Donnerstag, 22. April 2010

Sensation: Baugesuch in Dübendorf entdeckt

Das Zürcher Amt für Kantonsarchäologie meldet eine Sensation: In der eigenen Geschäftsstelle in Dübendorf wurde unter unzähligen Schichten Papier ein fünf Jahre altes Baugesuch entdeckt.

Dieses Baugesuch betrifft einen Weg, der vor drei Jahren eigens für Mountain Biker erstellt wurde, damit diese und die unzähligen Ausflügler am Uto Kulm möglichst konfliktfrei aneinander vorbei kommen. Nach dem sensationellen Aktenfund auf der Geschäftsstelle in Dübendorf haben die Damen und Herren Archäologen blitzschnell gehandelt – und medialen Druck aufgebaut: Der vor drei Jahren erstellte Antennentrail am Üetliberg soll nun so abgeändert werden, dass diese Rüpel von Mountain Bikern nicht mehr über schützenswerte, keltische Befestigungswälle donnern. Oder doch zumindest dabei keine Erosionsschäden verursachen. Geschätzte Folgekosten: Locker-flockige 60'000 Franken.


Dass das blosse Befahren eines Weges, der über eine archäologische Fundstätte führt, selbige in ihrer Substanz gefährden soll, ist eine ganz neue Sicht der Dinge. Eine mit potentiell weit reichenden Implikationen, führt doch das Nationalstrassennetz vielerorten über genau die gleiche Trasse wie alte Römerstrassen. Sollen nun diese Autobahnen umplatziert werden, um die Substanz der archäologischen Funde zu schützen? Oder merken die Damen und Herren Kantonsarchäologen in diesem Fall, dass die Güterabwägung zu ihren Ungunsten ausfallen müsste? Das wäre dann schon eine erschreckend pragmatische Haltung

Dazu ist festzustellen:

I. Für Kantonsarchäologen scheint so etwas wie eine Einsprachefrist bei Baugesuchen nicht zu existieren. Notfalls wird auch 5 Jahre nach Auflage eines Gesuchs und drei Jahre nach Fertigstellung eines Bauwerks in ultimativem Ton eine massive Umgestaltung verlangt. Aus Sicht der Bauherren stellt dies die Rechtssicherheit durchaus in Frage.

II. Für Kantonsarchäologen scheint es auch die Medien der Neuzeit kaum zu geben (Tonscherben sind ja auch viel spannender) – denn der Antennentrail hat eine bewegte Vorgeschichte, die in verschiedenen Medien breit gewalzt wurde. Und auch die Eröffnung des Trails wurde für die Medien nochmals inszeniert.

III. Es wäre begrüssenswert, wenn Grün Stadt Zürich zumindest Bescheid wüsste, wo es im Bereich öffentlich zugänglicher Grünflächen schützenswerte Fundorte gibt – und wie weit dieses «schützenswert» die Nutzung solcher Grünflächen tangiert.

Meine persönliche Sicht der Dinge ist Folgende:
Die Kantonsarchäologen haben den mit den massgeblichen Anspruchsgruppen (Stadt, Kanton, Forst, Jagd, Naturschützer, Landbesitzer) abgesprochenen Bau der Bikestrecke am Uto Kulm vor fünf (Planung, Baugesuch) resp. drei Jahren (Bau, Eröffnung) schlicht verpennt.

Daher haben sie sich im Ton zu mässigen und von ultimativen Forderungen auf anständiges Bitten umzuschalten, wenn sie ernst genommen werden möchten. Im Sinne eines gutschweizerischen Kompromisses findet sich bestimmt eine Lösung, auf dem Wege eines Diktats eher nicht.

Generell stellt der Vorgang in Frage, ob sich Projekte in Zürich überhaupt noch realisieren lassen, oder ob immer irgendeine Nase sein Veto einlegt. Wenns sein muss auch Jahre nach Ablauf der Rekursfristen.

1 Kommentar:

  1. Hallo Mudstud!
    Ich wusste leider nicht wie ich mich direkt an sie wenden kann daher der Misbrauch des Kommentarfeldes, Entschuldigung. Es geht vielmehr um einen Uralt beitrag von Ihnen vom März 2008 über Radsporttrikots u.a.
    Sie haben offensichtlich ein Altes Amstel Bier Team Trikot. Ich habe zufällig ein Amstel Bear Team Fahrrad aus 1978 erworben und würde gern an der l'eroica damit teilnehmen und da wär das Trikot natürlich eine stilsichere ergänzung. Grösse L sollte es allerdings haben... Wenn Sie er verleichen oder verkaufen würde ich mich sehr über Ihre Rückantwort freuen. Herzlichen Dank im voraus. Marcus Weiss / Düsseldorf marcmobil@me.com

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