Montag, 21. September 2009

Innovation der heimlichen Art...

Vergangenen Freitag besuchte ich in Sursee die Hausmesse von intercycle, einem der wichtigsten Importeure von Fahrrädern und Zubehör in der Schweiz. Und siehe da: Versteckt in einem Retro-Gefährt war eine wirklich bemerkenswerte Innovation zu entdecken.

Die Firma Magna des Österreichischen Unternehmers Frank Stronach ist im Moment vor allem als neuer Eigentümer des Autobauers Opel im Gespräch. Aber der Konzern ist längst nicht nur im Bereich der ewiggestrigen, individuell-motorisierten Blechkutscherei aktiv, sondern auch in innovativen Geschäftsfeldern. So gehört auch der kanadische E-Bike-Anbieter BionX zum Magna-Konzern.

Bisher fiel BionX vor allem durch die enorm voluminöse Hinterrad-Nabe in lieblos-gussgrauem Finish auf, die sich zudem nur mit billigen Schraubkränzen kombinieren liess. Und mit dem ebenso voluminösen Akku (siehe oberstes Bild dieses Beitrages). Doch inzwischen ist bei BionX viel gegangen – und das ohne reisserische Pressemitteilungen. So stand bei der Hausmesse von intercycle ein sattgrünes Styrietta-Retrorad auf einem Sockel. Zuerst einmal war ich schon positiv überrascht, dass BionX den Akku nun auch optional elegant unterm Gepäckträger verstaut.

Doch es kommt noch weit besser: Das Styrietta wies eine 3-Gang-Nabenschaltung auf. Mit anderen Worten: Still und heimlich und mit Hilfe von SRAM ist es BionX gelungen, den ersten nachrüstbaren Elektro-Antrieb fürs Velo zu bauen, der sich mit Getriebenaben verträgt. Damit öffnet sich für BionX ein riesiger Markt, denn theoretisch eignet sich dieses Produkt, um aus tausenden von Holland-Rädern flitzige E-Bikes zu machen – im Nachrüst-Verfahren.

Für die verschärfte Topographie der Schweiz muss man weiterhin auf Lösungen warten, die sich mit Shimano’s Nexus-8-Gang-Nabe oder der i-Motion mit ihren 9 Gängen von SRAM verträgt. Aber nach der Premiere des 3-Gang-Nabenmotors dürfte das nur noch eine Frage der Zeit und des Preises sein – also nicht ein ob, sondern ein wann und für wie viel. Die Zukunft bleibt spannend – und nein, sie gehört keinen spritverbrennenden Konvoluten aus Stahl, Aluminium und Plastik.

2 Kommentare:

  1. Interessante Sache. Ich frage mich dabei immer, wieso BionX durch Marketing nicht versucht das Ganze ein wenig zu pushen. Noch eine kleine Frage; Gibt es neben BionX keinen anderen ernstzunehmenden Konkurrent mit einem Nabenmotor?

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  2. Nabenmotoren gibts eine Menge, ob von Johnson oder von JD/TranzX. Und auch diese Systeme sind im Grunde genommen nachrüstbar.
    Bloss hat sich gezeigt, dass die Verwendung des Nabenmotors im Vorderrad bei normalen Velos nicht ideal ist - die Gabeln sind dafür schlicht nicht steif genug. Und mit dem Motor im Hinterrad verbaute man sich BISHER die Möglichkeit, eine Getriebenabe und einen geschlossenen Kettenkasten zu spezifizieren. Genau darum ist die Kombination von Getriebenabe und Nabenmotor so interessant und attraktiv.
    Keine Rolle spielen diese Überlegungen bei E-Bikes wie dem Flyer: Weil hier der Motor direkt auf die Kette wirkt und nicht in einer Nabe steckt, kann ein Flyer problemlos mit beliebigen Getriebenaben kombiniert werden.

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