück nahm niemand diese Einladung zu einem Arbeitsunfall im letzten Moment an. So konnte am Donnerstag nach 21 Uhr abgeklatscht werden: Das 13. Bambole Openair war im Kasten, alles Material wieder in der Scheune. Und die letzte Wurst des Openairs ging an Hexli, die 15-jährige Katzendame der Fehrs, die noch kein Bambole verpasst hat.

Wo gehobelt wird, fliegen Späne - oder geht mal was zu Bruch: Die neue Hülle für meinen Oldie ist bestellt - und von einem iPhone hätte ich wohl ein mehrteiliges Puzzle gehabt...

Dienstag, 24. August 2010

Ohne Ei(n)sicht – oder Humor

Dass Apple Mühe beim Erkennen und Eingestehen eigener Fehler bekundet, ist nicht neu – wie auch, dass die Marke mit dem abgebissenen Apfel in der ersten Generation oft schlicht untaugliche Produkte an Beta-Tester (=Endverbraucher) verhökert.

Das Corpus Delicti: Der eiPott des deutschen Inneneinrichters Koziol.

Nun beweist das Imperium von Steve Jobs noch eine weitere wenig sympathische Eigenschaft: Einen akuten Mangel an Humor. Denn wie die Berliner Zeitung in ihrer Online-Ausgabe vermeldet, hat Apple per einstweiliger Verfügung des Hanseatischen Oberlandesgerichts dem deutschen Inneneinrichter Koziol verboten, einen originellen, in verschiedenen Farben erhältlichen Halter fürs Frühstücks-Ei unter der Produktebezeichnung «eiPott» zu vermarkten. Bei Zuwiderhandlung droht Koziol eine Busse von 250'000 Euro.

So sieht die Verpackung des eiPott aus - immerhin klar als «Eierbecher» deklariert.

Dass Apple mit diesem juristischen Winkelzug den Bekanntheitsgrad des Koziol’schen «eiPott» massiv gesteigert haben dürfte, ist evident. Um diesen seitens Apple sicher nicht erwünschten Effekt nochmals zu verstärken, mache ich gerne auf meinem Blog nochmals Werbung für den «eiPott» von Koziol. Der darf zwar künftig nicht mehr unterm Original-Namen vertrieben werden – aber wie wärs zB mit «(Jobs') Elektroschrott»?

Dringender Rat an Apple: Humor entwicklen, sonst ist der Ruf sehr bald im iMer!

Dieser Name würde auch gut zu Apple’s gehypten Handies mit ewig leeren Akkus passen, die man auf eine bestimmte Art in Händen halten sollte, damit die Fehlkonstruktion von Antenne nicht in ihrer Funktion gestört wird. Als mein bescheidenes Zeichen des Protests gegen den iPhone G4-Hype hab ich übrigens gestern im Swisscom-Shop eine neue Hülle für mein altes Nokia 5140er bestellt. Hat mich zwar fast so viel gekostet wie ein neues Handy, aber das war es mir Wert. Schliesslich reicht es dicke, wenn ich smart bin. Dafür brauch ich kein Telephon.

Von Weltverschwörungen und Velohassern

Was haben Städte wie Paris, Barcelona, Kopenhagen und Taipeh gemeinsam? In all diesen Metropolen gibt’s automatisierte Fahrrad-Verleihsysteme, um die Mischnutzung von öV und Fahrrad zu fördern. Eine sinnvolle Sache, sollte man meinen.

Selbst in den Vereinigten Staaten als globaler Hochburg des motorisierten Den-faulen-Arschbewegens haben dies einige Leute eingesehen, und das sogar ausserhalb ausgewiesener Fahrrad-Hochburgen wie Portland (Oregon). So ist erst kürzlich ein Fahrrad-Verleihsystem in Denver (Colorado) in Betrieb genommen worden. Prompt stösst dieses bei den Wirrköpfen der Tea-Party-Bewegung auf vehementen Widerstand. Zum Wortführer dieser Wirrköpfe hat sich der Unternehmer Dan Maes aufgeschwungen, der seine Brötchen wohl kaum mit Fahrrädern verdienen dürfte.

Der Stein des Anstosses: Die neuen Leihräder in Denver - dass die auch ausgerechnet Rot sein müssen?

