Den Auftakt des eigentlichen Open Airs machte ein Dinner für Gönner, Eltern und Bekannte am frühen Donnerstagabend. Für einmal wurde in den Sarasanis von Keramiktellern gegessen und Wein aus Kristallglas getrunken. Ob Lachs, Steinbutt, Huhn, verschiedene Gemüse oder Beilagen: Die Auswahl am Buffet war gross, und nachdem sich die zahlenden Gäste bedient hatten, blieb noch mehr als ausreichend für uns Helfer übrig.
Dass mein Einsatz beim Aufbau und meine kurzfristige Zusage für den Nacht-Ordnungsdienst mit einem Starhelfer-Ausweis honoriert wurden, freute mich besonders – nicht nur, weil mit diesem Ausweis alle Konsumationen auf dem Platz gratis waren. Noch hielt das Wetter, aber für die folgende Nacht und den ganzen Freitag waren ergiebige Niederschläge vorhergesagt. Also galt es, das Gelände so lange wie möglich ohne Sumpf zu geniessen.
Hightech am Gratis-Openair: Ein Beamer projiziert das Geschehen auf der Bühne auf eine kleine Leinwand (links im Bild).
Kurz vor Mitternacht setzte dann allerdings der Regen ein, und die Plätze am trockenen wurden immer begehrter. Da ich das Gelände gegen ein Uhr nachts verliess, «verpasste» ich den einzigen ernsthaften Zwischenfall am Bambole 2008: Andy, einer der fleissigen Helfer am Platz, rutschte gegen halb zwei Uhr morgens in der durchnässten Wiese aus. Dabei kam er so unglücklich zu Fall, dass er sich nicht nur den Oberarm, sondern auch das Schultergelenk zerbreiselte. Die Schmerzen waren so heftig, dass der Ärmste noch vor Ort das Bewusstsein verlor und mit dem Krankenwagen ins Kantonsspital gebracht werden musste. Inzwischen wurde Andy operiert, und so bleibt mir nur, ihm eine rasche und komplette Besserung zu wünschen.
Am Freitag präsentierte sich das Wetter dann von der ganz trostlosen Seite – also packte ich Bermuda, Unterhose und Goretex-Jacke in den Rucksack und schwang mich in Badehose und Regenschutz auf den Renner, um zum Radhof zu flitzen. Vor Ort angekommen, herrschte hektisches Treiben: Im Chillout-Zelt wurden kleine Gräben ausgehoben, um das Wasser zu kanalisieren, und die wichtigsten Wege wurden mit Holzschnitzeln abgedeckt. Noch galt es, einiges einzurichten, etwa das VIP-Zelt für die Bands – oder den Checkpoint am Parkplatz.
Da ich mich auch für diese Aufgabe meldete, verpasste ich die meisten Bands des Freitag Abends – von 19 bis 23 Uhr war ich schliesslich fernab vom Festival postiert, um Blechkutschen einzuweisen. Wie ich gegen Mitternacht wieder auf dem Festival selbst war, gönnte ich mir im Chillout-Zelt einen Tchai «mit mit», also einen Kräutertee mit leicht berauschenden Zutaten. Und konnte einige Gestalten ablichten, die diesem Gebräu (oder sonst irgendwelchen Rauschmitteln) wohl zu fleissig zugesprochen hatten.
Als mit der hoch gehandelten Basler Combo «The Bianca Story» die letzte Band des Freitags die Bühne betrat, hatte der Regen wieder aufgehört. So tummelten sich noch einmal eine Menge Leute vor der Bühne, um sich durch Tanzen wieder aufzuwärmen. Kurz nach drei Uhr schwang ich mich auf meinen Renner und machte mich auf den Heimweg. In einem feuchten Zelt zu übernachten, ist nicht wirklich ein Thema, wenn eine warme Dusche, ein anständiges Bett und am kommenden Morgen frisch gebrühter Kaffee warten.
