Freitag, 15. Februar 2008

Ab in die Vergangenheit: 80er Revival

Landauf, landab ist im Moment davon die Rede, dass die 80er wieder «in» werden. Wer die Ära der Föhnfrisuren, Mèche-Strähnen, Schulterpolster, Polyester-Blazer, weisser Disco-Schlüpfer sowie Skikleidern und nuttig anmutenden Schlauch-Stretchkleidchen in Neonfarben nicht selbst erlebt hat, sieht diese Ankündigung nicht als Drohung – ich schon.

Die 80er, das war für mich primär eine Ära, in welcher der Kalte Krieg in Afghanistan, Grenada, Nicaragua, aber mit dem NATO-Doppelbeschluss auch in Europa nochmals richtig auf Touren kam –Olympia-Boykotte inklusive. Eine Ära von verbiesterten Fundis wie Ronald Reagan und Margaret Thatcher, gegen deren Gedankenstarre auch ein reformwilliger Gorbatschow kaum etwas ausrichten konnte. Eine Ära auch des schlechten Kleidergeschmacks, der Dank der Fernseh-Serie «Miami Vice» perfekt für die Nachwelt dokumentiert ist. Was Sonny Crocket, Riccarco Tubbs und die beiden Politessen tragen, war damals hip.

Vor allem aber waren die 80er die Ära prolliger Sportkarren, aus denen meist noch prolligerer Synthezizer-Metalsound röhrte. Europe, Bon Jovi, Halloween und Konsorten lassen grüssen. Besagte Karren rollten mit verbreiterten Radkästen, Lufthutzen auf der Motorhaube, vielen Spoilern und noch mehr Zierat, der nutz- und sinnlos vom Innenspiegel baumelte, über die Strassen. Neben dem Ford «Capri» und Toyota’s «Celica Supra» war es vor allem der Opel «Manta», der zum Proll-Sportwagen Nummer Eins mutierte. Bis der letzte seiner Sorte 1988 vom Band lief, wurden laut Wikipedia mehr als eine Million «Manta» gebaut. Eine schauerliche Vorstellung...


Boey, Manni! Kuck ma, ein «Manta 400», is ja voll geil!

Wie ich vorgestern mit meinem Citybike aufm Rückweg vom Bäcker durch die Tempo30- Zone flitzte, wurde ich urplötzlich von einer Mischung aus Ekel und Faszination übermannt. Denn was sah ich, fein säuberlich in der blauen Zone abparkiert? Einen «Manta» der besonders prolligen Sorte, ein Relikt aus einer Zeit, als das «Pimpen» von Karren noch nicht so weit verbreitet war und darum in manchen Kreisen nicht als schicklich galt.

Was seh ich denn da im Rückspiegel?

Kein gewöhnlicher, sondern ein Über-Manta
Erst die Recherche am heimischen Desktop belehrte mich darüber, dass ich nicht irgendeinen Manta abgelichtet hatte. Wie die aufwändige Mehrfarben-Lackierung vermuten lässt, handelt es sich um ein Sondermodell, den «Manta 400». Dieser war eigentlich ein reines Wettbewerbsfahrzeug, welches aufgrund motorsportlicher Reglements der damaligen Gruppe B in geringer Stückzahl auch für den normalen Markt angeboten werden musste. Mit anderen Worten: Mir war nicht irgendein kommuner «Bauernporsche» vor die Linse geraten, sondern die höchste Evolutionsstufe desselben.

Aber mit diesen Winter-Wienern und diesen Ekel-Felgen ist kein Blumentopf zu gewinnen ;)

Etwas leid tat er mir ja, dieser «Manta 400», wie er auf unstandesgemäss dünnen Winterreifen und gänzlich schmucklosen Standard-Popelfelgen in der Kälte stand. Und auch das dünne Endrohr der Auspuffanlage dürfte der «Generation Remus» bestenfalls ein mitleidiges Lächeln entlocken. Die richtig breite Sportbereifung und die dazu gehörenden, zweifellos feschen Felgen (okay, für hochglanzverchromte 21-Zoll-Monster wie bei MTV's «Pimp my Ride» wird es wohl kaum reichen) dürften noch in einer Garage auf wärmere Tage warten. Wie auch der Fahrer, denn im Moment droht wohl noch ein mittlerer Gelenkschaden durch Unterkühlung, wenn er sich in seinen «Manta» setzt und mit offenem Seitenfenster und lässig ausgestelltem Ellenbogen um die Ecken cruist.

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