Sonntag, 1. März 2009

Von Slaloms und Irrwegen

Die Temperaturen steigen, der Schnee schmilzt. Die erste Ausfahrt aufm Renner brachte aber mal wieder gleich viel Stress wie Trainingseffekt.

Und das begann schon beim vermessenen Versuch, vom Winterthurer Neuwiesen-Quartier nach Seen und weiter ins Tösstal zu kommen. Denn in der Stadt waren heute die Narren los, und darum wurden gleich mal ALLE Strassen um die Altstadt herum für den Umzug dieser schon mittags volltrunkenen Spiesserbande abgesperrt. Und ja: Fahrverbote aufstellen konnten diese maskierten Deppen, aber eine Umleitung signalisieren? Wo käme man da hin?

Während der Schnee in Winterthur so gut wie weggeschmolzen ist, findet man im Tösstal
noch jede Menge der nicht-mehr-so-weissen Nicht-mehr-so-Pracht.

Zum Glück ist man nicht gänzlich ortsunkundig, so dass ich nach einigen Umwegen doch wieder auf meine gewohnte Route einbiegen konnte. Die 50km-Runde durchs Tösstal und vorbei am Bichelsee nach Aadorf und dann zurück nach Winterthur schien mir ideal, um den winterlichen Flugrost aus den Beinen und den Russ aus der Lunge zu bekommen. Diese Runde folgt fast ausnahmslos verschiedenen Veloland-Schweiz-Routen, was aber nicht heisst, dass man ums Slalomfahren um rücksichtslose Fussgänger herum kommen würde.

Wo Schnee schmilzt, ist Schmelzwasser nie weit - meine Entscheidung, in
Zweidrittelshosen loszufahren, habe ich drum bald verflucht.

Während die Skifahrer in Kranskja Gora um rote und blaue Stangen flitzten, machte ich dasselbe mit Kinderwägen, Nordic Walkern, Inline Skatern, Joggern – und ja, selbst mit einigen Radlern. Auf dieser Route erwartet man nichts anderes, wobei die Unverfrorenheit vieler Fussgänger schon nervt: Wenn ich sommers mit dem Bike auf dem parallel verlaufenden Feldweg unterwegs bin, werd ich alle 50 Meter angepisst, dass der Radweg auf der anderen Seite des Flusses verlaufe. Nun, wo der Feldweg noch schneebedeckt ist, machen sich dieselben Fussgänger auf dem geräumten Radweg breit.

Den Höhepunkt der Rücksichtslosigkeit (oder ist es Gleichgültigkeit?) boten dann ausgangs des Kaffs Balterswil zwei Mütter, die mit vier Kindern und zwei unangeleinten Hunden auf der Veloland-Route unterwegs waren. Diese führt dort über eine 3 Meter breite Nebenstrasse: Man sollte also annehmen, dass man mit dem Fahrrad an einem solchen Kuddelmuddel vorbei kommt, vor allem wenn man auf die Gruppe zufährt und der Sichtkontakt darum gegeben ist. Doch weit gefehlt: 20 Meter vorm Kreuzen scherte ein Kind im Vorschulalter auf einem dieser blöden Kickboards aus der Gruppe aus und genau in meine Bahn.

Beim Ausweichen geriet ich mit meinen schmalen, knallhart gepumpten Slick-Reifen ins weiche Splittbett am Strassenrand, und zugleich rannte mir eine der beiden unangeleinten Hunde um ein Haar unters Vorderrad. Irgendwie hab ich zwischen all diesem Mist durchgesteuert, angehalten – und bekam prompt eine Breitseite von den Muttis zu hören, von wegen rücksichtslos und viel zu schnell. Ich glaube, dass diese beiden Trullas nicht so schnell vergessen werden, was ich ihnen als Reaktion darauf an Worten an den Kopf geknallt habe. Schliesslich waren wir einander weder in einer Fussgänger- noch in einer Begegnungszone begegnet, sondern auf einer 3 Meter breiten Nebenstrasse, wo auch motorisierte Fahrzeuge verkehren.

Der Rest der Ausfahrt verlief zum Glück ohne weiterw Zwischenfälle, weil schliesslich längst nicht alle Fussgänger rücksichtslose Vollspacken sind wie diese beiden «Deine Muddas». Bloss, dass ich nach 45km (und somit 7km von meiner Haustür weg) in die Unterzuckerung gefahren bin. Die letzten Kilometer der ersten Rennrad-Ausfahrt des Jahres 2009 waren darum nur sehr bedingt ein Vergnügen. Trotz aller Aufregung und des zähen Abschlusses hats aber mal wieder gut getan, fast zwei Stunden im Sattel zu sitzen und Gas zu geben.

1 Kommentar:

  1. bravo! ich hab auf einer drei stündigen ausfahrt mit dem bike nun endlich mal den brüttemer-"wallride" ausprobiert - und es hat mich glatt auf die fresse gehauen ;)

    mit rennradpneus durch 3cm hohes konfetti ist mühsam...

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