A propos kommender Morgen: Der Samstag verwöhnte mit einem Prachtswetter, so dass das durchnässte Gelände schnell zu trocknen begann – mal abgesehen von der am ärgsten geschundenen Fläche vor der Bühne, wo Stroh den Schlamm binden sollte. Zwar traten ab 14 Uhr Bands auf, aber bis weit in den Nachmittag lautete die Hauptaufgabe für die meisten: Wach werden! Die Sonne, eine leichte Brise und viel Kaffee halfen dabei.
Mit dem sich bessernden Wetter begann sich auh der kleine Camping für Besucher zu füllen – wobei einige Leute enormes Glück hatten: Sie hatten ihr Zelt unter einem altersschwachen Apfelbaum aufgestellt. In der Nacht auf den Sonntag brach von diesem ein grosser Ast ab, fiel zum Teil auf das Zelt – vermochte die Leute drin aber nicht weiter zu stören. Sie wurden erst Stunden später wach und wunderten sich, was denn passiert sei...
Das grüne Iglu in der Mitte bekam den Ast des Baums daneben ab - wie durch ein Wunder kam niemand zu Schaden.
Mit den Temperaturen stieg im Verlauf des Nachmittags auch die Laune auf dem Gelände. Und wie am frühen Abend immer mehr Leute in Richtung Radhof strömten, begannen sich die Organisatoren zu sorgen, ob sie genügend Speis und Trank eingekauft hatten. Bald eskalierte die Parksituation, und auch die Fahrräder begannen sich zu stapeln. Full House, und Mutter Natur lieferte ein einzigartiges Schauspiel dazu: Welches Openair kann seinen Besuchern schon eine 80%-Mondfinsternis als Teil der Lichtshow offerieren? Und dafür keinen Eintritt verlangen?
Mir stand noch eine lange Nacht bevor, war ich doch von Mitternacht bis sieben Uhr morgens im Ordnungsdienst eingeteilt. Zum Glück hatte ich meinen Laptop bei, so dass ich kleinere Arbeiten erledigen konnte. Auch «Mark the Dark», der Kollege von der Sanität, erwies sich trotz seines finsteren Spitznamens als umgänglicher Zeitgenosse. Bis um halb Zwei Uhr nachts spielten noch Bands auf der Hauptbühne, danach lockte die Disco im Kuhstall bis um sechs Uhr morgens.
Dank dem deutlich besseren Wetter füllte sich das Bambole-Gelände am Samstag Abend - so konnte der flaue Freitag Abend in Sachen Umsatz kompensiert werden.
Abgesehen von zwei pöbelnden Jugendlichen, die von den beiden Profis von der Security rasch zur Raison gebracht werden konnten, blieb es in der Nacht ruhig. So konnte ich den Sonnenaufgang am Sonntag Morgen ungestört geniessen, ehe ich mich um halb Acht morgens nach durchwachter Nacht auf den Heimweg machte.
Während des Bamboles wärmten sich schräge Vögel am Lagerfeuer - beim Aufräumen warens dann die Helfer und OK-Mitglieder.
An den folgenden Tagen war Aufräumen angesagt: Die Sarasanis mussten abgebrochen und alle Blachen sortiert und sauber zusammen gefaltet werden, die ganze Umzäunung des Geländes musste wieder weg, dito Bühne, Bar, Technikturm und Küche. So gab es vom Montag bis am Mittwoch noch genug zu tun, nun wieder bei angenehmem Spätsommer-Wetter. Wer mit anpackte, konnte sich bei den Getränken nach Lust und Laune bedienen, und zudem fehlten weder Mittag- noch Abendessen. Tag für Tag klang am grossen Lagerfeuer aus, um das sich jeweils die letzten Helfer scharten.
Erst am Mittwoch, als bis aufs Bühnengerüst alles abgebrochen war, scheuchte uns der Regen wieder unters Vordach des Radhofs. Wo mit einem Gläsle Absinth, den ich aus meiner Hausbar (die im wesentlichen aus verschiedenen Sorten Absinth besteht) mitgenommen hatte, auf ein gelungenes Bambole 2008 angestossen wurde. Gerne auf ein nächstes Mal!
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