Montag, 25. Februar 2008

«twoo»: Grundsätzliches und Kuriosa

Die Fahrradmessen-Landschaft in der Schweizer ist in Bewegung: Seit sich die Velobranche zum Alleingang und zur Abspaltung von der «2Rad» in Zürich entschieden hat, versuchen sich verschiedene Akteure. Als letzte am vergangenen Wochenende die Messe Schweiz in Basel.

Die Frage, welches Messekonzept um welche Zeit des Jahres Sinn macht, ist ein vertrackte – und darum sind die Meinungen auch vielfältig. Für mich als Branchen-Insider steht die Eurobike in Friedrichshafen als Neuheiten-Messe anfangs September im Vordergrund. Seit vergangenem Jahr ist mit dem «TestRIDE» in der Lenzerheide eine ideale Ergänzung dazu gekommen: Keinen Monat, nachdem man die neusten Produkte zu Gesicht bekommen hat, kann man diese im Gelände ausprobieren – mechanische Aufstiegshilfe inklusive. Ende Februar interessiere ich mich allerdings nur noch sehr bedingt für «Neuheiten», die zum Teil bereits seit einem halben Jahr im Fachhandel erhältlich sind – und die ich zudem nur anschauen oder auf einem Micky-Mouse-Parcours, nicht aber im Gelände fahren kann.

Anders ist das offensichtlich für Normalbürger, die erst zum Frühlingsanfang (und nicht wie ich ständig) ans Fahrrad denken und sich dann informieren wollen. Genau auf diese Zielgruppe hat es Messe Schweiz mit der am vergangenen Wochenende zu Ende gegangenen, ersten Austragung der «twoo» abgesehen. In der Halle 3 des Messe-Geländes in Basel untergebracht, konnte diese Ausstellung auf viele Besucher zählen, die sich sonst NIE an eine Fahrrad-Messe verirren würden – nun aber von Dirtjump- und Trial-Shows angelockt wurden. So viel vorweg: Die «twoo» hat mich trotz diverser Vorbehalte positiv überrascht, wenn auch nicht überzeugt.


Eine Premiere mit Schwächen
Denn die Schwächen waren nicht zu übersehen: Erstens wäre da einmal die Lage Basels, die es meines Erachtens für eine Messe mit gesamtschweizerischem Anspruch ungeeignet machen. Zu viele Leute haben einen zu weiten Anreiseweg ans Rheinknie. Zudem war die Liste der Aussteller bei der Premiere zu dünn, und allzu viele Anbieter aus dem Bereich Mountain Bike glänzten durch Abwesenheit. So wirkte die Ausstellung seltsam zusammen gewürfelt, und zudem drängten sich alle Aussteller im Erdgeschoss, während der riesige erste Stock unbenutzt blieb. Hier wäre mehr als genug Platz für einen E-Bike-Testparcours, für eine Lounge oder dergleichen mehr. Wer weiss, vielleicht für 2009?

Einige Kuriosa, die mir ins Auge gestochen sind, will ich der geneigten (oder senkrechten) Leserschaft dennoch nicht vorenthalten:

So verriet dieser Wegweiser, dass die Messe Basel noch nicht so routiniert ist in Sachen Fahrrad: Bei «MBT» denke zumindest ich an «Masai Barfuss Technologie», unförmige Schuhe mit abgerundeter Ferse, die ein natürliches Abrollen des Fusses erleichtern, zu einem steten Balanceakt zwingen und so die Rückenmuskulatur stärken und Beschwerden vorbeugen sollen. Wenn Mountain Bikes gemeint sind, erscheint mir «MB» oder «MTB» eher als passend.

Ob die Welt auf ein Mountain Bike in speziellem Euro08-Design gewartet hat, bleibe mal dahin gestellt. Da dieses Sondermodell von BC Kristall ansonsten eher lieblos ausgestattet ist, darf man getrost davon ausgehen, dass das Zielpublikum dieses Gefährts mehr von Fussball als von Fahrrädern verstehen dürfte.

Eine heisse Sache ist dagegen das «Thunderbirdie» - wortwörtlich. Denn mit Hilfe eines auf dem Gepäckträger montierten Zusatzantriebs knackten einige Tüftler aus Deutschland den Rekord für das schnellste Faltrad. Alle, die 85 km/h nicht wirklich schnell finden, sollten dabei bedenken, dass das «Birdy» auf kleinen Rädern rollt und entsprechend nervös zu fahren ist. Mit 85 Sachen muss das ein mittlerer Höllenritt sein, bei dem der Pilot Blut geschwitzt haben dürfte.
Leider waren die beiden Gründer von Retrovelo in Basel nicht selber vor Ort. Aber die beiden Leipziger, welche mit ihren Rädern die guten, alten Zeiten aufleben lassen und dabei auch den Spass am Leben nie vergessen, hatten einem lokalen Zweirad-Händler einen Querschnitt durch die Kollektion zur Verfügung gestellt. Und als Krönung das endlos coole Soundbike: Von zwei Autobatterien gespiesen, ist dieses Fahrrad der ideale Begleiter für schöne Nachmittage im Stadtpark – egal, ob man als Traditionalist zwei 1200er-Plattenspieler von Technics anschliesst oder zeitgemäss einen iPod und einen Discman. Hauptsache, es wummert – bis die Polizei kommt.

Ebenfalls praktisch an Schönwetter-Nachmittagen im Stadtpark ist das neue, austauschbare Schaltauge des US-Bikeproduzenten Santa Cruz: Denn in diesem praktischen Teil, das eigentlich vor allem bei Stürzen als Sollbruchstelle dienen und so den Rahmen vor gröberen Schäden schützen soll, ist der Flaschenöffner gleich integriert.

So viel für den Moment, ich hoffe, dass die Lektüre Spass gemacht hat.Ach so: Wer unbedingt etwas seriöseres aus meiner Tastatur (mit der Feder schreib ich ja nicht) lesen will, der (oder die) sei auf meinen Artikel über die Kooperation von Modeschöpfern, Designern und Fahrradherstellern in der NZZ am Sonntag von gestern, 24. Februar 2008, verwiesen.

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