Der Auslöser der aktuellen Provinzposse um bigotte, zentralschweizer Katholiken ist eine Plakatkampagne, welche die Freidenker-Vereinigung Schweiz nach britischem Vorbild im ganzen Land lancieren will. Mit einem Augenzwinkern wird die Existenz Gottes in Frage gestellt – verbunden mit der Aufforderung, das Leben frei von religiösen Zwängen und Verboten zu geniessen.
Zu viel für die bigott katholische Stadtregierung von Zug, welche in dem Plakat der Freidenker ein öffentliches Ärgernis sieht und dessen Aushang auf Stadtgebiet verbietet. Das wirklich ärgerliche, da hetzerische Plakat der Minarettverbots-Initiative darf hingegen in Zug hängen – na bravo! Die Sensibilitäten dünnhäutiger Katholiken werden ganz offensichtlich etwas anders gewichtet als die Anliegen einer Minderheit wie der Muslime. Die darf man ruhig als aggressiv und gefährlich brandmarken und kollektiv in die Nähe des Terrorismus rücken. Aber wehe es wagt jemand, die Existenz des lieben katholischen Gottes in Frage zu stellen. Dazu noch in Zug, wo man näher bei Gott (und den Vermögen steueroptimierender Geldsäcke) hockt als anderswo.
Der Entscheid der Zuger Stadtregierung ist weit mehr als ein unverständliches Ärgernis: Er ist eine Verhöhnung von 250 Jahren Aufklärung und all jener, die im Kampf gegen Denkverbote und religiösen Aberglauben sowie für das freie Denken mal ihre Karriere, mal ihr Leben geopfert haben. Vor allem aber verstösst der Entscheid gegen die Religions- wie gegen die Meinungsäusserungsfreiheit. Denn anders als etwa mit dem Plakat der Minarettverbots-Initiative wird nicht ausgegerenzt und Angst verbreitet: Das Plakat der Freidenker stellt nur eine tradierte Überzeugung in Frage – da steht schliesslich kein trotziges «Gott ist tot». Nein, die Aussage ist sogar durch ein «wahrscheinlich» entschärft worden, um Gottes blökende Schäfchen (mit weissen Fell, nehme ich an) nicht zu sehr zu verstören.
In England, wo immerhin die Queen nominal noch Oberhaupt der Kirche ist,
war das Freidenker-Plakat schon im Herbst 2008 ein Thema (Bild: Keystone).
Angesichts der Tatsache, dass man vielerorts in der Schweiz ungefragt und im Weltformat mit dem frömmlerischem Geseiher und assortierten Bibelsprüchen der freikirchlichen «Agentur C» eingedeckt wird, ist der Entscheid der Zuger Stadtregierung umso inakzeptabler.
Wie weiter? Erstens sollten die Freidenker den Entscheid der Stadt Zug anfechten. Und zweitens sind alle Freidenker dazu aufzurufen, T-Shirts mit dem Anstoss erregenden Spruch anzuziehen und damit zu Hunderten durch Zug zu flanieren. Ghandi lässt grüssen, und die Freiheit lässt sich nicht von bornierter Bigotterie beschränken – nicht im 21. Jahrhundert!
Wie wärs mit einem Auftritt der Band «Das Ich»?
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