So viel vorweg: Man braucht die von Paranoïa und Misstrauen gegenüber allem Fremden geprägten Gedankengänge von Anhängern der Tea-Party-Bewegung nicht zu verstehen (genau genommen geht das bei klarem Verstand wohl auch nicht). Aber was Dan Maes, der immerhin für den Posten des Gouverneurs von Colorado kandidiert und die interne Ausmarchung in der Republikanischen Partei bereits für sich entschieden hat, gegenüber der Denver Post zum «Besten» (eher wohl doch eher zum Schlechtesten) gab, lässt mir die noch verbliebenen und eben erst adrett gestutzten Haare zu Berge stehen.

Mit Dummschwätzerei zur Gouverneurs-Kandidatur: Dan Maes.

Denn Maes zieht vom Fahrrad-Verleih-System in Denver eine direkte Verbindung zum «International Council for Local Environmental Initiatives» (ICLEI), dem weltweit 1200 Kommunen angehören – die Hälfte davon in den USA. Bei Maes klingt das dann so: «At first, I thought, 'Gosh, ... what's wrong with people parking their cars and riding their bikes?' But if you do your homework and research, you realize ICLEI is part of a greater strategy to rein in American cities under a United Nations treaty. This is bigger than it looks like on the surface, and it could threaten our personal freedoms.»

In Reih und Glied, bereit zum Sturm auf uramerikanische Werte? Leihräder in Taipeh.

Fahrradverleih-Systeme als Bedrohung der Freiheit, als trojanisches Pferd einer über die USA zu errichtenden UNO-Fremdherrschaft: Ist ja wahrlich interessant. Hinter solchen Plänen muss eine fiese Gehirnwäsche der Weltschattenregierung UNO stecken, folgert Dan Maes scharf – und ruft folgerichtig alle freiheitsliebenden Amerikaner zum Widerstand gegen Fahrradverleih-Systeme auf. Laut Maes verstossen diese gar gegen die US-Verfassung.

Angesichts so viel gequirlter Kacke stellt sich mir die Frage, welche Kernwerte amerikanischen Wesens genau Dan Maes durch diese Systeme gefährdet sieht. Oder geht es ihm letztlich nur darum, dass Fahrräder kaum noch in den USA gefertigt werden und technisch längst überholte Spritschlucker aus der Region Detroit ausm Strassenbild verdrängen könnten? Wenn auch in 20 Jahren noch Autos in den Vereinigten Staaten produziert werden sollen, ist den dortigen Herstellern eine Neuausrichtung auf verbrauchsgünstige Modelle zu empfehlen – und nicht eine Lobbyarbeit, welche das Fahrrad zu einer Popanz aufbauscht, zu einem Einfallstor für die UNO und für unamerikanische Ideen.

So gehts auch: Die Stadtregierung von Taipeh will Lust aufs Velo machen, statt es zu verteufeln.

Vor allem aber wäre es an der Zeit, Mitglieder der Tea-Party-Bewegung mal auf die gequirlte Kacke festzunageln, welche ihre Anhänger ohne Beweise von sich geben – und mit der sie das politische Klima in den USA nachhaltig vergiften. Denn die Mär vom Fahrrad als Bedrohung der amerikanischen Wesensart ist nur ein Hirngespinst unter vielen.

Sonntag, 22. August 2010

13. Bambole Openair: Schnappschüsse vom Festival

So viel vorweg: Grad viele Bilder vom Festival selbst kann ich nicht bieten - dafür war ich zu selten länger als 10 Minuten auf Platz. Für einige bebilderte Anekdoten, die dem Medienteam entgangen sind, reicht es aber allemal.

Dass das 13. Bambole Openair nicht vom Wetter begünstigt wurde, habe ich bereits gemeldet. Wie stark es am Donnerstag Abend, ausgerechnet während des Dinners, zu schütten begann, zeigen einige Bilder vom Parkposten, wo ich einen guten Teil des Abends verbrachte.

Nicht fehlen darf da der Regenbogen, von dem ich von meinem spärlich überdachten Parkposten aus (Partyzelt 3mx3m ohne Seitenwände, war mir eine Lehre für den Samstag) den Anfang wie das Ende sehen konnte.

