Dienstag, 22. Dezember 2009

Social Networking kills the Casting Crap

In den vergangenen Jahren stand um die Weihnachtszeit immer der Gewinner der britischen Casting-Show «X-Factor» zuoberst in der Hitparade. Nicht 2009, und das erst noch dank Facebook und MySpace.

Hätte an die Chart-Spitze klettern sollen, wenn alles wie in den vergangenen Jahren gelaufen wäre:
Joe McElderry, Gewinner der Casting-Show «X-Factor».

Ich bin wahrlich kein Fan von Social-Networking-Plattformen wie MySpace und Facebook. Was Leute, die ansonsten angesichts von biometrischen Pässen und Kameraüberwachung nicht müde werden, vor dem Big Brother zu warnen, dort bereitwillig über sich und ihr Privatleben verraten, geht oft auf keine Kuhhaut. Und kann bei Job-Bewerbungen gar zu einem handfesten Problem werden.

Ikonen der Protest-Bewegung, nun erfolgreich für einen Protest genutzt:
Rage Against The Machine in typischer Antistar-Pose.

Nun ist es in England aber gelungen, dem Kalkül der Unterhaltungsindustrie einen fetten, wenn auch virtuellen Knüppel zwischen die Haxen zu schmeissen. Aus Protest gegen das x-te Klonprodukt der TV-Castingshow «X-Factor» wurde über Facebook, MySpace und Twitter dazu aufgerufen, sich in der Woche vor Weihnachten den Uralt-Track «Killing in the Name» von Rage Against The Machine runterzuladen.

Und siehe da: Der wütende Protestsong aus dem Jahr 1993 ziert an Stelle von Castingshow-Sieger Joe McElderry die Spitze der britischen Singlecharts. Und Rage Against The Machine haben angekündigt, erstens die aus den kostenpflichtigen Downloads des Songs erwirtschafteten 65'000 Pfund für einen guten Zweck zu spenden. Und zweitens im kommenden Jahr ein Konzert in England zu geben, um sich bei den britischen Fans zu bedanken. Die überraschten Reaktionen von RATM-Frontmann Zack de la Rocha und dem Intitianten der Web-Kampagne gegen den Casting Crap kann man auf der BBC-Website geniessen.


An die Adresse der Unterhaltungsindustrie bleibt noch, angesichts dieses Lehrstücks in medialem Konsum-Ungehorsam frei nach Rage Against The Machine zu sagen: «Fuck you, I won’t do what you tell me...».Auch wenns ein etwas heftiger Weihnachtsgruss ist.

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