Mittwoch, 21. Januar 2009

Realsatire – oder wie schlecht kann sich ein Wohltäter aufführen?

Die Posse um Armstrong’s Blutwerte und sein grossmäulig angekündigtes «umfangreichstes Dopingkontroll-Programm, das die Welt je gesehen hat», wird immer grotesker. Nun sollen die Blutwerte nicht ins Netz, weil Armweak fürchtet, das könnte Dopingverdächtigungen lostreten. Was hat der Kerl zu verbergen?

Lance Armstrong’s Karriere ist an Rekorden reich: Kaum einer wurde so jung Profiweltmeister, keiner gewann die Tour de France sieben Mal, und schon gar nicht in Serie. Aber bei all diesen Rekorden schwang auch immer Argwohn, ja Misstrauen mit. Die Tatsache, dass ein Grossteil seiner einstigen Helfer inzwischen wegen Dopings aus dem Verkehr gezogen worden sind, liess die Verdachtsmomente auch nicht kleiner werden.

Quelle: Stuttmann-Karikaturen.de

Und so wusste Armweak vom Moment seiner Rückkehr-Ankündigung an, dass er wieder mit den Unstimmigkeiten konfrontiert werden würde, die in seiner Karriere fast so häufig waren wie die Triumphe. Von nicht gemeldeten Cortison-Salben über die Zusammenarbeit mit Michele Ferrari, die Einschüchterung des Ferrari-Belastungszeugen Filippo Simeoni bis zu den Gerichtsprozessen gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Frankie Andreu, der ihn stark belastet hatte: Diese Vergangenheit war nie aufgearbeitet worden. Und sie wiegt schwer.

Für einmal entschloss sich Lance Armweak aber, seine Kritiker nicht einfach mit Drohungen oder einer grossen Klappe mundtot zu machen. Nein, er wollte in die Offensive gehen und von sich aus mit dem renommierten US-Dopingjäger Don Catlin zusammen arbeiten. Dessen Teams sollten ihn jederzeit unangekündigt testen können, und die dabei erhobenen Blutwerte sollten ins Web gestellt werden. Ein aktiver Beitrag zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit, sollte man meinen (vgl dazu meine beiden Blogeinträge vom 2. und vom 17. Januar).

Quelle: Stuttmann-Karikaturen.de

Doch nun, da Armweak vom nicht eben für seine Sensibilität in Dopingfragen berühmten Australischen Publikum wie ein (Halb-)Gott gefeiert wird, wähnt er sich offenbar in Sicherheit. Dass er Catlin’s Tester bis in den Januar hinein hinhielt, sah er selbst überhaupt nicht als Problem. Doch jetzt kommts noch besser: Der Grossmeister der Selbstherrlichkeit will nun seine Blutwerte doch nicht ins Web stellen. Die Begründung lässt aufhorchen: Wenn sich Schwankungen in den Messwerten zeigen sollten, würde dies nur wieder zu neuen, unbegründeten Verdächtigungen führen.

Seltsam bloss, dass sich mit Patrik Sinkewitz und Ivan Basso zwei im Unterschied zu Armweak erwischte Doper soeben entschieden haben, ihre Blutwerte sehr wohl ins Netz zu stellen. Bei Sinkewitz sind die Bluwerte sogar eine eigene Unterrubrik seiner Website, Basso hat die Sache zu Mapei Sports ausgelagert. Herrgottsakra, das Nichtreinstellen der Werte führt zu einem absolut berechtigten Verdacht. Dass dies Armweak in seiner geballten Selbstgerechtigkeit nicht in Erwägung zieht, zeigt seine komplette Unfähigkeit, sich selbst mit Distanz und einem gewissen Mass an Kritik zu sehen.

Lance, DU bist für mich der GRÖSSTE.... Dope-Cheat der Radsportgeschichte!
Und wie recht hatte doch die "Welt", als sie zum Schluss kam, dass Armstrong den Radsport zu Tode rettet.

Nachtrag:
Auch Andreas Burkert kommt in der "Süddeutschen Zeitung" zu ganz ähnlichen Schlüssen wie meine Wenigkeit.

3 Kommentare:

  1. @ Café P11

    Sorry for having written in German. It's just a foaming rant on Lance Armstrong's decision not to publish his blood values on the web as promised.

    Not doing it from simple fear that someone might misinterpret changes in these values is a miscalculation from my point of view, as breaking the promise made hurts his reputation far more.

    But he's old enough to know what he's doing, right?

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