Keinerlei Bilder kann ich zum Freitag bieten: Da war ich schlicht zu oft zwischen Trocken-Parkplatz und Gelände unterwegs, um leere Einsiedler-Bügelflaschen gegen volle zu tauschen und so meine Parkhelfer mit Bier zu versorgen. Dafür bekam ich so den einen oder anderen Song der auftretenden Bands mit, und was ich von MFA, den Black Rainbows, Stake off the Witch und Grantig zu hören bekam, wusste zu gefallen.

So sah der offizielle Eingang zum Gelände bei Nacht aus: Einmal unter der Leiter lang, bitte.

Zudem mussten wir am Freitag Abend eine kleine, spontane Trance-Party beim Toiletten-Wagen (wahrlich ein chilliges Plätzchen, aber passend für Scheissmusik wie Trance) auflösen beziehungsweise zum Eingang verschieben, um eine übermässige Beschallung der Nachbarn zu vermeiden. Was diese rund fünfundzwanzig Techno-Nasen mit ihrem Ghettoblaster an einem Gratis-Openair zu suchen hatten, will mir zwar nicht einleuchten, aber immerhin haben sie sich auf unsere Aufforderung hin verp... pardon, verzogen.

So reichte es nur zu diesem Schnappschuss der Kunst-Kuppel bei Nacht. Während meiner nächtlichen OD-Schicht wurde dann auch noch eine Type ausfällig, die zu viel Alkohol intus und zu wenig Zuneigung einer Frau erwidert bekommen hatte - und das ausgerechnet im Chill-Zelt. Sein erster kleiner Ausraster mobilisierte noch sechs (!) Leute, darunter auch die Security-Profis. Als er 40 Minuten später nochmal laut wurde, reichte eine Minute ungefilterter Klartext von mir, um den Knilch ruhig und in den Senkel zu stellen. Ja, Besoffene können mühsam sein.

Wenn die Nacht zum Tag wird: Impressionen ausm Morgengrauen.

Für den Samstag war die Devise klar: Die Wetterszenarien wichen nur in dem Punkt voneinander ab, wann die ergiebigen Niederschläge einsetzen würden. Also zügelte ich zum zweiten Mal in ebenso vielen Tagen den Parkposten, vom Feld zurück auf den Fahrweg bei den Gleisen. Dank der Durchsagen von Marin (yo rasta, "smokin da herb") gelang es, alle noch auf dem Feld geparkten Fahrzeuge bis 15 Uhr raus zu bekommen.

Waren die Schichten im Parkdienst zunächst am Samstag noch sehr schwach besetzt, so besserte sich die Lage im letzten Moment unversehens - auch dank des ergiebigen Regens. Denn Ju leistete Cristina viel länger Gesellschaft, als es ihr Schichtplan vorsah, Diego hatte um 22 Uhr auch wenig Lust, die 700 Meter bis zur Bühne im strömenden Regen unter die Füsse zu nehmen, um "The Sea" zu sehen. Sinja leistete uns auch noch eine Weile Gesellschaft, und Cristina baute ihre Schicht spontan zu einer Doppelschicht bis Mitternacht aus. Danke an Euch alle, das war weit mehr Hilfe, als ich erwarten durfte.

An Bier mangelte es am Parkposten nicht, nachdem Joni acht Sixpacks mit Halbliter-Büchsen abgeladen hatte. Wir schafften es "nur", 22 Büchsen an dem einen Abend zu leeren. Und weil sich nur wenige Besucher beim Dauerregen ans Bambole verirrten, gabs nicht sonderlich viel zu tun. Also kamen wir auf die grandiose Idee, aus leeren Bierbüchsen und Gaffa-Tape einen Regenschirm zu basteln. Das Resultat erinnerte optisch eher an einen Fliegenpilz (und wanderte dann auch als Deko prompt ins Chill), funktionierte aber auch als Ein-Personen-Regenschirm. Art by Bambole.

An diesem Samstag Abend sorgte der Dauerregen für einige Aufregung auf dem Gelände: Zuerst flog der Strom zweimal in der Küche raus, danach in Serie auch im Chill und auf der kleinen Bühne - ich bekam nur über den Funk mit, was dies für eine Hektik hinter den Kulissen auslöste. Dann musste ich per Funk und Handy eine Rettungsaktion für einen der beiden Shuttle-Busse koordinieren: Statt Diesel hatte eine Fahrerin Benzin getankt, ihren Fehler aber noch rechtzeitig bemerkt und Alarm geschlagen. So konnte Kerker in einer Ghetto-Aktion den ganzen Mischtreibstoff mit Schlauch und Kanister aus dem Tank holen - und der Bus ab Mitternacht wieder Besucher des Openairs transportieren.

