Als ich heute auf Einkaufstour durch Winterthur flitzte, fiel mir ein unlackiertes, altes Stadtradl auf - und das Teil entpuppte sich als veritabler Oldtimer.
Dass jemand einen Stahlrahmen ohne schützende Lackschicht den Witterungseinflüssen aussetzt, kommt selten vor. Darum fiel mir der klassische Drahtesel, der im Stadtzentrum gegen einen Baum angelehnt war, sofort auf. Abgesehen von etwas Flugrost, der für eine fast schon noble Patina sorgte, war der Rahmen auch noch in bemerkenswert gutem Zustand.
Auch die Ausstattung war stilecht - vom grossen Brooks-Sofa bis zum über einen Nippel abschmierbaren Tretlager. Laut dem Signet aufm Steuerrohr handelt es sich um ein Fahrrad des britischen Herstellers Hercules Cycle & Motors. Diese Firma wurde 1910 in Aston, Birmingham, gegründet, feierte 1939 bereits das sechsmillionste produzierte Rad. Die Hälfte der in den 30er Jahren produzierten Räder ging in den Export. Dem rasanten Aufstieg folgte in den 50er Jahren der schnelle Fall: Die Diversifizierung in Richtung Mofas und Motorräder scheiterte, und die Firma wurde nach einigen Besitzerwechseln zu einem Teil von Raleigh.
Nun, eines der vielen exportierten Hercules-Räder hat es ganz offensichtlich bis nach Winterthur geschafft - und wird nun ohne schützende Lackschicht im Alltag genutzt. Auf jeden Fall schön, wenn der Rost mal nicht vor allem am Antrieb zu finden ist, sondern an einem Rahmen, der aus einer einst grossen Fabrik stammt.
Winter Mood
vor 1 Tag
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