Vor fast einer Woche kam der ostalpine Rechtspopulist Jörg Haider so ums Leben, wie er politisiert hatte: Mit Vollgas, auf der Überholspur und rücksichtslos. Nach und nach fügt sich das Bild zu einem Ganzen: Wer braucht Balkanraser, wenn man solch rasende Rassisten hat?
Gleich nach dem Unfalltod Jörg Haiders im kleinen Weiler Lambichl, südlich des Kärntner Hauptorts Klagenfurt gelegen, meldeten sich die Unverbesserlichen und Ewiggestrigen: Da sei gewiss etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen. Schliesslich steckt Österreich nach den Neuwahlen mitten in einem mühsamen Prozess der Regierungsbildung, und der Jörgl war wie immer mitten drin, statt nur dabei. Und überhaupt habe er sich viele Feinde gemacht – dem will ich nicht widersprechen.
Das Schadensbild an Haiders Dienstwagen (ob er sich wohl posthum wegen Vandalismus gegen Staatseigentum verantworten muss?) sowie an den arg in Mitleidenschaft gezogenen Vorgärten in Lambichl liess für mich schon am Tag nach dem Unfall nur einen Schluss zu: Da war einer viel zu schnell gefahren – und prompt ins Verderben gekachelt. Für andere waren die massiven Schäden am Volkswagen Phaeton ein weiterer Beleg dafür, dass finstere Mächte beim Unfall nachgeholfen hatten. Die Sozis, der Mossad, die Internationale der Gutmenschen: Sie alle wurden ohne jede Grundlage beschuldigt, den Jörgl auf dem Gewissen zu haben. So sie über ein solches Verfügen, möchte man anmerken.
Doppelt so schnell wie erlaubt
Einige Tage nach dem Unfall, als sich die Grabkerzen und Blumen in Lambichl zu häufen begannen, rückte der technische Dienst der Kärntert Polizei mit einem ersten, interessanten Detail zum Selbstunfall heraus: Statt wie erlaubt mit 70km/h war Haider zum Zeitpunkt seines Unfalls mit stolzen 142km/h unterwegs. Und kurz bevor er die Kontrolle über seinen Dienstwagen verlor, hatte er in einer langgezogenen Kurve noch ein Fahrzeug überholt. Doch damit nicht genug: Zum Zeitpunkt des Unfalls sei die Sicht wegen Nebels reduziert gewesen.
Massiv überhöhte Geschwindigkeit, Überhohlen an unübersichtlicher Stelle und das noch bei suboptimaler Sicht: Fehlt da nicht noch etwas für einen typischen Wochenend-Raser-Unfall? Das fehlende Element begann sich bereits abzuzeichnen, als bekannt wurde, dass Haider seinen Chauffeur um 23 Uhr nach Hause geschickt und sich selbst nochmals ins Klagenfurter Nachtleben gestürzt hatte. Gegen 1 Uhr in der Nacht verliess Haider gemäss Augenzeugen die Discothek, um in «sein» Bärental (wie das wohl auf slowenisch heisst? Auf jeden Fall ist es der Familie Haider im Zuge der Arisierung zugefallen...) zu fahren. Wo er bekanntlich nie ankommen sollte.
Ach ja, besoffen war er auch noch!
Heute wurde das Resultat der gerichtsmedizinischen Untersuchung bekannt – und oh Wunder: Der Jörgl war auch noch besoffen, und das nicht zu knapp. 1.8 Promille wurden in Haiders Leichnam festgestellt. Rasen, rüpeln, saufen: Das volle Sortiment an Verhaltensweisen, die auf der Strasse nichts verloren haben, kommt also beisammen. Eigentlich sind nur zwei Dinge an diesem Raser-Unfall ungewöhnlich: Erstens das Fahrzeug, denn ein Phaeton übersteigt in den allermeisten Fällen die finanziellen Möglichkeiten tempogeiler Blechkutscher. Und zweitens das Alter des fehlbaren Fahrers: Mit 58 Jahren ist der Jörgl selbst bei seinem Ableben noch ein statistischer Ausreisser.
Für einen, der sich zeitlebens als immerfescher Berufsjugendlicher aufgeführt hat und sich schon auch mal beim Pegelsaufen mit Teenies ablichten liess, ist das andererseits doch wieder nicht so überraschend. Dass sich allerdings einer der unappetitlichsten Rechtspopulisten Europas genau so verhalten hat, wie eines der Feindbilder seiner Anhänger, setzt dem ganzen die Krone (nicht die Zeitung...) auf. Jörgan Haidric, ein Balkanraser? Auf jeden Fall weit eher als ein James Dean oder eine Lady Di. So tragisch es für seine Angehörigen ist: Da hat einer ein exakt zu seinem Lebens- und Politstil passendes Ende gefunden – und zum Glück niemanden mit ins Verderben gerissen.
Er ruhe in Frieden – vor allem aber: Er ruhe. Ruhe!
Winter Mood
vor 5 Tagen
Auszug aus dem Text: "Massiv überhöhte Geschwindigkeit, Überhohlen an unübersichtlicher Stelle und das noch bei suboptimaler Sicht: Fehlt da nicht noch etwas für einen typischen Wochenend-Raser-Unfall?"
AntwortenLöschenWas fällt dem durchschnittlichen Nichtarier an diesem Satz auf?
Der schadenfreudige Zyniker, der Überholen mit h schreibt, ist mit Abstand die hohlste Nuß, die auf diesem Planeten rumläuft...
@ den Helden mit dem nicht freigeschalteten Profil
AntwortenLöschenLustig, dass die hohle Nuss einige Zeilen weiter oben "überholt" mit nur einem "h" geschrieben hat.
Habens inhaltlich noch etwas auszusetzen, oder reitens mangels Argumenten auf einem Tippfehler rum?
Ach ja: Weil der Jörgl nunmehr weder rumrast noch rumläuft, stellt sich tatsächlich die Frage, wer seine Nachfolge als hohlste Nuß auf diesem Planeten antreten wird.