Als ob noch nicht genügend Probleme zu lösen gewesen wären, meldete ich nach Mitternacht per Funk ein (Zitat) "schwerwiegendes Problem baulicher Art in der Küche" und bat den Platzwart wie den Bauchef dringend herbei. Was ausser mir und der Küchencrew niemand wissen konnte: Der Notruf war fingiert und diente nur dazu, Fehr und Flurin in die Küche zu locken und ihnen als Überraschung ein Cordon Bleu mit Pommes zu servieren.

Leider hatte sich Flurin schon hingelegt, so dass er das Menue Surprise verpasste - und sich Ju über sein Cordon Bleu hermachte. Dafür stürmte Fehr innert kürzester Zeit herbei, mit Poet im Schlepptau, während sich der Funkverkehr zu überschlagen drohte - und wir herzhaft einen ablachten über den gelungenen Streich (die Revanche sollte am frühen Morgen folgen). Gelungen war ganz offensichtlich auch das Cordon Bleu - bon appetit, Fehr!

Ha, das Bambole lebt und trotzt dem Dauerregen!

Nachts gegen drei Uhr hörte der Regen auf, und kurz darauf wurde auf der offiziellen Feuerstelle ein grosses Feuer entzündet - ein fast schon symbolischer Akt, dass das Festival und die Besucher den grossen Regen überstanden hatten. Gemütlich wars auch am Feuer, zumal mit einem Absinth in der Hand und gemütlich mit selbstlosen Helferinnen parlierend, die einen am früheren Abend aus der Scheisse geritten hatten. Danke an dieser Stelle nochmals an die Damen, insbesondere an Cristina, für die lustige Zeit am Parkposten - nächstes Mal gerne auch mit Grill, Kühlbox, Pastis und Pétanque-Bahn (das wär dann wiederum meine Bringschuld).

Der Moment der Ruhe und des Durchatmens würde jäh unterbrochen, als ich per Funk vom Feuer und der Unterhaltung weg und in Richtung Silo gelockt wurde. Wie gesagt, ungestraft foppt man niemanden per Funk, und nun war ich an der Reihe. Denn mich erwartete kein Problem, sondern ein Prosecco-Cüpli, schliesslich hellte sich der Himmel bereits auf.

Auch um sechs Uhr morgens noch schwer philosophisch: Präsi Poet.

Und damit war es für alle an der Organisation des 13. Bambole Openairs Beteiligten Zeit, auf ein trotz des vielen Regens gelungenes Openair anzustossen: Keine Notfälle bei der Sanität, nur Bagatell-Probleme im Ordnungsdienst und auch sonst keine Pannen, die sich nicht schnell hätten beheben lassen.

Dieser Schnappschuss eingesauter Schuhe und Stiefel hats sogar auf die Bambole-Website geschafft.

Bleibt als Wermutstropfen das Wetter, das uns am Donnerstag und Samstag einen Strich durch die Rechnung machte und die Besucherzahlen merkbar drückte. Und das auch für deutliche Spuren auf dem Gelände sorgte: Bis die Wiese wieder grün ist, dürfte es einige Monate dauern.

Der Tag bricht an, die Sause ist zu Ende:
Bis zum 14. Bambole Openair kommt der Radhof wieder zur Ruhe.

Kurz nach acht Uhr morgens stellte ich mein Funkgerät aus und hakte für mich das 13. Bambole Openair ab, schwang mich aufs Bike (das klingt jetzt dynamischer als es wohl war...) und radelte nach Hause, um mir dreieinhalb Stunden Schlaf zu gönnen. Was bleibt, ist der Abbau - und Bilder von selbigem folgen auf diesem Blog.

Samstag, 21. August 2010

13. Bambole Openair: Impressionen vom Aufbau

Aufm Memorychip meiner Kamera befinden sich nach zweieinhalb Wochen Radhof eine Menge Bilder - höchste Zeit für einen (unvollständigen) Rückblick aufs Festival.

