Schon seit Jahren mangelt es am Winterthurer Hauptbahnhof akut an Abstellplätzen für Fahrräder. Dies hat nicht selten zur Folge, dass man morgens seine liebe Mühe hat, noch ein Plätzchen für den Drahtesel zu finden – und aufm Rückweg unter Umständen kaum an selbigen heran kommt. Das Problem ist bekannt, man hat sich irgendwie damit arrangiert und rechnet seitens der SBB schon gar nicht mehr mit Verbesserungen. Auf der Seite des Altstadt hat die Stadt Winterthur die famosen, zweistöckigen Veloständer aufgestellt, aber auf der Rückseite des Bahnhofs sucht man vergebens nach einem Ausbau der Kapazitäten.
Was sich die SBB aber heute erlaubt hat, geht eindeutig ein paar Schritte zu weit. So viel vorweg: Leider gibt’s auch unter den Velofahrern rücksichstlose Arschgeigen, die ihre Velos so hinstellen, dass die Fussgänger kaum noch vorbei kommen. Offensichtlich wars heute aus der Sicht der SBB mal wieder Zeit, ein Exempel an den velofahrenden Zugpendlern zu statuieren. Also wurden alle wild abgestellten Räder auf einer kleinen Fläche zusammen gepfercht – verschachtelt und auf eine derart lieblose Art und Weise, die Schäden an Lack und Anbauteilen fast schon zwingend nach sich zieht.
Dummerweise haben die SBB-Mitarbeiter die ganzen körbchenbewehrten Rostlauben auf korrekt abgestellte Fahrräder geschmissen, die dort jeden Tag stehen. Denn mit etwas Geschick kommt man mit dem Velo gerade so zwischen Geländer und Selecta-Automat vorbei – und findet dann auf dem Sprickel zwischen Gleisen und Unterführung einen Abstellplatz. Einen nota bene, der niemanden in irgend einer Art behindert. Genau diesen Platz hat sich nun aber die SBB für ihre kleine Strafexpedition ausgesucht. Und damit Leute mitbestraft, die keinen Zusatzaufwand scheuen, um anderen NICHT zur Last zu fallen.
Und zuhinterst, hinter (zum Glück für die SBB nicht unter...) einem wilden Mikado-Haufen aus Fahrrädern, stand mein Renner – immerhin stand er noch, aber eine Pedale eines anderen Velos hatte sich bereits im Vorderrad verkeilt. An mein Velo kam ich nur balancierend heran, eine Hand am Geländer, worauf ich es auch noch über das Geländer heben und wieder zurück balancieren musste. Am liebsten wär ich gleich zu den Verantwortlichen der SBB gegangen, um ihnen alle Schande zu sagen. Aber mit Frischwaren im Rucksack hab ich mich dann doch gleich auf direktem Wege heim begeben.
Fazit: Wenn Winterthur der Musterschüler in Sachen Fahrradförderung sein soll, dann ist die ganze Schweiz eine Spez. Und Winterthur der Spez-Primus, der sich schon viel zu lange auf seinen gammligen Lorbeeren ausruht. Die SBB sollte sich überlegen, ob man so mit einem Teil der eigenen Kunden umgehen soll – und vor allem sollten SBB-Mitarbeiter sich davor hüten, eins meiner Fahrräder mit ihren Griffeln anzurühren. Dann gibt’s nämlich richtig Rabatz.
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