Donnerstag, 14. April 2011

Geissberg (Re-)Tour

Ich weiss nicht, welcher Teufel mich geritten hat. Aber am Tag von Paris-Roubaix, dem 10. April, sass ich mal nicht stundenlang vor der Live-Übertragung, sondern selbst im Sattel. So viel vorweg: Es hat sich gelohnt, und das Finale des Rad-Klassikers konnte ich dann doch noch verfolgen.

Wenn ich am Sonntag schon mal früh aufstehe, will das auch einen guten Grund haben. So war es auch an jenem Sonntag Morgen, als der Wecker um halb Acht loslegte. Also kurz Kaffee rein schütten, einige Scheiben Zopf mit Nutella dazu und ein Müsli für die Zugfahrt zum Startort vorbereiten, dann den Rucksack mit dem nötigen Werkzeug, Ersatzschlauch, Windveste und Snacks befüllen und ab auf den Zug. Kurz nach halb neun Uhr morgens war es noch richtig frisch.

Blick vom Geissberg in Richtung Alpen - leider etwas im Dunst.

Via Zürich, wo ich zu Chrigel stiess, ging es nach Brugg, wo wir um zehn Uhr aus dem Zug stiegen. Von dort aus hatte Chrigel eine knackige Tour im Sinn, die mit Umwegen zum Geissberg und am Schluss der Aare entlang nach Turgi führen sollte. Gleich nach dem Start in Brugg ging es sportlich bergan, und ich begann die Bierchen vom Samstag Abend zu bereuen. Dennoch fand ich rasch meinen Tritt, für etwas hat so ein Mountain Bike schliesslich so kleine Gänge an Bord.

Ein Hauch von Eiffelturm: Der Masten aufm Geissberg.

Auf dem Weg zum Geissberg fuhren wir ein Stück weit auf dem historischen Römerweg am Bözberg, ratterten kilometerweit über Singletrails und statteten einer von Radfahrern und Ausflüglern überrannten Gartenbeiz einen Besuch ab. Dann machten wir uns an das letzte echte Pièce de Résistance des Tages: Den Geissberg. Erfreulich schnell und nach einem letzten, unfahrbar steilen Abschnitt stand ich (und etwas später auch Chrigel) vor dem Funkmasten. Und wenig später auf der Aussichtsplattform.

Blick vom Geissberg in Richtung Laufenburg und Rhein.

Noch schöner als die Aussicht sind die Wege, die vom Geissberg runter führen. Nichts für schwache Nerven, weil es manchmal nah an der Felswand lang geht, aber schön flowig und nie wirklich schroff. Ich fühlte mich auf meinem Jekyll mit 125mm hinten und neu 130mm Federweg vorne bestens aufgehoben, und wir hängten aus Spass an der Sache noch eine zweite Abfahrt die andere Flanke hinunter an. Die letzte halbe Stunde musste ich dafür beissen, weil mir die Energie ausging - ein kleines Rendezvous mit dem Hammermann, aber zum Glück hatte ich noch etwas Essbares im Rucksack.


Wie ich um halb Vier mittags wieder in Winterthur aus dem Zug stieg, machte ich mich auf zur Libero-Bar beim Fussballstadion. Dort war Paris-Roubaix vor einem Jahr im Public Viewing gezeigt worden. Und tatsächlich flimmerte auch jetzt wieder das legendäre Rennen über die Kopfsteinpflaster über die Mattscheibe. Verschwitzt und mit schmutzigen Beinen bestellte ich ein kühles Bier, schnappte mir einen Gartenstuhl und folgte gebannt den letzten 35 Kilometern des Klassikers. Wie hungrig ich war, merkte ich erst zu Hause unter der Dusche.

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