Zwischen 1999 und 2004 erbaut, ragt Taipeh’s «101 Tower» 509 Meter hoch in den Himmel über Taipeh. Auch ohne die Antenne sinds bis zum 101. Stock 448 Meter – oder eineinhalb Eiffeltürme. Höchst beeindruckend, auch wenn der «101 Tower» seinen Titel als welthöchster Wolkenkratzer inzwischen an den noch nicht vollendeten (aber bereits jetzt über 650m hohen) Burj Dubai verloren hat.
Mit 1.6 Milliarden Euro nimmt sich das Investitionsvolumen in Zeiten der Finanzkrise geradezu bescheiden aus. Da hätten die Grossbanken mit jedem Abschreiber mehrere solcher Türme bauen können, was die Dimensionen nochmals verdeutlicht. Der Abschreiber, nicht des Turmes, wohlgemerkt. Zumal der «101 Tower» mit seiner Nutzfläche von 412'500 Quadratmetern wohl einen erheblich höheren Nutzwert hat als die Vernichtung spekulativer Finanzwerte.
Glitzer und Glanz in der Mall
Das Gebäude steckt voller Superlative: Das beginnt mit der «101 Mall», die an den eigentlich nicht öffentlich zugänglichen Turm anschliesst. Ebenfalls aus Stahl und Glas erstellt, bietet diese eine Unmenge an edlen und edelsten Boutiquen. Von Designern über Nobeluhren bis zu Elektronikanbietern sind alle Namen mit Flagship-Stores vertreten, die einen noblen Klang haben und die Kassen klingeln lassen.
Manche Shops sind alleine schon einen Besuch wert, etwa der konsequent durchgestylte Flagship-Store von Louis Vuitton. Ich begnügte mich in Sachen Konsum mit einem schicken, kleinen MP3-Player von Sony, der sich mit 2700 Taiwan-Dollars (etwa 90 Franken) noch in einem vertretbaren finanziellen Rahmen bewegte.
Mit 60 Sachen in Richtung Panorama-Plattform
Vom grosszügigen Atrium aus, wo verschiedenste Restaurants (aber kein Hamburger-Brater, solcher Schlangenfrass fürs gemeine Volk hat in diesem Umfeld nichst verloren: Die McDonalds-Filiale ist darum ins Untergeschoss verbannt, wie auch die übrigen Shops mit bezahlbarem Sortiment und weniger klingenden Namen) zum Dinieren laden, geht’s mit dem weltschnellsten Aufzug mit Tempo 60 hoch ins 89. Stockwerk – auf die Aussichtsplattform.
Die Damper-Babies gibts nicht nur als Souvenir zu kaufen: Sie weisen auch den Weg zum 660-Tonnen-Ungetüm von Schwingungsdämpfer.
Bei gutem Wetter gibt’s sogar eine Freiluft-Gallerie im 91. Stock. Diese war zur Zeit unseres Besuchs aber wegen der heftigen Winde geschlossen. Dafür hofften wir, dass sich der 660 Tonnen schwere Schwingungsdämpfer, eine massive Stahlkugel mit 5.5 Metern Durchmesser, angesichts dieser Winde sichtbar bewegen würde.
Aber nichts da, da muss wohl wirklich ein ausgewachsener Taifun oder ein mittleres Erdbeben am Turm rütteln, dass man dieses von riesigen Stossdämpfern im Zaum gehaltene, an dicken Stahltrossen hängende Teil bewegen sieht. Im Extremfall sollen bis zu 150cm Auslenkung drin liegen.
Ein stachliges Häusermeer, so weit man blickt
Noch beeindruckender als all die Rekorde ist aber die Aussicht, die man vom «101 Tower» auf Taiwans Hautstadt geniesst. Gebäude, die ansonsten monumental wirken, schrumpfen aus über 400 Metern Höhe auf Spielzeug-Dimensionen – etwa der Schrein von Yun Yat-sen. Und auch die enorme bauliche Dichte, die sich schon am Boden aufdrängt, wird aus der Höhe noch deutlicher: Wohin man auch blickt, man sieht ein Meer von Gebäuden – und nur wenige Grünflächen.
Hier wird deutlich, wie sehr sich Taipeh ins Umland vorgefressen hat: So ist diese Stadt, deren Einwohnerzahl sich von 1935 bis heute glatt verzehnfacht hat, um einige bewaldete Hügel herum weiter und weiter gewachsen. Und doch scheinen die 2.3 Millionen Einwohner noch wenig, verglichen mit den bevölkerungsreichsten Metropolen der Welt.
Im Eintritts-Preis von 400 Taiwan-Dollars ist auch die Benutzung eines Informationssystems inbegriffen: Die Aussicht vom Turm ist in durchnummerierte Sektoren unterteilt, zu denen sich über einen Knopf im Ohr Informationen ab Band in diversen Sprachen abrufen lassen. Dies hilft, um sich im Gewirr des Häusermeers unter einem zurecht zu finden.
Der rote Punkt links im Bild markiert die Lage des Hotels «Agora Garden», meiner Bleibe.
(wie für alle anderen Blog-Bilder gilt: Anclicken, um ein grosses Bild zu bekommen)
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Wenn Dimensionen greifbar werden
Oben auf dem «101 Tower» wurde mir auch klar, wie wenig ich bisher von Taipeh gesehen hatte, auch auf meiner ausgedehnten Erkundungstour am Montag. Das von mir voller Elan durchschrittene Gebiet machte einen beinahe schon frustrierend kleinen Teil der Metropole aus. Hätte ich doch nur ein Fahrrad dabei gehabt – die gibt’s ja mittlerweile sogar in Verpackungsgrössen, die jede Fluggesellschaft akzeptiert.
Ein Tipp zum Schluss: Es ist ratsam, den «101 Tower» am frühen Nachmittag zu besuchen – und damit meine ich eher gegen 13 Uhr als später. Denn als wir uns, nachdem wir uns gegen zwei Uhr satt gesehen und die Aussichtsplattform noch fast für uns gehabt hatten, zum Lift begaben, schwallte uns ein erster grosser Besucherstrom entgegen. Und unten im fünften Stock des Turms standen weitere Leute Schlange. Da kann ich nur sagen: Schwein gehabt – und eine tolle Aussicht dazu.
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