Den Anfang machen Impressionen vom Aufbau (der Spatenstich und die Errichtung der Bühne wurden schon auf diesem Blog gezeigt) - vom Bau der Böden für Bar und Essensverkauf über die Errichtung der fürs Bambole so typischen Sarasanis und des Techturms bis kurz vor dem Start des 13. Bambole Openairs am Donnerstag, 12. August.

Bau der Böden für Bar und Essensausgabe und Auslegen der Blachen für den Sarasani.


Stellen des Masts für den Chill-Sarasani - und auch hier wieder: Blachen auslegen
und nach einem exakt vorgegebenen Muster verknüpfen.


Bau des kugelrunden Kunstpavillons - eine erstaunlich simple und belastbare Konstruktion.


Von den Einzelteilen zum ausgerichteten Techturm für Media-Crew und Mischpulte
- noch fehlen die Böden, Seitenwände und das Dach.


Nachdem auch die Blachen für den dritten Sarasani ausgelegt waren, stand der Aufrichte
kaum noch etwas im Wege. Abends standen die charakteristischen Zelte.


Der Mensch lebt nicht von der Arbeit alleine: Wohlverdiente Pausen gehören genau so zum Aufbau
wie spezielle Projekte. Etwa eine (gesicherte) Klettertour aufs höchste Tenn der Scheune.


Mein Erstling in Sachen selbstgezimmerter Möbel, ein Schrubbtisch aus 4 Stücken eines Dachbalkens, einem Stück Peri-Bühnenplatte und einigen Verstrebungen. Schaut schief aus, steht aber bombenfest - und wiegt unanständig viel.

Rechtzeitig vor dem 13. Bambole Openair wurden die vorgedruckten T-Shirts angeliefert;
das Gelände war am späten Mittwochabend inklusive Beleuchtung bereit, fehlten nur noch die Besucher.

Ein Hoch aufs Dienstfahrrad!

Winterthur machts mal wieder vor: Die Stadträte bekommen an Stelle eines Dienstwagens ein Dienstfahrrad gestellt.

Sehr schön und anderen Städten dringend zur Nachahmung empfunden.

Donnerstag, 19. August 2010

Fertig, aus - und mausetot

Abgesehen von den Hauptmasten der drei Sarasanis war alles Material des 13. Bambole Openairs am Mittwoch Abend verräumt - was die letzten Anwesenden bei Wurst, Absinth und einem grossen Feuer feierten.

Ein Openair-Festival um einen Freitag den 13. zu planen, grenzt an eine Provokation des Pechs. Prompt hatten wir am 13. Bambole immer wieder mit dem Wetter zu kämpfen: Am Freitag war das Wetter wirklich toll, aber bereits am Donnerstag suchten uns heftige Regenschauer heim, und am Samstag regnete es wirklich nur einmal.

Der ganze Schlamm auf dem Gelände trieb die Wühlmäuse an die Oberfläche - und vor die Krallen der Hofkatzen, die das Festival auf ihre Art genossen haben: Beim Abbau haben wir etwa 5 tote Mäuse gefunden - manche angeknabbert, manche nur mit einem Genickbiss. Ein passendes Motiv, um zu illustrieren, dass auch wir zum Schluss des Abbaus mausetot waren.

Die Restenergie reichte aber noch aus, um einen grossen Haufen Abfallholz aufzuschichten - also einen wirklich grossen, mit vielen Brettern, die von der zerlegten Bambole-Duschkabine stammten, sowie einer Menge nicht depotpflichtiger Billig-Paletten.

Mit Hilfe von Benzin und Anzünd-Flüssigkeit wurde dieser Haufen in Brand gesteckt. Und natürlich setzte wieder und wohl ein letztes Mal Regen ein, als wir uns um das Feuer scharten. Dieses Feuer liess zunächst auf sich warten, wurde dann aber so gross, dass wir uns schon Sorgen machten, einen Feuerwehr-Einsatz auszulösen. Zum Glück stand der Wind so, dass die Funken auf die durchnässten Felder und weg vom Radhof getrieben wurden.

Mehr - nein, viel mehr Bilder vom 13. Bambole Openair gibts demnächst hier auf meinem Blog, auf der Website des Festivals sowie auf der Facebook-Seite von Bambole.