Nach einer kalten Nacht und einem umso besser schmeckenden Frühstück (Rührei, Speck, gutes Vollkornbrot und frisch gebrühter Kaffee sind sichere Werte) brachten uns Mitarbeiter von DT Swiss am Dienstag Morgen die technischen Details der neuen Federgabeln näher (wer sich dafür interessiert, findet die Details auf Frontlinemag.net).
Danach galt es, die graue Theorie in der Praxis zu erfahren. Also ab in mehrere Schichten Radbekleidung. Weil ich vor der Abreise von Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad ausgegangen war, hatte ich keine lange Radhose eingepackt – und war darum prompt ein Exot. Nur der Tobias von mtb-news.de erschien wie ich in kurzen Hosen zur Ausfahrt, die Knie mit Protektoren vor Auskühlung geschützt.
Kaum losgefahren, wurde mir aber selbst mein Frühlings-Tenue zu warm – denn es ging gleich zu Beginn der Testrunde bergan, und das durch nassen Schnee, mit entsprechend hohem Rollwiderstand und Schlupf. Also weg mit der Regenjacke, danach passte das von der Temperatur her schon deutlich besser.
Klar, wegen des ganzen Schmelzwassers wurde es an Füssen und Schienbeinen schnell frisch. Das galt erst recht nach einer Bachdurchfahrt. Prompt kam es, als ein Teil der Journalisten schon auf der anderen Seite des Wassers war, zu einer ausgelassenen Schneeballschlacht. Und das im März in Spanien.
Auf der folgenden Abfahrt sorgten die wegen der Nässe laut heulenden Scheibenbremsen für Belustigung: Unsere Gruppe erzeugte einen Lärm, als ob eine Horde brünstiger Esel den Berg runter kam. Nun, die Runde endete auf dem Strand – und das Meer war noch immer aufgepeitscht von den Sturmwinden der Nacht. Entsprechend eindrücklich knallten die Brecher gegen die Felsküste, und man konnte das Salzwasser buchstäblich riechen, so viel Gischt hing in der Luft.
Als am Mittwoch das Internet noch immer nicht funktionierte, wurde ich zum Improvisieren gezwungen: Schliesslich musste ein Artikel dringend in die Redaktion nach München. Nachdem ich morgens eine weitere Runde auf dem steifgefrorenen Test.Parcours gedreht hatte, lud ich den Artikel auf einen USB-Stick. Und machte mich gegen Mittag mit zwei Mitarbeitern von Schwalbe per Auto auf den Weg nach Blanes, wo es laut Hotel-Angestellten Strom und Web hatte.
Dem war in der Tat so: Während in Giverola, Tossa de Mar und Lloret de Mar, ja in der ganzen Provinz Girona gar nichts ging, war in Blanes nichts von einem Notstand zu spüren. Mal abgesehen davon, dass das Städtchen recht überlaufen war – wohl von Leuten, die vor dem Blackout geflüchtet waren. Während die Spanier bei etwa 5 Grad und Sonne auf dicke Jacken, Handschuhe, Mützen und Schals setzten, war ich in kurzen (Bike-)Hosen unterwegs – und wurde entsprechend angestarrt.
Kaum zurück in Giverola, schwang ich mich nochmals auf eines der Testbikes – denn das Mondraker «Fury RR» machte unverschämt viel Spass: Leicht, wendig wie Sau und mit 140mm Federweg an beiden Achsen, wuchs mir dieses Bike so richtig ans Herz. Weil ich die Route bereits kannte, zeigte ich zwei spanischen Kollegen und einem Briten, wo es lang ging. Und verfluchte im Anstieg, dass ich mir in Blanes noch einen Dürum genehmigt hatte, der nun etwas schwer auflag. Zumal die beiden Spanier bergan verflixt schnell waren. Auch diese Ausfahrt endete wieder auf dem Strand.
Wieder zurück im Hotel, kam ich nicht um eine kalte Dusche herum – und brüllte dabei wie ein berserkender Wiking. Dafür funktionierte das WLAN-Netz im Hotel ab dem frühen Abend wieder, was die Laune der meisten Journalisten schlagartig verbesserte. Wie auch die Aussicht auf etwas höhere Temparaturen und Sonne am Donnerstag. Denn weil mein Shuttle zurück nach Barcelona erst um 14 Uhr fuhr, blieb noch Zeit für eine letzte Ausfahrt.
Diesmal wagte ich mich auf den Singletrail, der sich von Tossa de Mar nach Giverola quer durch die felsige Steilküste zieht. Stellenweise exponiert, waren auf diesem Pfad eine ruhige Hand am Lenker und gute Nerven gefragt. Abgesehen von einigen Treppen und einer wirklich steilen Felspassage konnte ich aber alle Passagen fahrend bewältigen. Und den einzigen Sturz legte ich hin, als ich das Bike eine Treppe hoch trug.
Von diesem Küstentrail aus gabs immer wieder atemberaubende Aussichten auf das Mittelmeer und die Felsküste. Und weil wir zwischendurch immer mal wieder anhielten, um Photos zu schiessen, blieb auch genügend Zeit, diese Aussichten zu geniessen. Wieder zurück im Hotel, gönnte ich mir eine ausgiebige, warme Dusche im Hallenbad, ehe Gepäck packen angesagt war.
Nach einem letzten Abstecher ans Pasta-Buffet wurden wir zu dritt nach Barcelona chauffriert – und konnten auf dem Weg nochmals das Ausmass der Schäden sehen, welche der Schneesturm angerichtet hatte: Geknickte Bäume und unterm Gewicht des Schees kollabierte Blechdächer allenthalben, und dazu war auf der Autobahn der gesamte Pannenstreifen noch mit Schnee bedeckt.
Bis zum Boarding blieb noch viel Zeit, und weil Chris vom deutschen Magazin Mountain Bike seinen Rückflug etwa zur gleichen Zeit hatte, streiften wir gemeinsam durch das schnieke Terminal 1 des Flughafens Barcelona – kein Vergleich zum kaum isolierten, nicht geheizten Terminal 2, in dem ich am Montag lange hatte warten müssen.
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