Bereits am Donnerstag reiste ich mit dem Zug nach Sargans – und von dort als Beifahrer mit dem Herausgeber des Heftes «Outdoor Guide» weiter an den Monte Tamaro. Im Gepäck hatten wir bereits drei der Testräder, und aufm Parkplatz der Tamaro-Bahn warteten zwei Mitarbeiter der Firma Stöckli, um uns ein weiteres Testrad zu überreichen.
Mit der Bahn ging es dann so weit wie möglich den Tamaro hoch, also bis zur Kirche Santa Maria degli Angeli, einem Bauwerk des Tessiner Architekten Mario Botta. Von da an war Treten angesagt: Bis zur Antennne oben aufm Tamaro waren noch rund 500 Höhenmeter zu schaffen. Und das auf einem verwitterten Fahrweg, dessen grober Schotterbelag nur mässige Traktion bot. Die ganze Plackerei wurde dafür mit einer herrlichen Aussicht auf die Magadino-Ebene und die frisch bezuckerten Alpengipfel belohnt.
Und mit einer kilometerlangen Abfahrt auf schmalen Wegen, zunächst in felsigem Gelände, dann durch die Kastanien- und Birken-Wälder an den Hängen des Tamaros. Die letzte Abfahrt hinunter nach Sigifredo erwies sich als veritabler Schüttelbecher – von so etwas wie einer Ideallinie keine Spur, dafür viele lose und grosse Steine, teils versteckt unter Laub. Auch schon entspannendere Abfahrten erlebt.
Von Freitag bis Sonntag war dann der eigentliche Testbetrieb angesagt. Also war Runde um Runde auf der für Mensch und Material durchaus fordernden WM-Strecke von 2003 zurück zu legen, jedes Mal mit einem anderen Rad, aber immer möglichst im gleichen Tempo – schliesslich sollte ein aussagekräftiger Vergleich resultieren, also macht es keinen Sinn, am Morgen Vollgas zu geben, um dann am Nachmittag aufm Zahnfleisch rumzueiern.
Das bedeutete lange Tage: Aufstehen um 7.15 Uhr, Frühstück ab 7.45 Uhr, dann um ca. 8.20 Uhr alle Testräder aus der Garage auf den Anhänger verladen und von Ponte Tresa, wo wir im Hotel Villa del Sole übernachteten, nach Rivera dürsen. Dort von 9.15 Uhr bis 12.15 Uhr testen, dann eine Stunde Pause für einen Teller Pasta, darauf wieder von 13.15 Uhr bis etwa 16.45 Uhr testen. Um etwa 17.15 Uhr zusammen packen, zurück ins Hotel, dort duschen und um 19.30 Uhr besammeln fürs Abendessen.
Während für die Testfahrer der Pflichtteil gelaufen war, warteten auf mich als Testleiter in der Garage noch die Testräder: Jedes Rad wurde von mir abgewogen, die Räder ausgebaut und auf einer präzisen Waage nochmals einzeln gewogen (weil sie als rotierende Masse einen starken Einfluss darauf haben, wie spritzig sich ein Bike fährt) sowie die Spezifikation bis in die Details notiert, um auch die Ausstattung der Räder beurteilen zu können. Das hiess, dass ich noch von 23 Uhr bis 0.30 Uhr in der Garage verschwand, zwecks Erhebung all dieser Daten.
Leckeres Abendessen – am Freitag gabs in einem Grotto wahlweise Hirsch-Fondue oder Wildschwein-Filets, am Samstag haben wir dann in einer Pizzeria gleich über die Grenze in Italien zugeschlagen – und das besonders im Vergleich zur Alpennordseite herrliche Wetter entschädigten aber locker für die langen Tage. Und sogar sturztechnisch habe ich mich zurück gehalten – und mir nicht allzu viel angetan, abgesehen von zwei angeschlagenen Knien. Im Tessin fällt man eben immer hart, egal wie und wo.
Der einzige Wermutstropfen kam auf der Heimfahrt: Obwohl wir uns zeitig auf den Weg machten, gerieten wir vorm Stalvedro-Tunnel in einen ersten Stau – und verloren insgesamt an der Gotthard-Südrampe eineinhalb Stunden. Immerhin konnten wir uns die Zeit vertreiben, indem wir auf dem Powerbook einen Film über Extremkletterer schauten.
Die Resultate des grossen Biketests können Interessierte im kommenden Frühjahr in der Sommerausgabe der Zeitschrift «Outdoor Guide» nachlesen – diese dürfte spätestens Ende April erscheinen. Für mich steht morgen ein weiterer Kurztrip an, und zwar an den Fuss der Zugspitze: Shimano lädt zum OTC-Camp im Cube-Hotel in Biberwies-Lermoos. Und dort dürfte es deutlich kälter sein als noch im Tessin.
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